Menden. Mehrere Anbieter werben damit, dass sie Mendener Haushalte per Glasfaser ans schnelle Internet anschließen wollen. Eon weitet Aktivitäten aus.

Viele Mendener Haushalte hoffen, über den Glasfaserausbau endlich schnelles Internet zu bekommen. Aber von welchem Anbieter? Gleich mehrere Unternehmen werben um die Gunst der Mendenerinnen und Mendener.

Westconnect verlegt in Schwitten und Hüingsen Glasfaser

Eigentlich war klar: Es gibt in Menden verschiedene Bereiche, für die der Ausbau in der Vergangenheit finanziell gefördert wurde. Für Schwitten und Hüingsen hatte Eon/Westconnect Ende vergangenen Jahres mitgeteilt, dass das Unternehmen dort das Glasfasernetz ausbaut, da sich in der Vorvermarktung genügend Interessenten gemeldet hatten. Darüber hinaus unterschrieb die Stadt Menden ein so genanntes „Memorandum of Understanding“ mit dem Anbieter UGG, der in Menden das Glasfasernetz eigenwirtschaftlich ausbauen will, um hierdurch alle noch nicht erschlossenen Haushalte der anderen Stadtteile ans schnelle Netz anzuschließen – zumindest die, die es möchten. Die UGG hatte bei Infoveranstaltungen ausdrücklich die Stadtteile Schwitten und Hüingsen ausgenommen, da hier schon der Mitbewerber Eon aktiv sei.

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Nun allerdings weitet Eon/Westconnect seine Aktivitäten auf weitere Stadtteile aus. Kürzlich verteilte der Konzern postalisch Werbeflyer mit dem Aufdruck „Surfen Sie in die Zukunft – mit Glasfaser“. Ab dem 1. Juni läuft die Vorvermarktung für die Platte Heide und den Innenstadtbereich (Verfügbarkeitscheck: www.eon-highspeed.com/menden), im nächsten Jahr sollen Bösperde und Lendringsen folgen. Ähnlich wie vor einigen Wochen die UGG lädt auch Eon/Westconnect zu einer Infoveranstaltung ein (Mittwoch, 31. Mai, 19 Uhr, Menden-Arena, Industrieweg 2). Und ähnlich wie die UGG setzt auch Eon/Westconnect auf einen für Kunden kostenlosen Glasfaserausbau – wenn diese sich bis spätestens zum 31. August dafür entscheiden.

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Die UGG hat mit den Aktivitäten des Mitbewerbers offenbar nicht gerechnet. „Wir haben vorher die Ausbaubereiche der UGG mit der Stadt Menden abgesprochen und jene Gebiete, die von anderen mit FTTH (Fiber to the home, also Glasfaser bis in die Wohnung oder das Büro; Anm. d. Red.) ausgebaut werden, und uns zu diesem Zeitpunkt bekannt waren, aus unserer Planung ausgenommen“, erklärt UGG-Pressesprecher Jens Lauser, auf Nachfrage der Westfalenpost. Es sei aber nicht geplant, dass sich die UGG angesichts der Eon/Westconnect-Aktivitäten aus manchen Gebieten in Menden wieder zurückzieht.

UGG plant Baubeginn für September oder Oktober

UGG, Eon, Telekom

„Westconnect ist eine 50-prozentige Beteiligungsgesellschaft der Westenergie“, erklärt die zuständige Pressesprecherin Alina Mangelmann. Und Westenergie wiederum sei eine 100-prozentige Eon-Tochter.


Der Anbieter UGG (Unsere Grüne Glasfaser) ist ein Gemeinschaftsunternehmen des Versicherungskonzerns Allianz und des Telekommunikationsunternehmens Telefónica.


Wer bei der UGG den Glasfaseranschluss bucht, sucht sich derzeit automatisch o2 als Festnetz- und Internetanbieter aus. Hier sollen laut UGG aber weitere Anbieter folgen, so dass Kunden auf Wunsch später zu einem anderen Telefon- und Internetdienstleister wechseln könnten.

