Fröndenberg/Menden/Balve. Mutmaßlich kann die Strecke anders als geplant in diesem Jahr nicht mehr in Betrieb genommen werden. Schienenersatzverkehr bleibt in Fröndenberg.

Die Hönnetalbahn RB54 fährt zwischen Unna und Fröndenberg nicht – seit fast einem Jahr gibt es Schienenersatzverkehr und Fahrgäste sind frustriert. Dachse haben auf Höhe Frömern ihr Heim im Damm errichtet und das Bauwerk durchlöchert. Doch jetzt wird klar: Die Schäden gehen scheinbar weit darüber hinaus. „Eine Wiederinbetriebnahme der Strecke im Dezember 2023 erscheint nunmehr mit den neuen Erkenntnissen unrealistisch“, teilt ein Bahnsprecher auf Nachfrage der Westfalenpost nun mit.

Dachse buddeln ein Tunnelsystem und ziehen in den Bahndamm

Sie sind tapsig und sehen niedlich aus, wenn sie in der Natur unterwegs sind – und doch haben einen großen Schaden angerichtet: Dachse in Frömern. Im Juli 2022 wurde festgestellt, dass Dachse den Bahndamm bei Frömern unterhöhlt haben, so dass Hohlräume entstanden sind. Seitdem ist die Bahnstrecke zwischen Unna und Fröndenberg für den Zugverkehr gesperrt. Die Züge der Linie RB 54 werden seitdem durch Busse zwischen Unna und Fröndenberg ersetzt. Statt 16 Minuten müssen Pendler gut 26 Minuten einplanen, um von Fröndenberg nach Unna zu gelangen.

Auf der Hönnetalbahn zwischen Fröndenberg und Unna geht derzeit nicht mehr. Dachse haben einen Damm unterhöhlt und ein regelrechtes Tunnel-Netzwerk angelegt.
Auf der Hönnetalbahn zwischen Fröndenberg und Unna geht derzeit nicht mehr. Dachse haben einen Damm unterhöhlt und ein regelrechtes Tunnel-Netzwerk angelegt. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Kurz vor einem Abschnitt der A 44 an einem Feldweg in Frömern offenbart sich das Pendler-Problem. „Im Juli haben wir Unregelmäßigkeiten bei Messfahrten festgestellt“, erklärte ein Bahn-Mitarbeiter vor einigen Monaten vor Ort. 39 Eingänge zu Dachsbauten haben die Bahn-Experten auf einer Länge von 300 Metern dort festgestellt. Das Problem dabei: Die Tiere graben Eingänge, die bis zu 40 Zentimeter im Durchmesser groß sind und sind dafür bekannt, größere Hohlräume zwischen den Tunneln anzulegen, die ihnen als „Wohnzimmer“ dienen. Selbst eine verringerte Geschwindigkeit der Hönnetalbahn sei auf dem Teilstück aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

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„Die Fachexpertinnen und Fachexperten der DB erstellen seitdem gemeinsam mit Geologinnen und Geologen ein Instandsetzungskonzept. Nach einer ersten Einschätzung sollte die Reparatur bis mindestens Dezember 2022 andauern, dann war das Ziel Dezember 2023“, erklärt der Bahnsprecher weiter. Doch auch dieses Ziel werde nun vermutlich verfehlt.

An weiteren Stellen der Strecke ähnliche Schadensbilder entdeckt

Zwar hätten die Kolleginnen und Kollegen in der Zwischenzeit die Sanierung des Bahndamms mit Hochdruck vorbereitet, so der Bahnsprecher. Doch: „Leider wurden in den letzten Wochen jedoch an mehreren weiteren Stellen der Strecke ähnliche Schadensbilder entdeckt und die laufenden Untersuchungen deuten bereits jetzt an, dass die erforderliche Sanierung einen noch deutlich größeren Umfang haben muss.“

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Derzeit würden weitere Sondierungen und Untersuchungen auf der gesamten Strecke laufen, „die aber auch aufgrund naturschutzrechtlicher Auflagen teilweise erst im Herbst abgeschlossen werden können“, heißt es weiter. Die Wiederinbetriebnahme der Strecke im Dezember 2023 erscheine jetzt unrealistisch. In den kommenden Monaten werde – abhängig von den weiteren Untersuchungsergebnissen – ein „valider Zeitplan seitens der DB erstellt“.