Fröndenberg. Fröndenberg am Tag nach dem Unwetter: Die Bilanz fällt nicht so verheerend aus wie im Juli 2021. Viele Feuerwehrleute waren aber im Einsatz.

Als das Unwetter am Montagnachmittag über Fröndenberg hereinbricht, sitzt Bürgermeisterin Sabina Müller in einer Besprechung – ausgerechnet mit der Feuerwehr und dem Ordnungsamt. „Plötzlich gab es Gewitter, es regnete in Strömen. Da sind die Kollegen der Feuerwehr dann ausgerückt“, erinnert sich Sabina Müller. Dass Fröndenberg so stark vom Starkregen getroffen werden würde, hat sie überrascht: „Die Unwetterwarnung galt ja nur für den Märkischen Kreis.“

Tatsächlich gibt es an diesem Montag über die Notfall-App NINA zwar eine Warnung für Menden, nicht aber für Fröndenberg. „Die Kreisleitstelle in Unna hat die Situation offenbar als nicht so gravierend eingestuft“, erklärt Stadtsprecherin Ulrike Linnenkamp. Ein Irrtum, denn die Freiwillige Feuerwehr Fröndenberg rückt mit 130 Kräften zu mehr als 30 Einsätzen aus. Das ist zum Glück weit weniger gravierend als im Sommer 2021, als die Ruhrstadt gleich zweimal von Starkregen heimgesucht wurde. „Damals gab es 350 Einsätze“, erinnert sich Sabina Müller.

Auch die Räume und Flure in dem Freibad wurden mit Schlammwasser aus dem Löhnbach überflutet.
Auch die Räume und Flure in dem Freibad wurden mit Schlammwasser aus dem Löhnbach überflutet. © WP | Dirk Becker

Dennoch: Zahlen können nicht ausdrücken, wie belastend die Angst vor solchen Ereignissen in Fröndenberg inzwischen ist. „Das sind die Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Das ist der Klimawandel. Solche Wetterphänomene werden häufiger“, sagt Müller. Sie verweist darauf, dass die Stadt bereits erste Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen ergriffen hat – etwa Spülungen, Reinigungen von Gräben oder die Vergrößerung von Durchflüssen. Ein Konzept ist in Arbeit, im Januar 2023 wurden Starkregengefahrenkarten für die Stadt vorgestellt.

Kritikern, die das für nicht ausreichend halten, entgegnet Sabina Müller, intensive Planungen seien erforderlich. „Das ist nicht trivial, das muss gut gesteuert sein“, sagt sie. Beim Hochwasser- und Starkregenschutz könne nicht einfach ein Schalter umgelegt werden. „Ich habe natürlich großes Verständnis für die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger, das geht mir ja nicht anders.“

Sie selbst müsste am Abend des Unwetters eigentlich zu einer Leader-Veranstaltung nach Wickede. Bis dahin kommt sie nicht. Die Wassermassen stoppen sie auf der Landstraße. „Wir haben dann noch einen anderen Weg probiert, aber das ging auch nicht“, erzählt die Bürgermeisterin. Sie sagt ihre Teilnahme ab: „Ich hätte da auch keine Ruhe gehabt. Da hat man ja plötzlich ganz andere Sachen im Kopf.“

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Schon am Abend zuvor habe es eine Gewittersituation gegeben. „Man schaut dann auf das Regenradar und sieht, dass sich da etwas violett färbt.“ Müller habe gefürchtet, dass Fröndenbergs Osten getroffen werden könnte. Dazu kam es nicht – noch nicht.

Sabina Müller sieht Fröndenberg in einem Prozess. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen“, sagt sie und meint neben der Stadt auch Landwirte, Unternehmen und Bürger. Jeder könne einen Teil dazu beitragen, Fröndenberg besser gegen Hochwasser und Starkregen zu schützen. Im Juni soll es erneut eine weitere, schon länger geplante Veranstaltung zu dem Thema geben, bei der die Stadtverwaltung und das mit der Entwicklung eines Hochwassermanagements beauftragte Büro die Fröndenberger informieren.

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Unwetter wie das am Montag machen noch einmal deutlich, wie wichtig das Thema ist. Die guten Nachrichten gibt es aber auch: Es gibt keine Verletzten, nur Sachschäden. Und das Löhnbad, das infolge des Starkregens von Schlammwasser überschwemmt wurde, kann an der Badesaison festhalten, wenngleich der ursprünglich geplante Saisonstart am 30. Mai nicht zu halten ist.