Menden/Lendringsen. Was braucht die Mendener Innenstadt, um für Handelsunternehmen ebenso interessant zu sein wie Lendringsen? Parkplätze sind ein Baustein.
Für Lendringsen ist das eine gute Nachricht: Woolworth hat angekündigt, die Räume des ehemaligen Bowling-Centers an der Lendringser Hauptstraße beziehen wollen. In schwierigen Zeiten, die immer noch ein wenig von Corona, vor allem aber durch den Krieg in der Ukraine und eine hohe Inflation geprägt sind, verschwindet damit ein großer Leerstand.
Das allein ist aber nicht alles: Mit Woolworth kommt auch ein weiterer bekannter Name nach Lendringsen, der sich als Ergänzung zu den inhabergeführten Geschäften, Lebensmittelläden und Drogerien sieht. „Die Fläche in der Lendringser Hauptstraße 57 passt optimal in unser Anforderungsprofil“, hieß es seitens des Unternehmens, das in Kürze den Mietvertrag mit dem Eigentümer schließen will.
Mendener Fußgängerzone zieht trotz Leerständen den Kürzeren
So groß die Freude in Lendringsen sein dürfte, so sehr muss man sich in Menden fragen, warum es trotz Leerständen nicht gelungen ist. Woolworth in die Mendener Fußgängerzone zu holen. Das Unternehmen hat laut Mitteilung „seit vielen Jahren“ versucht, einen Standort in Menden zu finden und auch Gespräche mit verschiedenen Immobilieneigentümern geführt. Zu einem Mietvertrag ist es aber nicht gekommen.
Über angeblich zu hohe Pachtgebühren wird in Menden schon traditionell immer wieder spekuliert. Ein wesentlicher Grund dürften aber die Rahmenbedingungen sein. Woolworth steht nur beispielhaft für Unternehmen, die bei der Standortsuche vor allem darauf achten, ob es nahe gelegene Parkplätze gibt. Fußgängerzonen sind da grundsätzlich im Nachteil, mit hoher Aufenthaltsqualität versuchen Städte, andere Trümpfe auszuspielen. Mendens sanierte Fußgängerzone bietet Potenzial, doch beim Thema Parkplätze sieht es schlecht aus.
Nicht nur mehr, sondern auch kostenlose Parkplätze
Zum einen steht mit der Tiefgarage unter dem Rathaus derzeit nur ein Parkhaus zur Verfügung, zum anderen sind fast alle anderen Plätze entlang von Straßen oder auf Plätzen kostenpflichtig oder privat an Dauerparker vermietet. Die Wege zum eigenen Auto – sie können also lang werden. Und längst nicht jeder Kunde ist bereit, neben seinen Einkäufen auch noch für Parkplätze zu zahlen.
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Wer sich intensiv mit dem Handelsstandort Fußgängerzone Menden befasst, der greift schnell zum Strohhalm Nordwall. „Es ist wichtig, dass da ein offenes, modernes Parkhaus entsteht“, erklärt Tim Behrendt, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Menden (WSG) mit Blick auf die geschotterten Flächen nördlich der Dieler-Fläche. „Die Politik muss entscheiden, wie sie zu bebauen sind. Erste Schritte sind bereits im Bauausschuss gemacht worden.“ Dass es Parkplätze brauche, sei Konsens.
In Lendringsen ist das Parken in aller Regel kostenlos, lediglich die Parkdauer wird befristet. Und: Es gibt viele große Flächen, auf denen immer Plätze zu finden sind. Die sind gut beleuchtet und werden daher auch frühmorgens oder abends gerne genutzt.
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Selbst ohne Woolworth sind viele große Unternehmen in Lendringsen vertreten, den inhabergeführten Handel gibt es aber trotzdem noch. Es sind längst nicht mehr nur Lendringser, die ins „Dorf“ gehen oder fahren, um Besorgungen zu machen. Lendringsen hat einen großen Einzugsbereich. Es wirkt fast so, als sei der Ortsteil ein großes Einkaufszentrum, die berühmte „grüne Wiese“, aber mit Anbindung ans Zentrum.
WSG-Chef: „Menden muss mit weichen Faktoren punkten“
Wichtig sind Parkplätze in der Mendener City für Behrendt aber nicht nur mit Blick in Richtung Lendringsen. Für Kunden seien ein sehr gutes Sortiment und Komfort wichtig. „Wenn Großstädte wie Dortmund schon das größere Sortiment bieten, dann sind für Mittelstädte die weichen Faktoren umso wichtiger. Dazu gehören Parkplätze in der Nähe“, erklärt der WSG-Chef. Und: „Wenn ein wirklich großer Ankermieter kommen soll, dann brauchen wir die Parkplätze. Und zwar nicht theoretisch, sondern wirklich verfügbar.“