Menden. Wer die vermeintliche Internetseite der Mendener CDU aufruft, landet auf einer Kleinanzeigen-Seite. CDU reagiert überrascht. Wer steckt dahinter?

Wer cdu-menden.de in seinen Internet-Browser eingibt, landet nicht etwa bei der Mendener CDU, sondern auf einer Seite, auf der Brotbacksteine verkauft werden.

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Viele Unternehmen, Vereine oder auch Parteien sichern sich gleich mehrere Domains, um alle potenziellen Besucher zu erreichen. Dabei werden oft auch häufige Schreibfehler eingeplant, so dass der Nutzer dann dennoch auf der eigentlich gewünschten Zielseite landet. Wer cdu-menden.de in seinen Internet-Browser tippt, landet derzeit auf einer Kleinanzeigen-Seite, auf der Brotback- und Pizzasteine verkauft werden. Wer menden-cdu.de eintippt, landet auf der „richtigen“ CDU-Seite.

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Was ist da passiert? „Es gibt verschiedene Möglichkeiten“, erklärt der Mendener IT-Forensiker Karsten Zimmer auf Nachfrage der Westfalenpost. In jedem Fall sei eine automatische Weiterleitung eingerichtet, über die Nutzer auf der Kleinanzeigen-Seite landen. Es könne sein, dass ein Hacker die Seite gekapert habe. Denkbar sei veraltete Software, durch die es Angreifern leicht gemacht werde, die Seite umzuleiten. „Oder Skript-Kiddies haben das gemacht“, zeigt Karsten Zimmer eine weitere Option auf. Skript-Kiddies seien Kinder und Jugendliche, „die sich einen Spaß erlauben und sich damit brüsten, dass sie eine Seite gehackt haben“.

Domain wird von polnischer Adresse verwaltet

Über Denic – die zentrale Registrierungsstelle und Betreiberin aller Domains mit der Länderendung .de im Internet – ist erkennbar, dass die Domain von einer polnischen Adresse verwaltet wird. Die letzte Aktualisierung fand im März dieses Jahres statt. Wer konkret dahinter steckt, lässt sich nicht erkennen. Anders als in früheren Jahren sind die Daten, wer sich eine Domain gesichert hat, nicht mehr öffentlich.

Lange kümmerte sich niemand um die Seite

Bei der CDU hatte vor dem WP-Hinweis niemand die vermeintlich „neue“ Seite der Christdemokraten bemerkt. Auf die zweite Variante der Domain – also cdu-menden.de zusätzlich zu menden-cdu.de – habe die heimische CDU lange keinen Zugriff gehabt, erklärt Thorsten Weische, CDU-Sprecher im Digitalausschuss der Stadt Menden und stellvertretender Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Menden. Hintergrund sei, dass ein früherer CDU-Verantwortlicher diese Domain vor langer Zeit auf seinen Namen gesichert habe: „Er hat diese Seite immer in seiner Obhut gehabt, er war Eigentümer der Seite.“ Die aktuell Verantwortlichen der CDU hätten die Seite gerne übernommen und sich darum gekümmert, doch sei diese von dem Inhaber nicht freigegeben worden. Dieser wiederum bestreitet das auf WP-Nachfrage und sagt, er hätte mehrfach signalisiert, dass er die Verantwortlichkeit als Administrator abgeben wolle, es habe sich aber niemand gekümmert.

Domain vor einiger Zeit freigegeben

Vor einiger Zeit indes wurde die Domain offenbar freigegeben – unbemerkt von der CDU. Prompt sicherte sich ein Unbekannter die Internetadresse und richtete eine Weiterleitung auf einen Kleinanzeigenmarkt ein. „Das ist nicht schön“, stellt Thorsten Weische fest. „Wir können eine Anfrage starten, ob wir die Domain bekommen. Mehr nicht.“ Vergleichbare Aktionen liefen bisweilen auf einen Rechtsstreit hinaus, „und das kann dauern“.

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„Gewohnheitsrecht und Namensrecht werden mittlerweile groß geschrieben“, sagt Karsten Zimmer. Die CDU könne sich über die Denic-Seite bei dem aktuellen Domain-Inhaber melden und die Seite „zurückfordern“. Hierfür bestehen nach Karsten Zimmers Einschätzung gute Erfolgsaussichten.

Domain bald Thema im Vorstand

Wie genau die CDU nun weiter vorgehen will, „werden wir im Vorstand besprechen“, sagt Thorsten Weische. „Wir werden überlegen, welche rechtlichen Schritte wir einleiten können.“

Benjamin Friedrich, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Menden, erklärt: „Das ist absolut ärgerlich.“ Zeitnah solle geklärt werden, „welche Möglichkeiten es gibt und was es gegebenenfalls kostet, die Seite zurückzubekommen“.