Menden. Dass Häuser aus Holz den Klimaschutz voranbringen können, ist nicht überall bekannt. Die Stadt Menden hat besondere Chancen.
Holzhäuser sind eigentlich nichts Neues: Bislang waren sie vor allem für Liebhaber interessant, die auf natürliche Baustoffe setzen und nicht selten auch einen besonderen Charme erkennen. Doch Holz als Baustoff wird an Bedeutung gewinnen, da sind sich Experten sicher. Bauen mit Holz – das kann nicht nur nachhaltig sein, wenn eine entsprechende Holzwirtschaft dahinter steht, sondern auch klimaschonend.
Wer sich mit dem Thema befasst, gerät üblicherweise schnell an eine Hürde: Wie groß ist der Klima-Vorteil, wenn ein Haus nicht aus Beton, sondern aus Holz erstellt wird? Auf diese Frage kann die Planungsabteilung der Stadt Menden nun klare Antworten geben, denn als Beispielkommune im Forschungsprojekt „Holzbau-GIS“ hat sie ein Tool, also ein digitales Werkzeug, bekommen, mit dem sich die Auswirkungen genau berechnen lassen. Und nicht nur das: Die unterschiedlichen Szenerien lassen sich auch auf Karten darstellen.
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Wie all das entsteht, erfuhren die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Klima in ihrer jüngsten Sitzung aus erster Hand. Prof. Dr. Anette Hafner und Caya Zernicke waren in den Ratssaal gekommen, um das Projekt „Holzbau-GIS“ vorzustellen. Dahinter stehen die Karlsruher Disy Informationssysteme GmbH und die Ruhr-Universität Bochum. Sie untersuchen, ob Planern und Entscheidern in Kommunen ein einfaches Werkzeug für erste Überlegungen zum Holzbau in ihrer Kommune an die Hand gegeben werden kann. Das Projekt startete bereits im Frühjahr 2019 und wird vom Waldklimafonds des Bundes für drei Jahre als gemeinsame Maßnahme des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.
Das Besondere: Exemplarisch werden die Potenziale für den Holzbau auf kommunaler Ebene durch die Kooperation mit der Stadt Menden umgesetzt. Dadurch lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur im regionalen Kontext einordnen und analysieren, sondern es werden auch die konkreten Anforderungen einer Stadtverwaltung erfasst. Auf einem Modell der Ruhr-Uni aufbauend, werden die Potenziale für den Holzbau auf kommunaler Ebene analysiert und Treibhausgaseinsparungen durch Neubau und durch Sanierung mit Holz abgeschätzt.
Greifbar machten die beiden Referentinnen das Thema am Beispiel des Prinz-Eugen-Parks in München, der größten Holzbausiedlung Deutschlands. Fast 600 Wohnungen gibt es dort, zwei Drittel entstanden im sozialen Wohnungsbau. Durch den reinen Bau wurden nach den Berechnungen 13.000 Tonnen CO2 eingespart. Hinzu kommen demnach 7800 Tonnen CO2, die dauerhaft im Holz gespeichert sind und nicht in die Atmosphäre gelangen.
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Ähnlich wie beim Münchener Beispiel sind die möglichen CO2-Einsparungen nun auch für Bauprojekte in Menden zu berechnen. Baudezernent Frank Wagenbach kündigte an, das Tool werde in das städtische Klimaschutzkonzept integriert. Und er nannte ein Beispiel, wo Holz als Baumaterial verwendet werden könnte: „Das Betriebsgebäude für den Stadtforst können wir nun ja eigentlich nicht mehr aus Beton bauen.“ Man werde so erste Erfahrungen machen. Was Wagenbach aber auch nicht verhehlte: Bis das Tool selbstverständlich genutzt wird, könnte noch einige Zeit vergehen: „Vielleicht ist es in fünf Jahren selbstverständlich, über Holz als Baustoff nachzudenken.“