Menden. Corona, Krieg und Zinsen treiben die Preise auf dem Bau. Wie die Stadt Menden darauf für das Gewerbegebiet Hämmer-Süd reagieren will.

Die Ansiedlung im neuen Mendener Industriegebiet Hämmer-Süd soll deutlich teurer werden – der Grundstückspreis soll wegen höherer Herstellungskosten von 75 auf künftig 100 Euro pro Quadratmeter ansteigen. Die Politikerinnen und Politiker im städtischen Haupt- und Finanzausschuss folgten in der jüngsten Sitzung der Empfehlung der Verwaltung an den Stadtrat, der im Juni endgültig entscheidet. Einzig FDP-Fraktionschef Stefan Weige stimmte dagegen. Seine Begründung: Es sei widersinnig, den Mendener Gewerbesteuer-Hebesatz von 460 auf 420 Punkte zu senken, um das Gewerbegebiet noch attraktiver zu machen, um dann ansiedlungswillige Firmen stärker zur Kasse zu bitten.

FDP: Preis müsste eher sinken – CDU: Immer noch wettbewerbsfähig

Peter Maywald (CDU) bezeichnete die 100 Euro als einen „immer noch guten und wettbewerbsfähigen Preis“. Weige plädierte dagegen sogar dafür, auf 50 Euro herunterzugehen: Die Unternehmen hätten durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden Kostensteigerungen und Zinsentwicklungen bereits stark zu leiden gehabt. Hier griff Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier in die Debatte ein: Weil Grundstückspreise im Umlaufvermögen bilanziert würden, hätte Weiges Vorschlag zur Folge, dass die Stadt bei den Verkäufen einen Verlust in Höhe von drei Millionen Euro hinzunehmen hätte. Siemonsmeier „Vor einer solchen selbst verursachten Abwertung kann ich nur warnen!“

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Am Ende klare Empfehlung für den Aufschlag auf den Grundstückspreis

Dem schloss sich auch Maywald an, der Vorsitzender des Aufsichtsrates der Mendener Wirtschaftsförderung ist: „Das ist ein Filetstück, das dürfen wir keinesfalls verramschen.“ Am Ende stand die Abstimmung eine klare Mehrheit für die Preiserhöhung – bei einer Gegenstimme Weiges und einer Enthaltung der USF/UWG.

Preistreiber sind auch Hof-Abriss, Radweg, Archäologie und Artenschutz

Auslöser für den Aufschlag war die Baufirma, die mit der Erstellung der Erschließungsanlagen in Hämmer beauftragt ist. Sie hatte der Stadt die gestiegenen Preise im Energie- und Bausektor bei ihren Bauleistungen als Nachforderung in Rechnung gestellt, was von der Stadtverwaltung als „berechtigt und nachvollziehbar“ bewertet wird. Auch der Abriss der Hofstelle Rieckenbrauck dürfte – wegen des zu beachtenden Artenschutzes und archäologischer Untersuchungen samt einer Bergung möglicher Fundstücke – deutlich teurer werden als vor Jahren kalkuliert. Im nachfolgenden Bauabschnitt habe sich dann schon bei der Ausschreibung der Bauleistungen ein im Vergleich mit der ursprünglichen Kostenschätzung erhöhtes Auftragsvolumen ergeben. Des weiteren verkleinert die Anlage des Fuß- und Radweges an der Hämmerstraße die verkaufbare Gewerbefläche und damit den Erlös. Alle diese Faktoren würden in der Zukunft laut Stadtverwaltung zu einer Finanzierungslücke zwischen den Kosten der Erschließung und den Einnahmen aus Verkäufen führen.

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Für laufende Verhandlungen soll es beim alten Preis bleiben

Geschlossen wäre diese Lücke erst bei knapp 90 Euro pro Quadratmeter, errechnete das Rathaus. In enger Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung schlägt die Verwaltung daher einen einheitlichen Verkaufsrichtpreis von 100 Euro einschließlich der Erschließungskosten als Basis für alle künftigen Vermarktungsgespräche vor. Für bereits laufende und auf der Basis von 75 Euro geführte Verkaufsverhandlungen soll es bei dem niedrigeren Betrag bleiben.