Menden. In Menden wurde ein eigentlich vor Jahrzehnten zugeschütteter Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zum Teil wieder freigelegt.
Als Kind, daran erinnert sich der MendenerNorbert Kirchhoff genau, hat er immer bei Fliegeralarm hier Schutz gesucht. Mittlerweile allerdings ist ein Teil der einstigen Stollenanlage, die jahrzehntelang komplett zugeschüttet war, wieder freigelegt.
+++ Auch interessant: Werbegemeinschaft sagt Lendringser Frühling ab +++
Zwei Eingänge
Ganz in der Nähe ist WP-Leser Norbert Kirchhoff aufgewachsen. Deshalb weiß er der 88-jährige Mendener genau, was sich hier verbirgt: An der Ecke Galbreite/Richard-Rinker-Straße war einst ein Bunker, erzählt er. „Ich kenne den noch aus meiner Kinderzeit“, erzählt Norbert Kirchhoff. Der Bunker sei damals „von den Zwangsarbeitern ausgebaggert“ worden. „Bei Fliegeralarm haben wir da drin nächtelang gesessen.“ Ob es sich um einen städtischen Bunker oder eine Anlage eines Unternehmens gehandelt habe, wisse er nicht.
Keine Bauunterlagen
In Menden gab es während des Zweiten Weltkriegs mehrere Stollenanlagen und Luftschutzräume, wie Stadtarchivar Stephan Reisloh weiß. Der Stadtbaurat der Stadt Menden habe am 12. Juli 1945 auf Nachfrage des Landesbauamtes eine Liste erstellt mit allen darin verzeichneten Stollenanlagen, die im Stadtgebiet Menden gebaut wurden. Dem Schreiben sei zu entnehmen, „dass es in Menden keine, der Definition nach, gebauten Bunker gibt“, so Stephan Reisloh.
Jedoch existieren mehrere Stollenanlagen, darunter auch die von WP-Leser Norbert Kirchhoff genannte: R & G. Schmöle, Unnaer Landstraße; Rinker, Galbreite; Flakkaserne, Bräukerweg; Eichelberg, Balver Straße; Mendener Stadion; Schützenstraße; Gartenstraße; Nordwall.
Darüber hinaus habe es eine Reihe von Luftschutzräumen gegeben, die zum Teil öffentlich, zum Teil aber auch privat waren, erläutert Stephan Reisloh. Öffentliche Luftschutzräume habe es an folgenden Orten gegeben: Rathaus, Hauptstraße; Gebäude Hauptstraße 51; Gebäude Hochstraße 20; Schlageter Schule, Straße der SA (heute Wilhelmstraße); Horst-Wessel-Schule, Horst-Wessel-Straße (heute Märkische Straße); Kaufhaus, Hauptstraße 57.
Bauunterlagen, Genehmigungen und Planunterlagen zu den genannten Luftschutzräumen und Bunkeranlagen liegen im Stadtarchiv Menden nicht vor, erklärt Stephan Reisloh.
Es gebe zwei Eingänge – einmal von der Seite der Galbreite aus, und einmal von der anderen Seite, wo sich heute das Unternehmen Aust befindet. „Unter dem Kreuz treffen sich die beiden Seiten“, weiß Norbert Kirchhoff. „Man konnte also unter dem Galbusch-Kreuz durchgehen.“
Zugänge von der Stadt nach dem Krieg verschlossen
Nach dem Krieg seien die Gänge von der Stadt dicht gemacht worden, damit niemand den Bunker mehr betreten könne. Nach seiner Erinnerung sei der Bereich damals einfach mit Erde zugeschüttet worden. Nun allerdings habe der Regen im Laufe der Jahre einen Teil der Erde vor dem Bunkereingang weggespült, berichtet Norbert Kirchhoff, der sich bei der WP-Redaktion meldete: „Die Natur hat das wieder ein bisschen frei gelegt. Da ist mittlerweile fast ein halber Meter weg.“
Auch interessant
Hinweise von Zeitzeugen
Bei der Stadt sei, so erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich auf WP-Nachfrage, „generell recht wenig zu Bunkern oder Stollenanlagen, die als solche genutzt wurden, bekannt“. Die meisten Hinweise beruhen auf den Aussagen von Zeitzeugen, erläutert Johannes Ehrlich, „da zum Ende des Zweiten Weltkrieges durch die Nazis viele Informationen vernichtet wurden. Es mag auch sein, dass Infos zentral von einer Gauleiterversammlung verwaltet wurden. Pläne oder Bauzeichnungen liegen in unserem Archiv nicht vor.“ Auch hätten die Nazis offenbar selbst Anlagen zerstört oder zugeschüttet und dies nicht dokumentiert.
+++ Auch interessant: Kommt Kaufland als Nachfolger für Real in Bösperde? +++
Genaugenommen handelt es sich bei der Anlage an der Galbreite nicht um einen Bunker, sondern um einen Stollenanlage, betont Stadtarchivar Stephan Reisloh. Die Unterscheidung sei allerdings vor allem eine baurechtliche Frage: „Ein klassischer Bunker ist deutlich besser ausgebaut und ausgestattet. Eine Stollenanlage hingegen ist eher schlicht und sollte im Luftkrieg vor allem Schutz bieten.“
Prüfung durch die Abteilung Umwelt und Bauverwaltung
Die Stadt könne sich „vorstellen, dass das Unternehmen ,Richard Rinker’ eine derartige Anlage hatte. Das Unternehmen war zu Kriegszeiten wohl rüstungsrelevant“, ergänzt Johannes Ehrlich. Die städtische Abteilung Umwelt und Bauverwaltung wolle nach dem Hinweis von Norbert Kirchhoff nun „prüfen, ob weitere Maßnahmen zum Beispiel zur Verkehrssicherung nötig sind“.