Menden. Zehn Betten pro Klasse, kein Schrank, kein Sichtschutz: Angesichts der Lage ukrainischer Geflüchteter am Bieberberg kommen SPD-Politikern Tränen.
Die SPD-Fraktion prangert in einem Schreiben vom Dienstag an, die Erste Beigeordnete Henni Krabbe lasse „menschenunwürdige“ Zustände in der Flüchtlingsunterkunft in der Ex-Hauptschule am Bieberberg zu. Die Fraktionsmitglieder seien „bestürzt und wütend“ und hätten sich nach „Hinweisen aus der Bürgerschaft“ selbst vor Ort ein Bild gemacht. Sie fordern Krabbe auf, die Mängel bis Ende des Monats zu beheben. Sonst werde man Beschwerde beim Bürgermeister einlegen. „Menschen unterschiedlicher Familien werden mit zehn Personen in Klassenräume gepfercht. Ohne Trennwände, ohne das Mindestmaß an Privatsphäre.“
Vorgegebene Duschzeit von 8 bis 14 Uhr für Schulkinder unmöglich einzuhalten
In den Räumen stünden je zehn Betten, bechreibt die SPD-Fraktion weiter. Es gebe weder Schränke noch Mülleimer oder Wäscheständer. Bei den SPD-Besuchern Mirko Kruschinski und Bianca Günnewicht-Voß habe es angesichts der Zustände Tränen gegeben, hieß es gegenüber der WP. Krabbe dagegen beweise „Kurzsichtigkeit und Empathielosigkeit“, vor allem mit Blick auf die Dusch-Situation: Bewohner dürften nur von 8 bis 14 Uhr duschen, weil danach die Vereine in der Halle an der Reihe seien. „Wer mitdenkt, würde erkennen, dass Schulen um 8 Uhr beginnen und mit Schulweg nach 14 Uhr enden“, so die SPD. Die Schüler könnten also nur am Wochenende duschen. Und: Der vor Ort eingesetzte Sozialarbeiter habe weder Telefon oder Computer, Kopierer oder Internet. Die Missstände seien bekannt; Krabbe werde seit Wochen aufgefordert, etwas zu unternehmen.
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Bürgermeister Schröder mahnt SPD zu mehr Sachlichkeit
In der Antwort der Verwaltung mahnt zunächst Bürgermeister Roland Schröder die SPD zur Sachlichkeit. Die Stadtverwaltung sei für die Hinweise dankbar, wünsche sich jedoch eine Kommunikation auch im Sinne der Geflüchteten. „Es muss auch im Sinne aller sein, sachlich zu diskutieren“, erklärt Schröder. Die Ex-Schule sei vorsorglich als kurzfristige Unterkunft hergerichtet worden. Bis zu 80 Menschen können dort untergebracht werden, aktuell sind es 32, allesamt aus der Ukraine.
Krabbe: Lage nicht optimal, aber Montag kamen 19 Personen gleichzeitig an
Krabbe ergänzt, der Sozialarbeiter achte darauf, Familien gemeinsam unterzubringen: „Am Montag sind 19 Personen gleichzeitig angekommen, die dort vorübergehend eingezogen sind.“ Bei der Begehung der SPD seien folglich nur 13 Menschen in der Hauptschule untergebracht gewesen, wo acht Klassenräume mit maximal je zehn Betten bereitstehen. „Die Hauptschule ist im Moment nicht einmal zur Hälfte ausgelastet“, es gebe also genügend Raum für die dort lebenden Familien. Und bei der Ausstattung müsse auch die Verwaltung mit teils langen Lieferzeiten leben. So würden vor Monaten bestellte Trennwände und Schränke „hoffentlich in dieser oder der nächsten Woche geliefert. Dass die Situation dadurch nicht optimal ist, wissen wir“, erklärt Krabbe.
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Auch der Sozialarbeiter in der Schule soll jetzt besser ausgestattet werden
Wie die ganze Flüchtlingssituation sei auch dies für die Stadt nicht alltäglich, „und wir lernen aus den Prozessen“, beteuert Krabbe. Hinweisen über Missstände gehe man unmittelbar nach und versuche, sie zu beseitigen. Das betreffe auch die Ausstattung des Sozialarbeiters. Und: „Morgen und übermorgen werden Wäschetrockner durch ein Mendener Unternehmen geliefert. So etwas wie Wäscheständer schaffen wir zusätzlich gerne noch an.“ Zudem werde derzeit ein Spielraum für Kinder sowie ein Aufenthaltsraum für Jugendliche eingerichtet.
Duschzeiten werden erweitert, die Geflüchteten sollen bald in Wohnungen
Die Duschzeiten würden erweitert: „Wir tun alles dafür, dass die Menschen bei uns in Menden in Sicherheit sind und dass sie mit Landsleuten und Familien untergebracht werden.“ Die Hauptschule sei aber von Anfang an als Übergang gedacht, man setze weiter alles daran die Geflüchteten schnellstmöglich in eigene Wohnungen zu vermitteln. Auch hierbei würden die Menschen durch Sozialarbeiter und Dolmetscher begleitet und betreut. Krabbe weiter: „Mit den Wohnungsbaugesellschaften stehen wir in ständigem und sehr gutem Austausch.“