Menden. Über Jahre soll eine Mendenerin einen Arbeitskollegen gestalkt haben. Das hatte gravierende Folgen. Nun steht die Frau vor Gericht.
Jahrelang stalkte sie einen Arbeitskollegen, mit gravierenden Folgen für seinen Alltag. Dafür musste eine Mendenerin nun vor Gericht. Hier beteuerte sie zwar Einsicht und Besserung, aber für das Gericht gibt es auch Hinweise, die daran zweifeln lassen. Deshalb gibt es vor einem möglichen Urteil nun ein Gutachten.
+++ Auch interessant: Brand in Seniorenheim – Frau schwer verletzt +++
Pflegerin bei einem mobilen Dienst
Als Pflegerin bei einem mobilen Dienst kam die heute 41-Jährige auch immer wieder in eine Wohngruppe in Menden. Dort lernte sie den Mann kennen, der dort als Betreuer arbeitet. Nicht nur kennen, sondern auch lieben, wie sie vor vor dem Amtsgericht nun erzählte. Offenbar beruhte dieses Gefühl aber nicht auf Gegenseitigkeit. Das beteuerte zumindest der Mann, der später in seiner Aussage berichtete, er habe jeden Annäherungsversuch von Anfang an abgeblockt, auch mit Verweis darauf, er habe Frau und Kind, sei ein glücklicher Familienvater.
Auch interessant
Aussage erschien gelegentlich verwirrend
Die Angeklagte wiederum stellte es anders dar. Nachdem sie ihn nach dem ersten Kennenlernen zum Essen einladen wollte, „da sagte er mir, dass er sich schon geschmeichelt gefühlt hat“. Und weiter: „Erst später hat er mir gesagt, dass er Frau und Kind hat. Ich würde doch sonst niemals eine Ehe zerstören. So ein Mensch bin ich nicht.“ Wie der erste freundschaftliche oder tiefer gehender Kontakt aus ihrer Perspektive ausgesehen hatte, das beschrieb die Angeklagte nicht weiter. Ihre Aussage erschien gelegentlich verwirrend.
Seltsam, dann abweisend
Das Verhalten des Arbeitskollegen beschrieb sie als seltsam, dann plötzlich als abweisend. Sie gestand etwas umständlich ein, dass sie dem Mann schon nachgestellt habe, entschuldigte sich dafür, gab diesem dann aber wieder eine Mitschuld. Nach der Aussage des heute 52-Jährige hatte er das aber auch getan.
+++ Auch interessant: Mendener stürmt mit Holzlatte und Messer in Wohnung +++
Was Anfang 2019 begann und im Herbst 2022 endete, grenzt an Psychoterror. Die Mendenerin lauerte dem Mann an seinem Arbeitsplatz immer wieder auf, steckte teils mehrfach wöchentlich Briefe an sein Auto. Sie folgte ihm auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Der 52-jährige Sozialpädagoge, so berichtete er, sei teils große Umwege nach Hause gefahren, um die Verfolgerin abzuhängen. „Zum Glück kannte sie nur meinen Arbeitsplatz“, sagte er. Der Mann wohnt nicht in Menden.
Belastend für Opfer und dessen Familie
Von der Angeklagten sprach er nur als „diese Person“. Zur gesamten Situation sagte er: „Das ist sehr belastend für mich und meine Familie.“ Er habe, so das Opfer, immer wieder versucht, klärende Gespräche zu führen und nur deshalb manchmal von sich aus die Frau aufgesucht. Das hat die Frau als Versuch verstanden, die Freundschaft oder Beziehung zu kitten.
Auch interessant
Der Mann hatte wohl einiges an Nachstellungen zu ertragen, bis er sich 2022 zu einer Anzeige entschloss. Seitdem, so sagte er, habe er selber von seiner Stalkerin nichts mehr gehört. Zumindest nicht persönlich. Aber keine zwei Wochen alt ist eine E-Mail, die der Mann ausgedruckt mitgebracht hatte und die die Angeklagte an seinen Arbeitgeber geschrieben hat und in der sie nicht nur ihrem vermeintlichen Freund, sondern auch dessen Arbeitskollegen Vorwürfe macht. Staatsanwalt und Vorsitzende Richterin ließ dieser Brief natürlich mehr als aufhorchen. Denn die Frau hatte vorher noch beteuert: „Das wird nicht mehr vorkommen. Ich versuche nun selber, für mich einen Abschluss zu finden.“ Die erst kürzlich versendete Nachricht ließ freilich Zweifel aufkommen.
Sorgen über den psychischen Zustand der Frau
Auch andere Aussagen zu ihrem familiären Hintergrund weckten bei den Beteiligten des Prozesses Sorgen über den psychischen Zustand der Frau, bezüglich etwa gestörter Beziehungen zu Mitmenschen. So hatte die 41-Jährige berichtet, sie kümmere sich aufopferungsvoll um ihre pflegebedürftigen Eltern, obwohl diese ihr alles andere als eine schöne Kindheit und Jugend beschert hätten. Sogar zu Gewalt gegen sie sei es gekommen. Zu viele offene Fragen für Richterin und Staatsanwalt. Sie wollen die Frau psychologisch begutachten lassen, ob sie überhaupt komplett oder eingeschränkt schuldfähig ist.
Neue Wohngruppe
So wird es wohl einige Monate dauern, bis der Prozess fortgesetzt wird. Der Staatsanwalt sagte zu der Mendenerin, wenn sie sich jetzt konsequent fernhalte von ihrem Opfer, sei das eine gute Grundlage für die weitere Beurteilung.
Die Angeklagte: „Er wird von mir nichts mehr hören und sehen.“ Für den Pflegedienst ist sie inzwischen in einer neuen Wohngruppe tätig.