Fröndenberg. Fröndenberg startet einen neuen Versuch, den „Stiftskeller“ zu verpachten. Ein Wettbewerb verspricht dem Sieger finanzielle Unterstützung.
Es sind nur wenige Stufen, die die Gäste steigen müssen, um den Keller zu erreichen. Klingt falsch, ist aber im Fall des „Stiftskellers“ so. Das Restaurant befindet sich im unteren Tel des historischen Stiftsgebäudes, steht aber schon lange leer. Das will die Stadt Fröndenberg nun ändern. Bürgermeisterin Sabina Müller und Wirtschaftsförderin Anna Wehrmann rufen zur Teilnahme an einem Wettbewerb auf. Wer den „Stiftskeller“ anschließend pachtet, darf sich auf eine große finanzielle Unterstützung freuen.
Seit dem Sommer 2019 steht das Lokal im Stiftsviertel leer. Damals hing Wirt Charly Riepl, der eigentlich schon früher aussteigen wollte, seine Schürze an den Nagel. Riepl, der auch schon Pächter des Restaurants auf der Wilhelmshöhe in Menden war, klagte schon im März 2019 darüber, dass es schwierig sei, Aushilfskräfte für die Gastronomie zu finden. Die Corona-Pandemie hat diese Situation noch verschärft. Und sie hat auch dafür gesorgt, dass es der Stadt Fröndenberg noch schwerer fiel, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Riepl zu finden.
Bürgermeisterin sieht Bedarf
Das Stiftsgebäude ist im Besitz der Stadt. Ein Verkauf kam entgegen zwischenzeitlich aufkommender Gerüchte nie in Frage. Die fehlende Pacht hat nicht zuletzt Auswirkungen auf den Haushalt der Stadt, vor allem aber soll die Immobilie wieder mit Leben gefüllt werden. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da“, ist sich Bürgermeisterin Sabina Müller sicher. Es sei mitunter schwierig, ohne vorherige Reservierung einen Platz in einem Fröndenberger Restaurant zu ergattern. Das gelte besonders, wenn eine Gruppe auf der Suche sei.
Der „Stiftskeller“ ist zum Teil schon saniert worden. Die sanitären Anlagen wurden erneuert, auch die Küche verfügt schon über neues helles Licht und neue Wandverkleidungen. Was fehlt, ist das Interieur. Im Schanksaal ist die Theke noch vorhanden, er kommt weiter rustikal daher und verfügt auch über ein kleines Podest, das bei Kneipenkonzerten als Bühne diente.
Das alles muss wahrlich nicht so bleiben. Der Wettbewerb „Dein Lokal – Deine Chance“ sieht vor, dass Interessierte, die den „Stiftskeller“ pachten möchten, ein schlüssiges Konzept vorlegen sollen. „Wir freuen uns auf frische Ideen, die zu Fröndenberg passen“, erklärt Sabina Müller. Sogar der Name „Stiftskeller“ ist nicht in Stein gemeißelt, wenngleich die Bürgermeisterin zu Bedenken gibt, dass das Lokal im historischen Stiftsgebäude und dieses wiederum im Stiftsviertel liegt.
Was soll Gastronomen dazu motivieren, sich um den „Stiftskeller“ zu bewerben? Neben den Chancen, die das Lokal an sich bietet, dürfte es vor allem die Perspektive sein, bei der Pacht unterstützt zu werden. „Die Stadt Fröndenberg übernimmt gestaffelt die Pacht für die ersten drei Jahre“, kündigt Wirtschaftsförderin Anna Wehrmann an. Ausgenommen davon sind die Nebenkosten. Im ersten Jahr erhält der Pächter oder die Pächterin 100 Prozent, im zweiten 50 Prozent und im dritten immerhin noch 25 Prozent der Pacht erstattet.
Aufgerufen sind etablierte Unternehmerinnen und Unternehmer ebenso wie Gründerinnen und Gründer. Gerade für Neueinsteiger in die Gastronomie kann die Idee reizvoll sein, schließlich ist das Risiko zum Start deutlich minimiert. Wer den Zuschlag haben will, muss allerdings auch aufzeigen können, wie er oder sie die Finanzierung der Pacht (880 Euro pro Monat) auch langfristig sichern will.
Interessierte können ihre Bewerbungen bis zum 16. Juni 2023 einreichen. Damit Konzepte reifen können, bietet die Stadt Fröndenberg zwei „Open-House-Veranstaltungen“ an, bei denen Interessierte am Mittwoch, 10. Mai (10 bis 12 Uhr), und am Dienstag, 16. Mai (14 bis 16 Uhr), die Räume unverbindlich in Augenschein nehmen können. Für die Gastronomie stehen 167 Quadratmeter zur Verfügung, auf denen Gastronomie-Träume verwirklicht werden können. Auch einen Außenbereich gibt es vor dem Eingang und der Stellfläche.
Unbestritten ist, dass der „Stiftskeller“ in zentraler Lage und mit Parkplätzen vor der Tür gute Rahmenbedingungen bietet. „Wir könnten am Ruhrtalradweg über das bereits aufgestellte Hinweisschild natürlich auch auf das Restaurant hier aufmerksam machen“, sieht die Bürgermeisterin in Radtouristen weitere potenzielle Gäste. Der Stiftskeller versorgt auch die Veranstaltungsräume im Stiftsgebäude, wo unter anderem politische Sitzungen stattfinden. „Danach sind wir immer gerne in die Gaststätte gegangen, um noch gemütlich miteinander zu sprechen und ein Bier zu trinken“, erinnert sich Müller. Das ist seit der Schließung nicht mehr möglich.
Wohnungsmiete als Extra-Option
Im Stiftssaal könnten aber auch, wie früher, Familienfeiern durchgeführt werden. „Wer das Lokal übernimmt, muss selbst einschätzen, was er leisten kann“, sagt die Bürgermeisterin. Im Fall des Falles kann der Interessent oder die Interessentin auch noch die 129 Quadratmeter große Wohnung im Obergeschoss anmieten. „Das ist aber völlig unabhängig voneinander und spielt bei der Auswahl keine Rolle“, verdeutlicht Wehrmann.
Im Rathaus ist man gespannt, wie die Resonanz auf den Aufruf ausfällt. Möglicherweise geben die „Open-House-Termine“ eine erste Richtung vor, doch garantiert ist das nicht: Viele (angehende) Gastronomen kennen den „Stiftskeller“ schon und brauchen die Besichtigung möglicherweise gar nicht.