Menden. Aktivokal in Menden hat trotz Corona einen neuen Chor aufgebaut. Frauen sind da, aber Männer fehlen. Wie das für Helmut Rauer-Rohländer ist.
Männer gesucht! Warum dieses vergleichsweise junge Gesangsensemble seine Tenor- und Bassstimmen ganz besonders pflegt. Und wie man es geschafft hat, selbst mitten in der Coronazeit einen Chor aufzubauen. Das Ziel: nicht abschrecken, sondern anlocken mit der Ambition.
+++ Auch interessant: Arzt schlägt Pfleger vor OP im Krankenhaus +++
Einziger Mann bei Aktivokal im Chor in der Runde
Helmut Rauer-Rohländer blickt in die Runde und lacht: „Wie soll man sich mit so vielen netten Damen nicht wohlfühlen?“ Er ist der Hahn im Korb, wie man immer so schön sagt. Beim Probenbesuch von der WP jedenfalls ist Rauer-Rohländer neben Chorleiter Volker Müsch der einzige Mann in der Runde.
Nun hat er kürzlich eine weitere Stimme als Verstärkung bekommen, der Mangel dieses spannenden neuen Musikprojektes besteht aber noch immer: „Wir brauchen dringend Männer!“ unterstreicht Chorleiter Volker Müsch. Wobei alle Beteiligten schon mit dem Wort „Chor“ vorsichtig sind. Vom Gesangsensemble möchte man lieber sprechen. Eine Gruppenstärke von 30, 40 oder noch mehr Sängerinnen und Sängern ist gar nicht angepeilt. Lieber klein und flexibel. Müsch beschreibt, wie man in dieser Konstellation wirklich mit jedem einzelnen konkret arbeiten kann. „Und dadurch auch am Sound der Gruppe feilen. In dieser Konstellation kommt es auf jede einzelne Stimme an.“ Und ein bisschen größer als die aktuell elf Mitglieder möchte das Ensemble noch werden, welches sich aktuell immer mittwochs im Vokaltreff des Mendener Vereins Aktivokal im Alten Hospiz nahe der Vincenzkirche trifft.
+++ Lesen Sie auch: Enttäuschung nach Aus für die Fusion der Mendener Bank mit der Volksbank Wickede +++
Proben im Alten Hospiz am Kirchplatz
Die musikalischen Hauptrichtungen: Gospel und Jazz, mit einem Blick beziehungsweise einem Ohr auch noch ein Stück darüber hinaus. Ausdrücklich nicht nur, aber vor allem Männerstimmen werden nun zur Verstärkung gesucht. Vielleicht schon immer und auch vor Corona schwerer fürs Singen zu gewinnen, nimmt der Schwerter Volker Müsch – der hier in der Gegend in vielen musikalischen Feldern engagiert ist – im Moment dieses Thema noch einmal ganz besonders dringend wahr. Dabei tut man hier in diesem Jazz- und Gospelensemble doch alles dafür, dass vermeintlich starke Geschlecht zu hegen und zu pflegen. Sagen die Frauen. Ist man als Mann alleine oder zu zweit, ist die Verantwortung zweifellos größer. Bei Fehlern sei man dann nicht ganz so streng.
Helmut Rauer-Rohländer scheint zustimmend dazu zu lächeln. Er bringt musikalisch einiges an Erfahrung mit, dürfte in Menden und Umgebung auch durch das Trio Honselmann dem ein oder anderen bekannt sein. Dieses Gesangsensemble hat sich, freilich unbewusst, einer ganz schönen Herausforderung ausgesetzt. Erste Planungen und Treffen auf Initiative des Vereins Aktivokal gab es bereits vor Corona, wie man mittlerweile so schön sagt. Und während anderswo die Pandemie leider auch traditionsreichen Chören das Genick gebrochen hat, ging es hier unverdrossen voran. Lange traf man sich zu virtuellen Proben. Manch einer hörte auch wieder auf deswegen, neue kamen hinzu. Seit dem letzten Jahr nun geht es mit größerer Normalität endlich vorwärts und es kann sich endlich auch in Präsenz eine Chorgemeinschaft bilden.
+++ Vor Gericht: Bauer zahlt 15.000 Euro Tierarztkosten nicht +++
Erste Auftritte des Ensembles geplant – beim Mendener Winter
Beim WP-Besuch wird nicht nur die gute Atmosphäre, sondern auch der schöne Klang gelobt und betont. Geübt wird vor allem zeitgenössischer Gospel und Pop-Jazz, von Volker Müsch manchmal groovend am Piano begleitet, manchmal a capella. Er arbeitet dabei vielfach mit der sogenannten Complete-Vocal-Technik. Ein recht neuer, immer mehr verbreiteter musikalischer Ansatz, der die menschliche (Sing-)Stimme in allen Facetten in den Blick nimmt, individuell fordert und formt. Ein wenig Gesangserfahrung und Stimmsicherheit wäre für mögliche Verstärkungen durchaus wünschenswert. Die Fähigkeit Noten lesen zu können ist sicher nicht hinderlich, aber keine Voraussetzung, heißt es aus der Gruppe.
Wenn man in dieser singenden Gemeinschaft über Ambitionen spricht, dann will man das keineswegs abschreckend für Interessiert verstanden wissen. Nicht zu verstehen als einen Forderungskatalog den man vor Eintritt erfüllen muss, vielmehr als Bereitschaft sich auf die Arbeit in der Gruppe einzulassen. Sängerin Dunja Fricke präzisiert: „Wir sind für alle offen, wollen aber eine gewisse Verbindlichkeit. Der Anspruch soll nicht abschrecken, sondern es geht darum sich hier in der Probe anzustrengen und als Chor mit allen gemeinsam zu wachsen.“ Das passiert im Moment schon ganz fleißig, denn die ersten Auftritte des Ensembles überhaupt sind bereits fest geplant, zum Beispiel auf dem Mendener Winter.