Menden. Seit das Rathaus mit 19 Grad beheizt wird, werden offenbar elektrische Heizdecken und Lüfter genutzt. Jetzt soll es einen Bibber-Erlass geben.
Nur noch 19 Grad im Büro: Wer bei dieser vom Bund vorgeschriebenen Untertemperatur im Mendener Rathaus seine Büroarbeit leisten muss, dem wird naturgemäß rasch kalt. Offenbar behelfen sich angesichts der durchgreifenden Energiesparmaßnahmen der Mendener Stadtverwaltung jetzt einige Bedienstete mit Heizlüftern und Heizdecken. Denn laut Martin Niehage, Betriebsleiter im zuständigen Immobilienservice Menden (ISM), ist gerade eine Dienstanweisung in Vorbereitung. Darin soll die Nutzung elektrischer Heiz- und Aufwärmhilfen untersagt werden. Hintergrund für den Bibber-Erlass: Elektrische Heizlüfter verbrauchen deutlich mehr Energie als eine Gasheizung. Damit würden die hoch gesteckten Einsparziele für das Rathaus unterlaufen, erklärte Niehage jüngst vor den Politikern im städtischen Haupt- und Finanzausschuss. Der Strom- und Gasverbrauch hängen zusammen, weil mit der Erdgas-Verbrennung auch Strom produziert werden muss. Für weniger Strom braucht man folglich weniger Gas.
270 neue Thermostatventile sind jetzt eingebaut
Um weniger Energie zu verheizen, wird im Rathaus inzwischen ein ganzes Maßnahmenpaket umgesetzt. Komplett eingebaut sind bereits die gerade erst gelieferten 270 sensorbestückten Thermostatventile für die Büros der Stadtverwaltung. Damit und mit den flankierenden Maßnahmen soll künftig rund ein Drittel der bisher noch im Rathaus verbrauchten Heizenergie von 935.000 Kilowattstunden (kWh) an Erdgas eingespart werden (die WP berichtete). Fortan sollen es jährlich satte 300.000 kWh weniger werden. Der Verwaltungssitz ist heute eine der größten kommunalen Energieschleudern in Menden.
Echte Ersparnis jetzt auch bei Schließung zwischen den Jahren
Die brandneuen Thermostate machen laut Niehage auch die anstehende Schließung des Rathauses zwischen Weihnachten und Neujahr überhaupt erst richtig effektiv. Zwar gab es diese große Pause „zwischen den Jahren“ schon in der Vergangenheit. Für die verbleibende Notbelegschaft aus Ordnungs- und Standesamtskräften müssen trotzdem noch ganze Trakte beheizt werden, weil die alte Zentralheiztechnik nichts anderes zulässt. Die neuen Sensoren drehen jetzt aber den Heizkörper in jedem unbesetzten Büro ab, sobald sie an der Luftfeuchtigkeit im Raum erkennen, dass niemand mehr im Raum ist. Und: „Das Rathaus ist für Menden nur der Pilot. Sollten sich unsere Erwartungen hier erfüllen, werden wir alle städtischen Gebäude mit diesen Thermostaten ausrüsten“, bekräftigte Niehage vor den Politikern. Weitere Maßnahmen seien das Abschalten sämtlicher Heizungen in Fluren und Gemeinschaftsräumen, auch die dezentralen Heißwasserboiler im Rathaus sind abgeschaltet.
+++ Lesen Sie auch: Wie der Polizeibulli einen AMG-Mercedes jagte +++
Manche Sparmaßnahme der Stadt tut auch der Bevölkerung weh
Andere mittlerweile getroffene Maßnahmen tun indes auch der Bevölkerung weh. Prägende Gebäude wie die Wilhelmshöhe werden nachts nicht mehr angestrahlt. Die Weihnachtsbeleuchtung soll pro Abend zwei Stunden weniger brennen und morgens gar nicht mehr, über die Straßenbeleuchtung wird noch verhandelt. Auch gibt es jetzt keine Möglichkeit mehr, Kindergeburtstage in städtischen Jugendtreffs zu feiern. Das Angebot ist eingestellt worden, damit die Gebäude für die beliebten Partys nicht mehr zusätzlich beheizt werden müssen. Außerdem sollen, wo immer möglich, in städtischen Gebäuden die Heizungen eine Stunde vor Arbeitsschluss, vorm letzten Unterricht oder der letzten Veranstaltung heruntergefahren werden. „Es wird nicht auf einen Schlag kalt“, erklärte Martin Niehage. Und so könne die abgestrahlte Restwärme noch für einen ordnungsgemäßen Ablauf von Unterrichten oder Veranstaltungen sorgen. Im Hallenbad sei die Wassertemperatur auf 26 Grad im Hauptbecken und 30 Grad im Lehrschwimmbecken gesenkt worden.
Zu richtigem Verhalten: Stadtverwaltung sucht sich Partner für Schulungen
Weitere Energiesparmaßnahmen können laut Martin Niehage auch die Verkürzung des Arbeitszeitrahmens im Rathaus betreffen, aber auch die Sensibilisierung und Schulung von Beschäftigten. Dies sei in Zusammenarbeit mit dem Mendener Naturschutzzentrum „Arche Noah“, der Verbraucherzentrale und den Stadtwerken geplant. Deshalb sollen laut Niehage auch die einfachen Regeln wieder nachdrücklich in Erinnerung gerufen werden, die mancher noch von zu Hause kennt: „Licht aus, Tür zu!“
Die Grenzen des Sparens: Im Museum dürfen Exponate nicht schimmeln
Um Exponate in den Museen vor Schimmel zu schützen oder in den Duschen der Bildung von Legionellen vorzubeugen, werde es aber auch weiterhin Bereiche im öffentlichen Gebäudebestand geben, dir nicht oder nur eingeschränkt von Sparmaßnahmen betroffen sind.
Lob vom Chef: Bürgermeister Schröder sieht Menden beim Sparen vorn
Für die Maßnahmen erhielten Niehage, sein Team und die gesamte Verwaltung im Ausschuss ein großes Lob vom Chef: Bürgermeister Dr. Roland Schröder hob hervor, dass der ISM mit der Umsetzung der Einsparmaßnahmen im kommunalen Bereich vergleichsweise weit vorn liege. Wie berichtet, waren insbesondere die wirksamen Thermostatventile frühzeitig bestellt worden. Heute sind sie laut dem ISM wegen der hohen Nachfrage kaum noch zu bekommen.