Halingen. Die Leidenszeit der Anlieger an der Halinger Dorfstraße soll im neuen Jahr enden. Was noch zu tun ist und wie es mit den Kosten aussieht.

Es gibt mittlerweile Grundschulkinder in Halingen, die ihr Dorf nur als Baustelle kennen. Momentan stehen die Warnbaken aber nur noch im Bereich der Kirche St Antonius Einsiedler, wo die oberste Schicht der Fahrbahndecke fehlt. „Das sollte im alten Jahr fertig werden, aber der Wintereinbruch mit den dicken Minustemperaturen im Dezember hat uns eine ganze Woche geklaut“, berichtet Dirk Wiegand als Leiter der Abteilung Straßenbau im Mendener Rathaus. Jetzt pausierten die Asphaltfirmen, um ihre Anlagen zu reinigen. Danach soll es schnellstmöglich auch vor der Kirche weitergehen. +++ Lesen Sie auch: Anlieger genervt: Kinder kennen Halingen nur als Baustelle +++

Neue Fahrbahn, Bürgersteige, Kanäle und Hausanschlüsse

Und wenn das neue Jahr abgelaufen ist, sollen die Kinder der vermeintlich ewigen Baustelle staunen: Nach viereinhalb Jahren Gesamtbauzeit soll die Halinger Dorfstraße dann komplett „nachmalig hergestellt“ sein. Was, wie Bauleiterin Katrin Becker erklärt, nichts anderes bedeutet, als dass sie dann auf ganzer Länge aussieht wie neu. Ob es die mehrere Kilometer lange Fahrbahn ist oder ob es die Bürgersteige sind, die grünen Wartehäuschen an den Haltestellen oder – unsichtbar – die Abwasserkanäle und viele Hausanschlüsse.

Umleitung: Laster rumpelten auch schon frühmorgens durchs Dorf

Hier fehlt noch die Deckschicht: Der Abschnitt von der Provinzialstraße entlang der Kirche St. Antonius Einsiedler soll jetzt baldmöglichst fertiggestellt sein.
Hier fehlt noch die Deckschicht: Der Abschnitt von der Provinzialstraße entlang der Kirche St. Antonius Einsiedler soll jetzt baldmöglichst fertiggestellt sein. © WP | Thomas Hagemann

Ältere Halinger werden sich erinnern: Vor Beginn der Sanierung war ihre Hauptverkehrsader zwischen den Bundesstraßen 515 und 233 eine einzige Marterstrecke für Stoßdämpfer. Und dieses Teergebirge wurde noch vollends zuschanden gefahren, als die B515, also die Provinzialstraße, in der Zeit zwischen Mai 2017 bis Oktober 2018 saniert wurde. Damals war der Langscheder Kreisel bis zur Einmündung Neue Straße gesperrt, und auch der Schwerlastverkehr nutzte die Dorfstraße widerrechtlich als Abkürzung. Die Laster rumpelten auch schon frühmorgens durchs Dorf, um die sage und schreibe elf Kilometer lange Umleitung rund um die Sperrzone zu vermeiden.

Eine Baustelle nach der anderen

Kaum hatten die Halinger Anlieger diese Tortur überstanden, ging es nahtlos weiter, jetzt mit der Sanierung ihrer eigenen Straße. Die Begeisterung darüber hielt sich trotz des Zustands der nunmehr völlig maroden Fahrbahn in engen Grenzen. Denn damals war es noch Recht und Gesetz, dass die Anwohner zu einem erklecklichen Anteil zu den Ausbaukosten herangezogen würden. Für einige Bürger und auch für landwirtschaftliche Betriebe standen entsprechend den langen Straßenkanten ihrer Grundstücke astronomisch hohe Anliegerbeiträge im öffentlichen Raum. Bei einigen ging sogar die Angst um, durch extrem hohe Anliegerbeiträge ruiniert zu werden.

Astronomische Anliegerkosten vom Tisch, Gesetzeslage aber noch nicht endgültig

Eine Million Euro für 500 Meter

Die Halinger Dorfstraße wurde in den 1960er Jahren zuletzt erneuert und in den Jahrzehnten danach in Ober- und Unterbau völlig zerstört.

Die Sanierungsarbeiten begann im August 2018, damals waren noch drei Abschnitte vorgesehen.

Für den Abschnitt 1 von der Einmündung Osthöfen bis zum Ende der Wohnbebauung am Haus 123 gab Katrin Becker die Kosten je 500 Meter mit einer Million Euro an.

Das ist inzwischen vom Tisch. Nach einer großangelegten Kampagne des Steuerzahlerbundes gegen die Anliegerbeiträge in NRW, für die sich auch in Halingen viele engagierten, erscheint mittlerweile als so gut wie sicher, dass das Land diese Kosten voll übernehmen muss. Landesweit wurden sie für die Anliegerinnen und Anlieger zunächst halbiert, weil das Land zur Entlastung der Leute pauschal 50 Prozent aller Straßenbaukosten übernahm. Schließlich wurden nachmalige Herstellungen wie in Halingen generell als Sache der öffentlichen Hand deklariert. „Nach aktuellem Stand müsste es darauf hinauslaufen“, sagt Dirk Wiegand. Ganz festlegen kann er sich auch für die Halinger nicht, noch fehlen aus der Landeshauptstadt Düsseldorf die letzten Bestimmungen.

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Auch zu den Gesamtkosten für die Dorfstraße kann Wiegand guten Gewissens noch nichts sagen, so lange die Angebote der Firmen auf die Ausschreibung des letzten Abschnitts ausstehen. Bisher haben in den gut drei Jahren drei verschiedene Baufirmen jeweils einen Abschnitte saniert – ein Fingerzeig darauf, dass im Rathaus tatsächlich von Ausschreibung zu Ausschreibung auf die besten Angebote geachtet wurde.

Vierter Abschnitt zur Gruländer Straße sieht noch aus dazumal

Von der Gruländer Straße aus betrachtet, sieht die Halinger Dorfstraße noch aus wie immer: Schlaglöcher, Risse, eine einzige Rumpelstrecke. Das soll im Laufe des neuen Jahres mit einer neuen Fahrbahndecke ein Ende haben. 
Von der Gruländer Straße aus betrachtet, sieht die Halinger Dorfstraße noch aus wie immer: Schlaglöcher, Risse, eine einzige Rumpelstrecke. Das soll im Laufe des neuen Jahres mit einer neuen Fahrbahndecke ein Ende haben.  © WP | Thomas Hagemann

Für die lärm-, stau- und dreckgeplagten Halinger bedeuteten diese Ausschreibungsphasen immerhin kurze Atempausen bei den Bauarbeiten. Ein viertes Unternehmen könnte jetzt noch folgen, wenn in diesem Jahr das letzte lange Teilstück zur Gruländer Straße (B233) in Angriff genommen wird. Hier ist die Dorfstraße auch heute noch ganz die alte Marterstrecke. Doch die anstehende Fahrbahnsanierung, die in diesem Abschnitt ohne Unterbau, neue Bürgersteige oder Kanalarbeiten auskommt, soll die Einheitlichkeit eines hervorragenden Straßenzustands auf der ganzen Länge der Dorfstraße herstellen.

Hoffnung auf Zufriedenheit

Dirk Wiegand erklärt, dass man im Mendener Rathaus sehr genau wisse, was die Halinger Bürgerinnen und Bürger in den sechs Jahren seit 2017 durchzustehen hatten. „Das war ganz sicher eine echte Zumutung. Wir hoffen aber, dass am Ende, wenn alles fertig ist, dann doch alle mit dem Ergebnis zufrieden sein können.“