Fröndenberg. Dieter Styra wird zukünftig die schweren Ankerstegketten im Fröndenberger Kettenschmiedemuseum schmieden. Er folgt damit auf Dagobert Köster.

Das Ende einer Ära, aber kein Abschied. Schmied Dagobert Köster hängt im Fröndenberger Kettenschmiedemuseum quasi die ganz schweren Ketten an den Nagel, hat aber einen kompetenten und engagierten Nachfolger gefunden. Am Saisonende gab es mit beiden die spektakuläre Vorführung, welche gleichzeitig die Saison 2022 beendete.

Ein spektakuläres, aber gewohntes Bild

Das Feuer lodert, Metall schlägt krachend auf Metall, die Funken sprühen. Spektakulär, und doch ein gewohntes Bild im Fröndenberger Kettenschmiedemuseum. Auch vor wenigen Tagen, als die Saison im Museum zu Ende ging. Der letzte Besuchertag lockte noch mal einige an. Und war auch ein ganz spezieller Tag, das Ende einer Ära. Dagobert Köster war nicht nur sein ganzes Berufsleben lang Schmied, sondern auch im Museum ein Mann der ersten Stunde. Und immer hat er hier auch die 40 Millimeter-Ankerstegketten geschmiedet, das Schwerste, was es hier zu bestaunen gibt.

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Aber auch Dagobert Köster wird nicht jünger, in Kürze wird er den 70. Geburtstag feiern. Und hat deshalb entschieden, den körperlich schwersten Teil seines Engagements hier im Verein nun aufzugeben. Was keineswegs einen kompletten Abschied bedeutet, Köster will und soll weiter kleinere Ketten schmieden, den Verein auch sonst helfend unterstützen, wie der erste Vorsitzende Jochen Hänel betont. Dagobert Köster ist selber niemand der große Worte um sich macht. Er lässt lieber seinen Nachfolger reden. Dieter Styra wird künftig hier die schweren 40 Millimeter-Ankerstegketten schmieden. Das ist für ihn kein Neuland, als Schmied in Iserlohn ist ihm das aus dem Berufsalltag schon bekannt. „Auch wenn sonst in der Firma mittlerweile ganz anders gearbeitet wird“, wie er erzählt. Und gerade deshalb hat das Museum dieses Faszination.

Seit gut zehn Jahren im Verein aktiv

Angesichts von Kösters Teil-Abschied sagt Dieter Styra: „Dieses alte Handwerk darf nicht aussterben. Man soll hier auch weiterhin die großen Ketten sehen können.“ Deshalb habe er sich entschieden, Kösters Erbe anzutreten. Schon seit gut zehn Jahren sei er hier im Verein engagiert, erzählt Styra weiter. Erst durch den Kontakt mit Dagobert Köster, zeitweise waren sie Arbeitskollegen, habe der Iserlohner, der nun in Schwerte zuhause ist, die Verbindung zum Kettenschmiedemuseum in Fröndenberg knüpfen können.

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Schmieden ist für Styra nicht nur Broterwerb, sondern auch Leidenschaft in der Freizeit, wie die eigene private Schmiede, aber auch das Engagement am Schmiedefeuer hier in Fröndenberg und anderswo zeigen. „Es ist meine Passion: die Hitze des Feuers, das Vibrieren des Bodens..." Und auch sein Sohn Philipp, ebenfalls Schmied, will sich hier künftig einbringen.

Dankbar für die Unterstützung

Gerade weil die Styras aber im Berufsleben stehen, müsse man künftig mit den Terminen im Museum mehr schauen, wer wann für die Vorführungen zur Verfügung steht, erzählt Jochen Hänel. Der für die Unterstützung aber sehr dankbar ist, und ebenso die vielen Jahren von Dagobert Köster würdigt.

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Mit dem 30. Oktober ging auch die Saison 2022 zu Ende. Genaue Besucherzahlen hat Hänel gerade nicht griffbereit, sagt aber: „Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz." Seit dem Frühling war an jedem Sonntag geöffnet, viele Sonderführungen und Trauungen fanden statt. Der Ruhrtalradweg bringe weiterhin sehr viele Radler in die Museumsräume im Himmelmannpark. Andere wiederum können kaum die ganze Strecke aus der Heimat auf dem Zweirad gekommen sein: International sei das Publikum mittlerweile, neulich hätte eine Gruppe aus Kanada vor der Tür gestanden, erzählt Hänel. Auf ihr Reiseprogramm durch den Ruhrpott hätte es auch das Kettenschmiedemuseum geschafft.

Schnittstelle von Ruhrgebiet und Sauerland

Überhaupt die Lage des Museums an der Schnittstelle von Ruhrgebiet und Sauerland: Hänel berichtet vom Projekt Stahlzeitreisen, im Internet und auf Papier eine neue Darstellung von Industriekultur und -geschichte in den beiden Regionen, die wohl mehr verknüpft sind als manche denken mögen – über Bergbau oder Kettenindustrie. „Das eine ist ohne das andere nicht denkbar." Deshalb sei das Fröndenberger Museum in diesem Kreis sehr gut aufgehoben und noch mehr sichtbar.

Geöffnet ist das Museum im Winter nicht, die Ehrenamtlichen werden aber die Köpfe rauchen lassen, um etwa das Thema Digitalisierung voranzutreiben. Über die Digitalisierung des Schmieds alias „Digi Dago" hatten wir ja schon berichtet. Weitere Projekte folgen, auch der Ausbau der Schmiede als Lernort der Gesamtschule. Anders hätte solch ein Museum, so Jochen Hänel, wohl deutlich schlechtere Zukunftsaussichten.