Menden. Die Hauptschule Lendringsen ist Flüchtlingsunterkunft für Menschen aus der Ukraine. Ist die Kritik an den Zuständen berechtigt? Ein Blick hinein.

Die Kartoffeln köcheln im Topf vor sich hin. Im ehemaligen Hauswirtschaftsraum der Hauptschule Lendringsen ist wieder eine Küche entstanden. Die Herde wurden neu angeschlossen. Dahinter stehen Kühlschränke, in denen jede Familie ihre Vorräte verstauen kann. Aktuell leben 37 Flüchtlinge aus der Ukraine in den früheren Klassenräumen – nicht auf Dauer.

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Das Thema ist ihnen wichtig. Daran lassen Bürgermeister Roland Schröder (parteilos), die Erste Beigeordnete Henni Krabbe und Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier keinen Zweifel aufkommen. Sie wollen klarmachen, dass hier niemand unter menschenunwürdigen Bedingungen hausen müsse, wie es die SPD anprangerte. Bilder, die im Netz die Runde machten, stammten tatsächlich nicht aus der Flüchtlingsunterkunft, sondern aus einem Wohnheim für Obdachlose.

Die Flüchtlingsunterkunft am Bieberberg steht nur vorübergehend zur Verfügung. Hier soll die Josefschule einziehen.
Die Flüchtlingsunterkunft am Bieberberg steht nur vorübergehend zur Verfügung. Hier soll die Josefschule einziehen. © Westfalenpost | Arne Poll

„Wir versuchen, die Verweildauer in der Schule möglichst kurz zu halten“, sagt Dennis Bröcking, Teamleiter Soziales und Integration. Ziel sei, alle Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen. Das funktioniere mit Unterstützung der Wohnungsgenossenschaften meist erstaunlich gut, betont Roland Schröder. Es gelinge immer wieder, leerstehende Wohnungen aufzutun. Mitunter dauere es allerdings ein paar Tage, die Wohnungen herzurichten. „Wir sind froh, dass wir die Schule dafür als Puffer zur Verfügung stehen haben“, sagt Henni Krabbe.

Aktuell 617 Ukrainerinnen und Ukrainer in Menden

Die Stadt betreibt die Unterkunft seit ein paar Wochen. Die durchschnittliche Verweildauer liege bei zwei bis drei Wochen. 617 Ukrainerinnen und Ukrainer leben mittlerweile in Menden. Für diese Woche sind 19 weitere Zuweisungen für Menden angekündigt.

Wie lebt es sich wirklich in der Schule? In den ehemaligen Klassenräumen stehen stabile Feldbetten. Die Bereiche sind mit Trennwänden abgetrennt. Meist ist ein Klassenraum immer einer Familie vorbehalten. „Es kommen meist komplette Familienverbünde“, sagt Dennis Bröcking. Oft versuchten Angehörige, die ebenfalls in Deutschland sind, der Verwandtschaft hinterherzuziehen. Zu den meisten Familien gehören mittlerweile auch Männer. Es gebe sogar ein „Jungesellenzimmer“ für Männer ohne Anhang.

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Toiletten auf dem Flur, zum Duschen in die Sporthalle

Ihre Räume, das sieht man, halten die Flüchtlinge oft selbst in Ordnung. Es gibt aber auch einen eingesetzten Reinigungsdienst. Zum Duschen geht es in die benachbarte Sporthalle. Toiletten sind auf dem Flur. Die Räume machen einen sauberen Eindruck. Der bauliche Zustand der Schule sei gut. „Wir haben Glück, dass wir das Gebäude haben“, sagt Roland Schröder. Allerdings wird die ehemalige Hauptschule nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Der Umzug der Josefschule an den Bieberberg ist bereits beschlossene Sache.

Die Schilder sind in ukrainischer und russischer Sprache gehalten, damit sich die Flüchtlinge orientieren können.
Die Schilder sind in ukrainischer und russischer Sprache gehalten, damit sich die Flüchtlinge orientieren können. © Westfalenpost | Arne Poll

Ein Sicherheitsdienst wacht über die Ordnung in dem Gebäude und ist aktuell auch der erste Ansprechpartner. Deshalb komme auch extra russischsprachiges Personal zum Einsatz, erklärt Thomas Nolte. Die Stadt sei ohnehin permanent dabei, nachzurüsten, erklären die anderen. In den nächsten Tagen soll es einen Hotspot fürs Internet geben. Angeschaffte Möbel seien auch keine Einmal-Investition. „Das können wir auch noch an anderen Standorten nutzen.“