Hüingsen. Todesanzeigen werden nicht nur regelmäßig gelesen, sondern haben auch eine starke Anziehungskraft. Diesen Schluss lässt eine Lesung zu.

Auf diese Lesung hatten sich viele Menschen offenbar besonders gefreut – und sie wird als eine der humorigsten in die Geschichte des Autorenfrühlings bzw. -herbstes eingehen: Dr.ChristianSprang war am Donnerstag in Hüingsen zu Gast, um einen Einblick in seine Todesanzeigen-Sammlung zu geben. Eigentlich hätte die Lesung in der Christ-König-Kirche stattfinden sollen, doch sie wurde kurzfristig in das Pfarrheim der Gemeinde verlegt (weiterer Bericht folgt).

Der Saal hinter dem Gotteshaus war prall gefüllt. Kuriose, humorige und einfach ungewöhnliche Traueranzeigen, die der Jurist Christian Sprang gemeinsam mit seinem Studienfreund Matthias Nöllke im mittlerweile vierten gemeinsamen Buch veröffentlicht, weckten die Neugier. „Kommen, hinsetzen, zuhören Buch kaufen und nach Hause fahren – so einfach ist das heute Abend nicht. Wir haben ihnen noch mehr zu bieten“, machte Christian Hose vom Pfarrgemeinderat bei seiner Begrüßung klar.

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Dieses Mehr war das LichtbootATMOS, dass die KünstlerinChristiane Kling noch bis Aschermittwoch in der Christ-König-Kirche zeigt. Auf einem Podest in Form eines Bootes bringen Lampen hauchdünne Metallspiralen in Bewegung. An Wänden und der Decke des Gotteshauses entsteht so ein einzigartiges Lichtspiel. Bis die Gäste sich das Boot in der Kirche anschauen konnten, stand ihnen ein unterhaltsamer Abend bevor – und ein kniffliges Rätsel.

Die Lesung mit Todesanzeigen-Sammler Dr. Christian Sprang fand nicht wie geplant in der Christ-König-Kirche in Hüingsen statt.
Die Lesung mit Todesanzeigen-Sammler Dr. Christian Sprang fand nicht wie geplant in der Christ-König-Kirche in Hüingsen statt. © WP | Dirk Becker

Sprang zeigte zehn Todesanzeigen, aus deren Formulierung und/oder Gestaltung das Publikum erraten sollte, welche Berufe die Verstorbenen ausgeübt haben. Der Todesanzeigen war sich sicher: „Zehn schafft keiner.“ So war es denn auch: Zwei Frauen hatten jeweils sechs Richtige – im Stechen mussten sie ein Bilderrätsel lösen, das tatsächlich so als Traueranzeige erschienen ist. Die Gewinnerin bekam das neue Buch von Sprang geschenkt.

Ein Gewinn war der Abend aber für alle Besucher. Der Todesanzeigen-Sammler, der sich bei seinem Hobby auf Unterstützung aus ganz Deutschland verlassen kann, zeigte einen Querschnitt seiner Sammlung. Und er trug drei Kapitel aus dem Buch „Eine tapfere Leber hat aufgehört zu arbeiten“ vor. Sein Co-Autor hat zu einzelnen Anzeigen, die das Publikum auf einer Leinwand sah, jeweils ein paar Sätze geschrieben.

Die Anzeigen sorgten immer wieder für Gelächter. Kurioses gab es aber auch außerhalb der eigentlichen Todesanzeige. Wie dies: „Entschuldigung! Bei allen Mittrauernden, die am 12.02.2016 in Kerpen an der Beerdigung unseres Vaters teilnahmen, möchten wir uns für die vom Pfarrer fürchterlich abgehaltene Messe entschuldigen! Bei unserem Vater taten wir dieses bereits auf dem Weg zum Grab. Peter und Ralf V.“

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Gleich 21 Kapitel umfasst das Buch, das in einigen signierten Exemplaren für 12 Euro auch noch bei Daub erhältlich ist. Jedes Kapitel widmet sich einem anderen Schwerpunkt – von Familiengeschichten über Hobbys bis zu Besonderheiten bei Trauerfeiern, etwa für Prof. Dr. rer. pol. et. jur. Dr. Ing. Wolfgang K.: „Die Trauerfeier findet am Dienstag, 29.10.2018, um 11.15 Uhr im Krematorium Westfriedhof, Halle 1, statt. Kleidung beliebig, aber erwünscht.“