Menden. Mendener Anwohner finden einen illegal eingerichteten Weg durch die Oese und haben Angst vor einer Stauung und damit verbundenem Hochwasser.

Angst vor Starkregen und Hochwasser verspüren viele Mendener – nicht zuletzt jene, die bereits mehrfach darunter gelitten haben in den vergangenen Jahren. Wer in Gewässernähe wohnt, scheint deshalb besonders wachsam zu sein. Eins dieser Gewässer ist die Oese. Anwohner haben im Bereich Oeseufer/Am Haunsberg vor Monaten illegal verlegte Steine entdeckt, die einen Weg von Ufer zu Ufer bilden – und sich an die Stadt gewandt. Doch die Steine blieben. Bis jetzt.

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Anja Wollmeiner wohnt „Am Haunsberg“. Ihre Nachbarn machen sie im April auf die Steine aufmerksam. „Meine Nachbarn standen seit Anfang März mit der Stadt in Kontakt deswegen“, sagt sie. Alle waren besorgt wegen des Hochwasserschutzes. Zu dem Zeitpunkt liegt eine Lage der Steine im Flussbett. Es sind große Betonsteine, die mit etwas Abstand zueinander verlegt sind. „Ich habe wirklich keine Lust mehr auf diesen Mist“, sagt Anja Wollmeiner und erinnert sich an das letzte Mal, als das Gewässer übers Ufer trat und sie bis in die Nacht Wasser aus dem Haus schöpfte.

Dass die Oese wieder übers Ufer tritt, das wünscht sie sich nicht. Doch die Steine bleiben. Mehr noch: Diejenigen, die sie verlegt haben, setzen im Mai noch eine Lage drauf, erzählt sie. Es gibt in der Nachbarschaft zwar Vermutungen, wer verantwortlich sein könnte. Doch keine Beweise. Das Unverständnis bei den Anwohnern ist groß. Warum reagiert die Stadt nicht?

Die Steine in der Oese wurden mittlerweile entfernt. Sichtbar wurden die Metallstäbe, mit denen sie befestigt waren.
Die Steine in der Oese wurden mittlerweile entfernt. Sichtbar wurden die Metallstäbe, mit denen sie befestigt waren. © WP | Privat

Hochwassertechnisch problematisch oder nicht?

Eins vorweg: Die Steine sind jetzt weg. Kurz nach der WP-Nachfrage wurden sie am Montag entfernt. Aber wieso hat es so lange gedauert? Wie schätzt die Stadt die Situation ein? Laut Stadtsprecher Johannes Ehrlich habe die Abteilung Umwelt und Bauverwaltung den Anwohnern im März schriftlich auf ihre Anfrage geantwortet. Der Tenor: Es seien in „Eigeninitiative – ohne Abstimmung mit dem Gewässerunterhaltungspflichtigen (hier: Wasserverband Hönne-Oese) – naturfremde Materialien, wie Betonsteine, in das Flussbett eingebracht“ worden. „Ein Brückenbauwerk ist hier selbstverständlich nicht geplant. Vermutlich möchte hier jemand bei Niedrigwasserstand trockenen Fußes die Oese überqueren.“

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Der Wasserverband Hönne-Oese wolle noch in derselben Woche den Ort besichtigen und besprechen, ob die „Betonblöcke wieder aus dem Flussbett entfernt werden oder belassen werden können“, heißt es in der Stellungnahme. Das Ergebnis damals: kein dringender Handlungsbedarf. Steine im Flussbett seien nicht zwingend etwas Schlechtes: „Aus gewässerökonomischer Sicht werden durchaus auch schonmal gezielt Störsteine gesetzt, die die Fließgeschwindigkeit von Gewässern beeinflussen und verändern“, heißt es weiter. Nur dass hier eben naturfremde Materialien von Unbekannten verlegt wurden.

Weg-Bauer legen nach und setzen eine zweite Lage

Aber: Auch als die zweite Reihe der Steine gesetzt wurde, sei dies „hochwassertechnisch [...] immer noch nicht problematisch“ gewesen, „da sie bei Hochwasser einfach überströmt würden“, so die Umweltabteilung. Auch die Untere Wasserbehörde sei dieser Ansicht: „Nach Sichtung der Bilder muss ich feststellen, dass die dokumentierte Steinreihe noch kein großes Abflusshindernis darstellt. Selbst bei einem kleineren Hochwasser würden die Steine weggeschwemmt, sodass hiervon keine Gefahren ausgehen. Falls beim nächsten Starkregen Ufer überschwemmt werden sollten, liegt die Ursache der Überschwemmungen sicherlich nicht an dieser Steinreihe.“

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Dass die Steine weggeschwemmt werden würden, darüber lacht Anja Wollmeiner. Sie spricht von „dicken, massiven Steinen“, die dort sogar verankert worden seien. „Die werden nicht einfach weggeschwemmt“, sagt sie überzeugt und zeigt ein Bild, auf dem die langen Stäbe aus den mittlerweile entfernten Steinen herausschauen. „Dass die Steine mit diesen Metallstäben zusätzlich fixiert worden sind, haben wir auch erst festgestellt, als die Steine aus dem Bachlauf entfernt worden sind“, sagt Johannes Ehrlich dazu. „Es mag natürlich sein, dass sie dadurch einer starken Strömung länger Stand gehalten hätten. Allerdings war hier, wie gesagt, nicht das mögliche Stauen von Wasser das Kernproblem, sondern das naturfremde Material. Sowohl unsere Umweltabteilung als auch die untere Wasserbehörde haben dies bei einem Hochwasser für unbedenklich erachtet, da die Steine dann einfach überspült werden.“

Wieso haben die Anwohner die Installation nicht bemerkt?

Anja Wollmeiner ist jedenfalls glücklich darüber, dass der Wasserverband jetzt mit schwerem Gerät angerückt ist, um die Steine zu entfernen. „Ich bin sehr froh, dass die Steine jetzt weg sind“, sagt sie. Auch die Fachabteilung der Stadt habe sich bei ihr gemeldet und das Gespräch gesucht.

Johannes Ehrlich erklärt, wieso der Wasserverband Hönne-Oese die Steine nun doch entfernt hat: „Andernfalls wäre zu befürchten, dass dieser Übergang immer weitere Ausmaße einnehmen würde. Das soll damit verhindert werden“, sagt er. Einen Denkanstoß gibt er dennoch mit: „Erstaunlich ist nach wie vor, dass diese schweren Betonklötze von den unmittelbaren Anwohnern unbemerkt gesetzt werden konnten.“