Platte Heide. Die Stiftung Evangelische Jugendhilfe Menden plant neben dem Paul-Gerhardt-Haus ein besonderes Bauprojekt. Worum es geht, wurde nun vorgestellt.

Auf der Platte Heide in Menden, neben dem Paul-Gerhardt-Haus, will die Stiftung Evangelische Jugendhilfe eine Kinderschutzgruppe für Kleinkinder bauen. Der Bedarf für solche Plätze sei riesig, wie Vorstandsmitglied Claudia Schirmer im Rahmen einer Gemeindeversammlung erläuterte. 

„Es gibt einen großen Bedarf an stationären Plätzen, besonders für Kleinkinder. Die Städte sprechen uns als einen ihrer Kooperationspartner immer wieder an. Wir brauchen Kinderschutzgruppen." Das erklärte Claudia Schirmer, Vorstand der Stiftung Evangelische Jugendhilfe Menden, am Mittwochabend bei einer Gemeindeversammlung der Evangelischen Gemeinde im Paul-Gerhardt-Haus auf der Platte Heide. Denn genau hier ist auch der Ort, wo dieser Plan umgesetzt werden soll. Als Neubau, weil im Gebäudebestand kaum etwas geeignetes für solche Projekte zu finden sei, so Claudia Schirmer.

Wohngruppe für bis zu sechs Kleinkinder ist in dem Gebäude geplant

Geplant ist eine Wohngruppe für bis zu sechs Kleinkinder, drei bis acht Jahre alt. Es sind Kinder, die aus verschiedenen Gründen in akuten Notsituationen aus ihren Familien genommen werden. Wohngruppen dieser Art, auch für ältere Kinder und Jugendliche, betreibt die Stiftung hier bereits mehrere, in Menden und Nachbarstädten. +++ Lesen Sie auch: Zweites Zuhause für Kinder, die besonderen Schutz brauchen +++

Claudia Schirmer, Vorstand der Stiftung evangelische Jugendhilfe Menden, erläutert in der Gemeindeversammlung die Pläne für den Neubau der Kinderschutzgruppe.
Claudia Schirmer, Vorstand der Stiftung evangelische Jugendhilfe Menden, erläutert in der Gemeindeversammlung die Pläne für den Neubau der Kinderschutzgruppe. © WP | Alexander Lück

In dem Gebäude, das auf der Platte Heide entstehen soll, sollen die Kinder eher übergangsweise untergebracht werden, sechs bis zwölf Monate. Eine Stabilisierung ihrer Lebenssituation sei dabei das Ziel, Diagnostik werde durchgeführt, Perspektiven für den weiteren Verlauf entwickelt. Der Wunsch, die Fläche neben dem Paul-Gerhardt-Haus für einen solchen Neubau zu nutzen, sei in der guten Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Kirchengemeinde entstanden, berichtete nicht nur Schirmer, sondern auch Pfarrer Thomas von Pavel. Die Gemeinde, so erklärte von Pavel auf Nachfrage, sei nicht selber aktiv auf der Suche nach Nutzungsmöglichkeiten für das Gelände gewesen. Schließlich wird man damit auch Einnahmen erzielen, denn das Grundstück wird an die Jugendhilfe verpachtet, die Jugendhilfe wiederum ist Bauherrin.

Seit 1966

Die Stiftung Evangelische Jugendhilfe ist in Menden 1966 gegründet worden. Claudia Schirmer berichtete, dass der Schwerpunkt die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendliche sei, die etwa Gewalt und Vernachlässigung erfahren hätten. Es gibt Wohn- und Tagesgruppen, Beratungs- und Therapieangebote, angeboten von 110 Mitarbeitern.

Vor dem Paul-Gerhardt-Haus befindet sich auf der Wiese der markante Glockenturm. Der soll auch hier stehen bleiben. Aber ihm rückt der Neubau recht nahe, auf insgesamt etwa 1300 Quadratmeter Grundfläche, inklusive eines Gartens nur für die Kinder. Ungefähr L-förmig ist das Gebäude geplant, bündig zum Veilchen- und Glockenblumenweg. An letzterem würde der kleine Schotterparkplatz deshalb überbaut werden und wegfallen. Das Haus der Kinderschutzgruppe ist zweistöckig geplant, ein eigenes Schlafzimmer für jeden Bewohner, dazu die gemeinschaftlich genutzten Sanitärräume, Küche, Wohnzimmer etc. Anschließend an die Kinderschutzgruppe soll noch ein Trakt mit Büro- und Sozialräumen entstehen für Bereitschaftspflegefamilien. Das sind Familien, die rund um die Uhr bereitstehen, in Notfällen Kinder kurzfristig aufzunehmen. Hier sollen diese Familien zukünftig betreut und beraten werden, sich aber auch mit ihren Schützlingen treffen oder diese gegebenenfalls auch in einem geschützten Raum mit ihren leiblichen Eltern.

Baubeginn könnte noch in diesem Jahr sein

„Wir werden hier auch Arbeitsplätze schaffen", unterstrich Claudia Schirmer. Nicht nur für die Betreuer, von denen tagsüber zwei oder drei im Haus sein werden, auch etwa in der Hauswirtschaft. „Und nachts ist immer ein Mitarbeiter da, die Kinder sind natürlich immer betreut." Schirmer bezeichnete die nun vorgelegten Pläne als erste Entwürfe, ein Bauantrag sei noch zu stellen. Nach Vorstellung der Jugendhilfe könnte aber noch dieses Jahr Baubeginn sein. Sie sprach von guten Gesprächen mit der Stadt und anderen zuständigen Behörden. „Wir gehen davon aus, dass es so genehmigt wird." +++ Auch lesenswert: Ev. Jugendhilfe Menden: Ansehen von Pflegefamilien stärken +++

Knapp 40 Leute hörten sich bei der Gemeindeversammlung diese Pläne an, stellten detaillierte Nachfragen. Pfarrer Thomas von Pavel erklärte später noch, dass der Gemeinde ein Stück der Wiese zur Nutzung bleiben werde und der traditionelle Weihnachtsmarkt hier organisatorisch nicht betroffen sei. Auch aus der Gemeindeversammlung gab es durchaus wohlwollende Zustimmung, aber auch Bedenken vor allem wegen der jetzt schon teilweise angespannten Parkplatzsituation. Claudia Schirmer verwies auf die gegenläufige Nutzung von Mitarbeitern des Neubaus von früh bis nachmittags und von Gemeindeveranstaltungen eher am Abend und Wochenende. Aber die Verantwortlichen betonten auch, hier noch genauere Planungen anzustreben, da ohne ausreichend Stellplätze so ein Neubau auch nicht genehmigt werde.