Menden. Sorge vor Gasausfällen und steigenden Energiekosten: Stadt Menden will Wärmeräume für Bedürftige einrichten. Doch die Suche ist nicht leicht.
In sogenannten Wärmeräumen soll unterkommen, wer im kalten Winter nicht mehr heizen kann. Sei es, weil ein allgemeiner Gasnotstand ausbricht, sei es, weil Menschen mit niedrigen Einkommen ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können – und die Lieferung eingestellt wird. Für solche Fälle sieht der Maßnahmenkatalog der Stadt Menden auch Aufwärmräume vor. Doch das Vorhalten solcher Räume erweist sich schwierig: Alle öffentlichen Räume in Menden werden mit Gas beheizt – sie blieben bei Ausfällen ihrerseits kalt. Jetzt sucht die Stadt Alternativen.
Einfach gestalte sich diese Suche nicht, sagt Mendens Bürgermeister Roland Schröder. Sporthallen kämen als Wärmeräume nicht in Frage: zu hoch, zu teuer im Betrieb. Auf der Suche nach kleineren Räumen, die etwa mit Öl beheizt werden, wolle die Stadt deshalb ins Gespräch gehen – mit Kirchen, mit Hilfsorganisationen, „schauen, welche Möglichkeiten es da geben könnte“, sagt Schröder. Die Stadt stehe in diesen Fragen zudem in Kontakt mit anderen Kommunen im MK.
Menschen am Rand der Grundsicherung besonders betroffen
Der gemeinnützige Verein „Mendener in Not“ sorgt sich vor allem um bestimmte Personengruppen, die unter einer sich zuspitzenden Energiekrise besonders leiden würden: „Betroffene Personen könnten Senioren und Ältere sein, die am Rande der Grundsicherung leben“, sagt die zweite Vorsitzende Veronika Czerwinski. „Ebenso Alleinerziehende, Kranke und behinderte Menschen, die wir auch so schon mit unseren Hilfen unterstützen.“
Zum aktuellen Zeitpunkt sehe sie für die Einrichtung von Wärmeräumen noch keine Notwendigkeit: „Bis jetzt hat es keine Erhöhungen bei den Gaspreisen hier in Menden gegeben“, erklärt Czerwinski.
Josef Guthoff, Teamleiter Marketing und Unternehmenskommunikation der Stadtwerke, sagt jedoch: „Unsere Kunden sollten weiter mit steigenden Energiekosten rechnen.“ Grundsätzlich rät er schon aus Klimaschutzgründen zum Energiesparen – auch mit Blick auf den Gasspeicherstand: „Zum einen dankt es einem der eigene Geldbeutel, zum anderen werden durch das Energiesparen auch die Speicherstände geschont.“ Zurzeit stünden diese noch im grünen Bereich: Das Gasspeichergesetz der Bundesregierung sieht vor, dass die Speicher zu verschiedenen Stichtagen im Jahr bestimmte Mindestfüllstände vorweisen. Am 1. Oktober einen Füllstand von 85 Prozent zu erreichen, sei bereits übertroffen worden – er liege aktuell bei 90 Prozent, so Guthoff. Die Stadtwerke selbst seien gut vorbereitet und stünden im engen Austausch mit ihren Branchenverbänden.
Planung gestaltet sich schwierig
Doch wie eng die Gasversorgung wird und wie kalt der Winter – das wisse gerade niemand, sagt Bürgermeister Schröder: „Wir stochern da komplett im Nebel.“ Entsprechend schwierig gestalte sich die Planung. „Es kann sein, dass man Wärmeräume anbietet und keiner kommt, dass das Gas ganz normal weiterläuft und es verhältnismäßig wenig Probleme gibt.“ Man müsse sich aber auch auf den Fall von Gaseinschränkungen einstellen. Dann sehe die Lage ganz anders aus.
„Wir können jetzt als Stadt aber auch nicht hunderte Plätze vorhalten – irgendwo, wenn wir noch gar nicht wissen, wie hoch der Bedarf ist“, erklärt der Bürgermeister weiter. Übernachtungsmöglichkeiten für Bedürftige in den Wärmeräumen sehe er zum aktuellen Zeitpunkt nicht: „Das könnte die Stadt nicht leisten, dafür haben wir auch die Ressourcen schlichtweg nicht. Wenn überhaupt, dann sind die Räume zum kurzfristigen Aufwärmen gedacht.“
Zum nächsten Haupt- und Finanzausschuss am 25. Oktober sollen weitere Optionen geklärt sein, sagt Schröder. Dann könne er einen neuen Stand zu der Frage geben, wie die Stadt aufgestellt ist, wenn im tiefsten Winter für manche die Heizung aus bleiben sollte.