Menden. Eklatante Schwächen beim Lesen in den Grundschulen – darauf reagiert die NRW-Schulministerin. In Menden setzt der Vorlesewettbewerb ein Exempel.

Der Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ist die große Lese-Aktion in Deutschland. Vom Regionalentscheid bis zum Bundesfinale kann der Weg Schülerinnen und Schüler im Erfolgsfall führen. Die Buchhandlung Daub organisiert den Wettbewerb für den Märkischen Kreis schon seit den 1980er-Jahren. Inhaber Andreas Wallentin hat allerdings erkannt, dass der Wettbewerb für Fünft- und Sechstklässler eigentlich zu spät ansetzt. Und so gibt es in Menden schon seit mehreren Jahren einen eigenen Wettbewerb für die Grundschulen in der Hönnestadt.

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„Wir machen das in Menden so, weil wir finden, dass der Wettbewerb auch für jüngere Kinder toll und sinnvoll ist“, erklärte Wallentin jetzt beim großen Finale im Ratssaal. 15 Kinder – sieben aus der dritten Klasse und acht aus der vierten Jahrgangsstufe – hatten sich für das große Lesen qualifiziert. Sie hatten zwei Herausforderungen zu meistern: Zunächst ging es darum, zwei Minuten aus einem bekannten Buch vorzulesen, später lasen sie jeweils eine Minute aus einem ihnen zuvor unbekannten Text. Dafür hatte Buchhändlerin Christina Ullrich diesmal das Buch „Die Schule der (mittel)guten Zauberer“ von Rieke Patwardhan ausgesucht.

Knappe Entscheidungen in beiden Jahrgangsstufen

Für die vierköpfige Jury war es beeindruckend, wie routiniert die Mädchen und Jungen diese Herausforderungen meisterten. Und so war es in beiden Jahrgangsstufe eine äußerst knappe Entscheidung, die Sieger zu ermitteln. Bewertet wurden Lesetechnik, Interpretation und bei der ersten Aufgabe auch die Textstellenauswahl. Jedes Jurymitglied vergab in jeder Kategorie Punkte, die schließlich addiert wurden.

In der Klasse 3 setzte sich Milla Mizera (Albert-Schweitzer-Schule Lahrfeld) durch, in der Klasse 4 hatte Benjamin Schneider (Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide) schließlich knapp die Nase vorn. Für die beiden Sieger, aber auch alle anderen Teilnehmer gab es Bücher und Urkunden – und sicher auch das Lob von den Eltern, die auf der Tribüne Platz genommen hatten.

NRW-Schulministerin will Defizite beseitigen

Wie wichtig es ist, das Lesen zu fördern, hatte zuletzt auch NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) betont. Sie reagierte damit auf die Ergebnisse von Bildungsstudien. „In Nordrhein-Westfalen erfüllt gut ein Viertel die Mindestvoraussetzungen im Lesen, Schreiben, Rechnen, Zuhören und in der emotional-sozialen Entwicklung nicht“, sagte Feller. Besonders beim Lesen, das als Grundvoraussetzung für gelingende Bildung gilt, will die Ministerin nachbessern.

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Künftig sollen den Grundschulen in NRW Materialien verbindlich vorgeben werden, damit nicht jede Schule und jede Lehrkraft eigene Konzepte und Materialien erstellen muss. Feller kündigte an, dass die Unterstützungsmaterialien zur Leseförderung noch vor den Sommerferien am 12. Juni vorgestellt werden sollen.

Menden setzt unabhängig davon darauf, Kindern Lust aufs Lesen zu machen. Dazu dient neben dem Vorlesewettbewerb auch der Sommerleseclub, für den Veronika Czerwinski, Leiterin der Dorte-Hilleke-Bücherei und Jurymitglied im Wettbewerb, nach der Preisverleihung warb. Der Sommerleseclub startet in Mendens Stadtbücherei am 22. Juni.