Eine ähnliche Strategie verfolgt Eon/Westconnect auch: „Westconnect steht für ,Open Access‘, sagt Alina Mangelmann. Das bedeute, dass alle interessierten Telekommunikationsunternehmen „als sogenannte Wholesale-Partner Vorleistungen zu diskriminierungsfreien Konditionen von der Westconnect einkaufen können. Auf Basis dieser Vorleistungen können diese eigene Endkundenprodukte / Internetverträge anbieten.“ Die Anbieter, die derzeit auf dem Netz Dienste anbieten, sind unter www.westconnect.de/partner zu finden.

Darüber hinaus gibt es in Menden noch weitere Anbieter wie etwa die Telekom, die für einige Bereiche ebenfalls den Glasfaser-Ausbau anbietet. Hier können Interessenten online unter telekom.de/netz/glasfaser prüfen, ob Glasfaser an der jeweiligen Adresse verfügbar oder geplant ist.

Wann mit dem Ausbau in welchem Stadtteil gestartet werde, stehe noch nicht fest. „Wir sind aktuell noch dabei, die Planung zu erstellen“, sagt Jens Lauser. „Eine Aufteilung in Ausbaugebiete sowie ein Ablaufplan liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vor.“ Der Baubeginn sei „aktuell zwischen September und Oktober dieses Jahres vorgesehen“.

„So, wie es jetzt läuft, ist es für die Bürgerinnen und Bürger schon verwirrend“, erklärt Alexander Kotzur, Breitbandbeauftragter der Stadt Menden. „Aber wir als Verwaltung können das nicht verhindern.“ Die Stadt unterstütze zwar das Vorhaben der UGG, ohne Fördermittel flächendeckend Glasfaser in Menden zu legen, auch durch das unterzeichnete „Memorandum of Understanding“, „aber das schließt nicht aus, dass auch andere Unternehmen hier aktiv werden dürfen“. Im Extremfall bedeute dies, dass eine Straße oder ein Weg für die Glasfaserkabel-Verlegung unter Umständen mehrfach aufgerissen wird: „Selbst wenn der zehnte Anbieter käme, dann würde das zehnte Mal aufgerissen.“

„Wie ein kleines Wettrennen“ der verschiedenen Unternehmen

Im Moment sei das Bestreben der verschiedenen Unternehmen „wie ein kleines Wettrennen“, erklärt Alexander Kotzur. „Gefühlt“ sei die UGG mit ihrem Vorhaben in Menden schon „ziemlich weit“, so Alexander Kotzurs Einschätzung. Deren Kalkulation sei so, dass zahlreiche Bürger sich für einen Glasfaseranschluss entscheiden: „Wenn nicht heute oder morgen, dann übermorgen.“

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Eon/Westconnect startet die Vermarktungsphase für Platte Heide und die Mendener Kernstadt am 1. Juni. Diese laufe bis Ende August, sagt Alina Mangelmann von der zuständigen Pressestelle auf WP-Nachfrage. Hier gebe es „keine Quote“ einer bestimmten Zahl von Kunden, die sich in einem Stadtteil für Eon/Westconnect entscheiden müssten. Wer den Vertrag abschließe, „der bekommt auch den Ausbau“.

Einzige Voraussetzung für die Planung und die Bauausführung eines kostenfreien Glasfaseranschlusses: „Westconnect benötigt die unterschriebene Grundstückseigentümererklärung (GEE) der jeweiligen Eigentümerinnen und Eigentümer innerhalb des Vorvermarktungszeitraums“, erläutert Alina Mangelmann. „Nur mit dieser Genehmigung kann eine reibungslose und genaue Terminkoordination sowie Abstimmung des konkreten Erschließungsweges garantiert werden, um das Glasfaserkabel auf dem privaten Grundstück im Sinne des Eigentümers zu verlegen und den Glasfaseranschluss zu erstellen.“

Westconnect will mögliche Synergien prüfen

Zur Frage, ob eine Straße im schlimmsten Fall tatsächlich mehrfach aufgemacht werden muss, wenn Anwohner bei verschiedenen Unternehmen ihren Glasfaseranschluss in Auftrag geben, sagt Alina Mangelmann: „Vor den Tiefbauarbeiten prüfen wir die Synergien mit anderen Anbietern. Da wo es möglich ist, wird die Straße nur einmal aufgemacht.“