Menden. Hermann-Josef schnell will den Erlös seines neuen Menden-Kalenders dem DeCent-Laden zukommen lassen. So will er Bedürftige unterstützen.

Eigentlich sucht sich Hermann-Josef Schnell nie zweimal den selben Empfänger für den Erlös aus seinen Menden-Kalendern aus. Bei der aktuellen Auflage macht der Künstler eine Ausnahme. Auch wenn er vor einiger Zeit den Erlös aus seinem Aquarell-Kalender dem SKFM (Katholischer Verein für soziale Dienste) zur Verfügung gestellt hat, wählt er dieses Mal einen Bereich des SKFM, nämlich den DeCent-Laden, aus, dem er mit dem Geld finanziell unter die Arme greifen will. Dazu bewogen hat ihn die finanzielle Schieflage, in die derzeit immer mehr Mendenerinnen und Mendener geraten.

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Titel „Warum in die Ferne schweifen“

„Warum in die Ferne schweifen...“ ist der neue Kalender von Hermann-Josef Schnell überschrieben. In diesen Tagen lässt der Mendener alle Aquarelle digitalisieren, um sie im Anschluss beim heimischen Unternehmen Huke drucken zu lassen, bevor die Exemplare in den Verkauf gehen.

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Während Hermann-Josef Schnell die Bilder durchblättert und zeigt, welche neuen Aquarelle er gezeichnet hat, ist Bild um Bild seine Liebe zu seiner Heimatstadt und der näheren Umgebung erkennbar. Der Hexenteich, eine Szene vom Stadtfest Menden à la Carte, der Glockenteichbach neben der Vincenz-Kirche, Schnee an der Stadtmauer neben St. Vincenz, Picknick am Wildschweingehege im Wildwald – bei den meisten Bildern weiß man als Mendener schnell, welchen Ort sie zeigen.

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Es gibt aber auch Aquarelle, die man nicht sofort in Menden verorten kann. So zum Beispiel ein verwunschen wirkendes Haus an der Ruhr in Schwitten. Die Umgebung ist in November-Nebel getaucht.

Drei Selfies von Hermann-Josef Schnell im Kalender 2023

Wie auch schon in den vergangenen Jahren hat sich Hermann-Josef Schnell in seinem Kalender selbst verewigt. Bei der aktuellen Auflage ist er gleich drei Mal als Monatsbegleiter zu sehen. Wer Hermann-Josef Schnell kennt, erkennt ihn auch auf Anhieb auf den Bildern. Spätestens beim Blick auf Haupthaar, Schnurrbart und Hosenträger ist klar, wer da zu sehen ist. Besonders beeindruckend ist der fliegende Hermann-Josef Schnell, der sich – auf einer langen Schaukel sitzend – Richtung Altes Rathaus bewegt. „Ich schaukele für mein Leben gern“, erzählt Hermann-Josef Schnell. Als Vorlage für das Aquarell habe seine Enkelin von ihm auf einer Schaukel im Biebertal ein Foto gemacht. „Schaukeln ist für mich Lebensfreude“, sagt der Mendener.

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„Besondere Orte, schöne Geschichten“, fasst Hermann-Josef Schnell seine Kalender-Bilder zusammen. Der Jahresbegleiter für 2023 wird in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt. Der Erlös fließt komplett an den DeCent-Laden an der Fröndenberger Straße.

Lebensmittel für Bedürftige müssen zugekauft werden

„Wir werden von dem Geld Lebensmittel kaufen“, erklärt SKFM-Geschäftsführerin Marita Hill. Seit gut zwei Wochen müsse der SKFM für den DeCent-Supermarkt Lebensmittel zukaufen, sonst würde es schlichtweg nicht reichen, um alle Bedürftigen, die hier Essen kaufen möchten, zu versorgen. Wie berichtet, haben die Supermärkte seit einiger Zeit ihre Disposition so umgestellt, dass viel weniger Lebensmittel übrig bleiben, die im DeCent-Laden ausgegeben werden könnten: „Dass die Supermärkte das so machen, ist ja im Prinzip gut“, sagt Marita Hill. „Aber in der jetzigen Situation ist das für uns absolut furchtbar.“

Der DeCent-Laden kaufe Gemüse zu („das hatten wir sonst in Massen“), aber auch haltbare Produkte wie Reis und Nudeln. Einen kleinen Lichtblick gibt es bei Brot und Backwaren: Niehaves und Tillmann spenden hier jetzt reichlich: „Das ist toll“, zeigt sich Marita Hill erleichtert.

DeCent-Laden hat bereits seine Öffnungszeiten verdoppelt

Der DeCent-Laden habe bereits seine Öffnungszeiten verdoppelt, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, einmal in der Woche hier einzukaufen. Für Hermann-Josef Schnell stand angesichts der aktuellen Notsituation fest, dass er den Kalender-Erlös gerne dem DeCent-Laden zur Verfügung stellen möchte. Etwa 6500 Euro, so vermutet er, kann er in einigen Monaten übergeben.

Im Laufe der Jahre habe er mit Pinselstrich und Leinwand insgesamt gut 50.000 Euro für die verschiedensten wohltätigen Zwecke in Menden ermalt, rechnet Hermann-Josef Schnell vor. „Für einen Einzelkämpfer ist diese Summe nicht schlecht“, freut er sich und fügt hinzu: „Ich bin so dankbar, dass ich mit meinem Talent etwas Gutes bewirken kann.“