Menden. Der Bomben-Verdacht sorgt für viele besorgte Fragen: Mendener Anwohner melden gehbehinderte Menschen – und fragen nach ihren Haustieren.

Der Bomben-Verdacht im Bereich rund um den Papenbusch versetzt viele Bürgerinnen und Bürger in Sorge. Das belegen zahlreiche Anrufe bei der Bürger-Hotline, die von der Stadtverwaltung Menden seit dem Montagmorgen eingerichtet ist. Auch das Mail-Postfach der Verwaltung ist voll. Nach den WP-Berichten von Freitag und Samstag sorgten mehrere tausend Info-Flyer tagsüber für noch mehr Nachfragen am Telefon. 20 Kräfte aus dem Rathaus hatten sie seit dem frühen Montagmorgen bei strömendem Regen in die Briefkästen an allen 31 betroffenen Straßen geworfen. Die Hauptbotschaft: „Es besteht keine Gefahr für Sie!“

Angstvolle Anrufe, aber auch Galgenhumor auf der Hotline der Stadt

Hotline-Telefonistin Pia Stemmer, die auch an den kommenden Tagen unter der Mendener Rufnummer 903-1234 im Rathaus erreichbar ist, berichtet dem WP-Reporter von angstvollen, aber auch humorigen Anrufen: „Ein Mann sagte, er mache mich persönlich verantwortlich, falls sein Haus zu Bruch gehen sollte“, schmunzelt die Rathausbedienstete. Wie berichtet, muss Anfang September ein größeres Gebiet rund um den Papenbusch mutmaßlich für mehrere Stunden geräumt werden. Das wäre der Fall, falls sich der Verdacht der Bezirksregierung Arnsberg auf einen Explosivkörper im Boden bestätigen sollte. Der mutmaßliche Blindgänger war auf Luftaufnahmen aufgefallen.

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„Die Sorge der Menschen umeinander ist groß und beeindruckend“

Die Anrufe seien bislang sehr höflich abgelaufen, die Menschen zeigten Verständnis für das Handeln der Stadt, sagt Stemmer. Wutbürger habe sie nicht an der Strippe gehabt. Im Gegenteil: Meist sei es um Mitbewohner oder Nachbarn mit Gehbehinderungen oder um Bettlägerige gegangen, die im Zweifel aus ihren Wohnungen gebracht werden müssten. Hier hätten sich auch Menschen von außerhalb gemeldet, um auf Hilfsbedürftige hinzuweisen. „Die Sorge der Menschen umeinander ist groß und wirklich beeindruckend“, sagt Stemmer.

Zahl der Gehbehinderten bestimmt die Anzahl der Rettungswagen

Die Zahl der zu transportierenden Menschen vorher möglichst genau zu kennen sei extrem wichtig. Denn danach richtet sich auch die Anzahl der Rettungswagen, die von der Feuerwehr am Evakuierungstag bereitzuhalten sind. Deshalb bittet die Stadtverwaltung auch auf diesem Wege alle Bürgerinnen und Bürger der 31 betroffenen Straßen sich zu melden, wenn sie noch keine schriftliche Info erhalten haben (siehe Infobox).

Shuttles, Betreuungsräume und der Tag der Evakuierung aktuell noch offen

Noch keine Info? Dann 02373 / 903-1234

Wer an folgenden Straßen wohnt und noch keine Info erhalten hat, wird dringend gebeten sich bei der Stadtverwaltung Menden unter 903-1234 zu melden: Alte Provinzialstraße, Am Galgenfeld, Am Papenbusch, Anne-Frank-Straße, Arndtstraße, Bismarckstraße, Christine-Koch-Straße, Delyner Straße, Droste-Hülshoff-Straße, Eisenberger Straße, Feldstraße, Freiherr-vom-Stein-Straße, Goerdelerstraße, Grenzweg, Grüner Weg, Hedwig-Dransfeld-Straße, Heinrich-Schulte-Straße, Hermann-Bauer-Straße, Klevesberg, Landwehr, Mommsenstraße, Mühlenbergstraße, Pater-Kolbe-Straße, Tannenbergstraße, Unnaer Landstraße, Virchowstraße, Von-Hatzfeld-Straße, Von-Lüninck-Straße, Von-Ranke-Straße, Westfalenstraße und Wunne.

Im Rathaus gibt es derweil viele Anfragen nach den Shuttles, die zu den Betreuungsräumen fahren sollen. Oder zum Verbleib von Haustieren während der Evakuierung. Pia Stemmers Problem: Einiges kann sie noch gar nicht beantworten. denn der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) um Bürgermeister Roland Schröder und Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt steckt noch mitten in der Organisation der Evakuierung.

Anfragen in Nachbarstädten: Brauchen Hunde Maulkörbe?

Die Mendener Stadtspitzen fragen derzeit auch in Nachbarstädten nach, die erst kürzlich größere Räumungs-Lagen zu bewältigen hatten, etwa die Stadt Hamm. Schmidt: „Dort durften zum Beispiel alle Hunde mit Herrchen und Frauchen in die Betreuungsstellen, allerdings nur mit Maulkörben.“ Wird das in Menden auch so aussehen? Was ist mit Katzen, Exoten oder dem Wellensittich? „Wir planen noch.“

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Entschärfung dauert im Durchschnitt vier bis fünf Stunden

Am Ende dieser Woche sollen alle Betreuungsstellen feststehen, in die Menschen dann gebracht werden können – und es sollen möglichst keine Turnhallen sein. Die Räume wiederum sollen mit Lebensmitteln und Sitzgelegenheiten ausgestattet werden. „Das wird natürlich kein Hotelkomfort“, sagt Schmidt. Wann der Tag der Entschärfung genau ist, könne sich auch erst nach der Sondierung durch die Kampfmittelräumer am 31. August erweisen. Sie hoffe dann, dass der Spuk auch in Menden nach vier bis fünf Stunden vorbei sein wird. Das ist die Durchschnittszeit für eine Entschärfung – falls sich überhaupt herausstellt, dass an der Verdachtsstelle tatsächlich eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg liegt.

Von Größe der mutmaßlichen Bombe hängt Umfang der Evakuierung ab

Dann allerdings hängt es – wie berichtet – nur noch von der Größe des Sprengkörpers ab, ob aus dem Umkreis sehr schnell 1100 oder 4300 Menschen vor der Entschärfung oder einer kontrollierten Sprengung in Sicherheit zu bringen sind. (Die WP berichtet weiter.)

Je größer die mutmaßliche Bombe ist, desto mehr Häuser sind zu evakuieren. Zwei Radien sind dafür festgelegt.
Je größer die mutmaßliche Bombe ist, desto mehr Häuser sind zu evakuieren. Zwei Radien sind dafür festgelegt. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW