Menden/Hagen. Die Folgen der Starkregen-Katastrophe von 2021 sind mancherorts bis heute zu spüren. Jetzt fordert die SIHK einen Regionalbeauftragten.

Zwei Jahre nach der Jahrhundertflut, die auch Menden, Fröndenberg und Balve hart getroffen hat, fordert die heimische Wirtschaft ein Hochwassermanagement „aus einem Guss“. Die Auswirkungen auf Infrastruktur und Grundstücke und Gebäude, Produktions- und Lagerstätten der Unternehmen seien „verheerend“ gewesen, erklärt Dr. Fabian Schleithoff, Leiter des Geschäftsbereiches ‚Unternehmen beraten‘ der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK): „Die vollständige Beseitigung wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen, aber nach und nach hat die Region den Wiederaufbau in den Griff bekommen.“

Im Mendener Süden hatte es im Mai dieses Jahres bereits den nächsten Starkregen gegeben. Der verwandelte die Straße Bieberkamp in ein Fließgewässer, das in zahlreiche Wohnungen, Keller und Garagen eindrang, es floss auch in die Produktionsanlagen des Unternehmens OBO Bettermann. Unternehmer Ulrich Bettermann, über dessen Lendringser Kompetenzzentrum sich eine stationäre Gewitterzelle nahezu komplett entleerte, bezifferte die Höhe des Gesamtschaden danach mit 2,5 Millionen Euro.

Abgestimmtes Handeln gegen die Folgen von Flusshochwasser und Starkregen

Starkregen und Hochwasser sorgen auch nach der Jahrhundertflut von 2021 weiter für Schäden. Hier der Wasserschaden in der Produktionshalle bei OBO in Lendringsen vom Mai 2023,, der mit 2,5 Millionen Euro beziffert wird.
Starkregen und Hochwasser sorgen auch nach der Jahrhundertflut von 2021 weiter für Schäden. Hier der Wasserschaden in der Produktionshalle bei OBO in Lendringsen vom Mai 2023,, der mit 2,5 Millionen Euro beziffert wird. © Westfalenpost | Obo Bettermann

Für die Kammer rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie die Region sich aufstellen muss, damit künftige Flusshochwasser und Starkregenfälle nicht mehr so großes Unheil anrichten können. Die Wirtschaft mache sich stark für eine stimmige, regionale Hochwasserstrategie. Im Juni hatte die SIHK-Vollversammlung bereits eine Resolution verabschiedet, wonach es „ein konsequentes und schnelles, abgestimmtes Vorgehen von Land, Kreisen und Kommunen“ geben soll. Kernpunkt: Die bislang bei den Kommunen liegende Verantwortung für das Hochwassermanagement soll auf einen dann für die gesamte Region zuständigen Verantwortlichen übertragen werden. Um strategische Überlegungen zur Verbesserung des Hochwassermanagement in der Region zu diskutieren, lädt die SIHK für den 29. August zu einer Hochwasser-Konferenz ein. Neben betroffenen Unternehmen und den Landräten des Märkischen und des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Hagen sollen dort ausgewiesene Fachleute im regionalen Hochwassermanagement ihre Ideen und Ansätze in die Konferenz einbringen.

SIHK lädt Unternehmen zu großer Konferenz am 29. August nach Hagen ein

Anmeldungen dafür sind unter www.sihk.de/gewaesserkonferenz möglich. Unmittelbar nach der Jahrhundertflut hatte das Land NRW das „Förderprogramm Wiederaufbau“ auf den Weg gebracht. Ziel war es, geschädigte Unternehmen möglichst unbürokratisch und schnell bei der Beseitigung der Schäden zu unterstützen. Um dies zu gewährleisten, wurden die IHKs eingebunden, die Geschädigte auf dem Weg zu einem vollständigen und plausiblen Antrag begleiten und diesen mit einem Votum versehen sollten. Laut Schleithoff, haben die heimischen Betriebe nach Beratung und Begutachtung durch die SIHK bereits mehr als 40 Millionen Euro aus der Wiederaufbauhilfe erhalten. Für viele von ihnen war die Hilfe existenziell. Bis Ende Juni 2024 können noch weitere Anträge gestellt werden.

Aktuelle Ausstellung der Kammer zeigt die Schäden und den Wiederaufbau

Wie verheerend die Schäden waren und wie viel sich bis heute getan hat, zeigt eine kleine Ausstellung, die bis Ende August in der SIHK zu sehen ist. Diese stellt Hochwasserfotos aktuellen Bildern gegenüber.