Menden. Wohncontainer an der Leibnizstraße sollen schon bald 75 geflüchteten Menschen aus der Ukraine ein Obdach bieten. Dagegen regt sich Widerstand.
Deutlicher Anwohner-Protest regt sich gegen die geplante Containersiedlung an der Leibnizstraße: Der jüngste WP-Bericht über das Vorhaben der Stadt, dort 75 geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Modulbauten auf der grünen Wiese unterzubringen, sorgt bei vielen Anliegern im Bereich der Horlecke für Kopfschütteln – und für eine Unterschriftensammlung, die am Montag noch lief und bisher bereits 120 Namen erbrachte. Weitere sollen nach WP-Informationen folgen.
Klares Nein an Rathaus und Fraktionen formuliert
Ihr klares Nein zu den Containern haben die Anlieger im Entwurf eines offenen Briefes auch begründet. Die Adressaten sind die Spitzen der Stadtverwaltung und die Vorsitzenden aller neun Mendener Ratsfraktionen – also von CDU, Grünen, SPD, FDP, Linken, AfD, USF/UWG, Menden Innovativ (MI) sowie Umwelt und Soziales (UmSo).
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Kaputte Straßen, kein Spielplatz, kein Bus: Standort für viele Familien?
Verärgert zeigen sich die Unterzeichner zunächst darüber, dass die Stadt Menden hier etwas vor der Haustür der Anlieger ins Werk setzen will, ohne mit ihnen auch nur ein Wort gesprochen zu haben. Ohnehin fühle man sich im Ortsteil benachteiligt: Es gebe dort weder heile Straßen noch genügend Spielplätze oder eine ausreichende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Ältere erinnern sich an schlechte Erfahrungen
Stattdessen kämen mit der Ankündigung der Stadt jetzt bei einigen älteren Anwohnern neue Ängste hinzu, heißt es weiter. Das gelte vor allem für jene, die vor etwa 15 Jahren bereits die Einquartierung von Geflüchteten und Obdachlosen in einem maroden städtischen Haus an der Leibnizstraße erlebt haben. Im offenen Brief wird aufgeführt, was die Bürgerinnen und Bürger mit dem Bau der der Modul-Siedlung jetzt erneut befürchten: eine Wertminderung für die eigenen Häuser, mehr Vandalismus und mehr Eigentumsdelikte. Kinder würden sich womöglich nicht mehr vor die Tür trauen, und mancher sieht auch die Sicherheit von Mädchen und Frauen gefährdet, wenn auch alleinstehende Männer nebenan in einer Unterkunft leben.
Anlieger: Massierte Unterbringung auch für Geflüchtete nicht gut
Mehrere Alternativen geprüft
Die Stadt Menden verfügt aktuell über 181 Plätze für geflüchtete Menschen. Im Vorfeld ihrer Ankündigung hat die Mendener Stadtverwaltung nach eigenen Angaben mehrere Alternativen zum Standort an der Leibnizstraße geprüft. Darunter waren zum Beispiel die Jugendbildungsstätte Kluse oder das Ex-Schwesternwohnheim von St. Vincenz. Sie fielen durch.
Der leerstehende Real-Markt, den jetzt die Anlieger der Leibnizstraße als möglichen Standort aufführen, stehe nicht zur Verfügung, hieß es.
Mögliche andere Standorte an der Sollingstraße oder der Franz-Kissing-Straße seien ebenfalls geprüft worden, aber durchweg schlechter geeignet.
Eine Unterbringung von Geflüchteten in Mendener Sporthallen sei weder sinnvoll noch überhaupt möglich.
Für die Geflüchteten selbst seien ebenfalls nur Nachteile zu erkennen, wenn sie auf engstem Raum zusammenleben müssten. Integration könne nicht stattfinden, wo Geflüchtete massiert untergebracht sind, statt über das ganze Stadtgebiet aufgeteilt zu werden. Ausdrücklich erklären die Unterzeichner, keine „Rechtsgesinnten“ zu sein. Gegenüber der WP hieß es zudem, man befürchte, in die Unterkunft könnten nach den Ukrainern auch andere Nationalitäten oder obdachlose Menschen einziehen.
Horlecke-Bürger nennen als Alternativen Ex-Real oder Ex-Kress
Die Anlieger aus der Horlecke haben sich ausweislich ihres Schreibens zudem Gedanken über alternative Standorte gemacht. So stehe das große Gebäude des Real-Marktes in Bösperde seit Monaten komplett leer. Dort lägen auch bereits die Anschlüsse für Wasser, Abwasser, Gas und Strom, heißt es – anders als an der Leibnizstraße. Ähnlich verhalte es sich beim Kress-Leerstand am Überwurf, dem Gisbert-Kranz-Sportplatz oder der leerstehenden Realschule Lendringsen.
Hinweis: In der ursprünglichen Fassung dieses Berichts hatte es geheißen, dass die UmSo-Fraktion als Absender über dem Offenen Brief stehe. Tatsächlich ist sie als letzter Adressat aufgeführt – auf dem Kopf der Seite, die das Anschreiben enthält. So entstand der falsche Eindruck, hier stehe der Absender. Für das Missverständnis bitten wir um Entschuldigung.