Oesbern. Ulli ist Lisa Nückels Ein und Alles. Der Vierbeiner ist auf einem Mendener Bauernhof zuhause. Doch jetzt muss eine neue Unterkunft her.
Lisa Nückel konnte es einfach nicht übers Herz bringen, dass Ochse Ulli zum Schlachter muss. Der stämmige Vierbeiner ist wie ein Haustier für sie. Jeden Tag besucht sie ihren Ulli auf dem Bauernhof ihrer Freundin. Auch sonst ist die 23-Jährige durchaus tierlieb, setzt sich für den Tierschutz ein und lebt vegan.
Kennengelernt hat Lisa ihren Ulli 2018 über eine Freundin, die einen Bauernhof in Oesbern besitzt. "Da war er gerade mal drei Monate alt", erzählt sie. Quasi noch ein kleiner Baby-Bulle. Die Begeisterung war direkt groß. Die 23-Jährige liebt Kühe und der kleine Ulli hat es ihr direkt angetan. "Ich war quasi sein erster richtiger Menschenkontakt." Und es habe gedauert, bis eine gewisse Vertrauensbasis da war. Doch durch ihre Freundin hatte sie die Möglichkeit jeden Tag zum Bauernhof zu kommen und die Beziehung zu Ulli weiter auszubauen.
900 Euro Kosten
Zwei Jahre später, im Frühjahr dieses Jahres, kam dann die erschütternde Nachricht: Ochse Ulli soll zum Schlachter. Eigentlich war es der Studentin bewusst, dass es darauf hinauslaufen würde, doch als es dann so weit war, traf es Lisa doch ganz schön hart. Sie musste nicht lange überlegen und entschied sich dazu, den Vierbeiner zu kaufen und somit vor dem Schlachter zu retten. 900 Euro bezahlte die 23-Jährige für ihren Ulli. Und es ist ihr bis heute jeden einzelnen Cent wert. "Ich setze mich auch sonst für den Tierschutz ein und lebe seit längerer Zeit schon vegan", sagt Lisa Nückel.
Täglich besucht die 23-Jährige den Ochsen auf dem Bauernhof. An manchen Tagen bleibt sie nur 15 Minuten, an anderen verbringt sie mehr als zwei Stunden bei Ulli. Sie verwöhnt ihn mit Streicheleinheiten, Möhrchen und Äpfeln. Sie hat eine richtige Bindung zu dem Vierbeiner aufgebaut und das sei keineswegs die Regel. "Es hat gedauert, aber ich war schon damals die erste, die ihn gestreichelt hat und mittlerweile hat er ein gesundes Vertrauen zu mir aufgebaut."
Unterstützung durch Familie
Und auch ihre Familie freut sich mittlerweile über den Familien-Neuzugang und unterstützt Lisa tatkräftig. Zu Beginn habe ihre Familie nicht allzu viel von der Idee gehalten. "Aber alle, die Ulli schon besucht haben, sind mittlerweile total begeistert", sagt Lisa stolz. Auch wenn die Pflege des Ochsen sehr zeitintensiv ist, sei es für Lisa der "entspannteste Teil des Tages". Denn in letzter Zeit hatte sie viel Stress. Ihr Studium "Klinische Psychologie" neigt sich dem Ende zu und sie musste zuletzt ihre Masterarbeit abgeben.
Da die Familie zwei Pferde hat, hatte Lisa noch Halfter übrig, die sie für Ulli nutzen kann. Auch sonst sei der Ochse keineswegs kostenintensiv. "An Zubehör braucht er ja so gut wie nichts."
Doch mittlerweile wird es eng auf dem Hof. Deshalb muss eine neue Unterkunft her. "Insbesondere im Winter wird es hier platztechnisch eng." Nun ist Lisa auf der Suche nach einer Bleibe für ihren Ulli. "Wer eine Unterkunft hat, kann sich sehr gerne bei mir melden."