Menden. Kalkproduzent Lhoist will einen dreistelligen Millionenbetrag ins Werk Hönnetal investieren. Kalk soll klimaneutral gebrannt werden. Aber wie?
Kalkproduzent Lhoist will das Werk im Hönnetal zu einem der modernsten weltweit machen. Kohlendioxid, das bei der Kalkproduktion in rauen Mengen entsteht, soll künftig aufgefangen werden. Der „Klimakiller Nummer eins“ soll später in der Nordsee unterirdisch gespeichert werden. Das Projekt mit Modellcharakter soll einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
„Wir werden sehr viel Geld in eine klimaneutrale Kalkproduktion investieren“, sagte Lhoist-Deutschland-Chef Thomas Perterer in einer Festrede zum 125. Geburtstag des Kalkwerks im Hönnetal (früher Rheinkalk). Voraussetzung sei allerdings Planungssicherheit für den Ausbau des Kalksteinabbaus zwischen Menden und Balve zu haben. +++ Hintergrund: So funktioniert das Kalkwerk im Hönnetal +++
Mit Kesselwagen in große unterirdische Speicher in der Nordsee
Gegenüber der WP konkretisiert der gebürtige Österreicher das Vorhaben: Es gebe bereits Techniken, das entstehende Kohlendioxid über Abscheider aufzufangen. Über Kesselwagen lasse es sich dann abtransportieren. Das Kohlendioxid, das beim Brennen des Kalks freigegeben wird, könne in unterirdischen Hohlräumen in der Nordsee wieder eingespeichert werden – dort, wo Gas und Öl gefördert werden. „Je mehr Nachfrage es gibt, desto mehr werden sich diese Techniken auch durchsetzen.“
Die Maßnahme kommt nicht ohne Druck. Lhoist muss sich die aktuelle Produktion über einen viele Millionen Euro teuren Handel mit Zertifikaten erkaufen. „Diese Zertifikate werden nicht billiger“, sagt Perterer, der in einer traditionellen österreichischen Bergmannskluft zum Festakt in die Werkshalle in Menden-Oberrödinghausen gekommen war.
Erweiterung des Steinbruchs Richtung Asbeck und Eisborn
Voraussetzung für den Ausbau der Produktion ist aber aus Sicht von Lhoist auch die Sicherheit, den Steinbruch Richtung Eisborn und Asbeck erweitern zu können. Das Unternehmen hat aktuell einen Vorschlag vorgelegt, der die Produktion für die kommenden Jahrzehnte sichern könnte. Anders als ursprünglich beabsichtigt, soll der Kalkstein künftig nicht nord-östlich des heutigen Steinbruchs, sondern eher nördlich abgebaut werden. Die Diskussion im Rahmen des Regionalplanes läuft (WP berichtete). Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
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„Sobald wir Investitionssicherheit haben, gehen wir die Investition auch an“, verspricht Perterer im WP-Gespräch. Er spricht von einer Umsetzungszeit von drei bis fünf Jahren, bis das Kohlendioxid aufgefangen werden kann. Das Projekt hätte eine enorme Strahlkraft: Laut Lhoist kommt jede zehnte in Deutschland produzierte Tonne Kalk aus dem Werk in Hönnetal.
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Appell von Hubertus Mühling (CDU): Nicht mit Blockadehaltung arbeiten
Balves Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) appellierte insbesondere an die Erweiterungsgegner, nicht mit einer Blockadehaltung zu arbeiten, sondern warb um Konsens: „Da es heute so ist wie es ist, muss sich jeder auf einen Dialog einlassen.“ Er appellierte zu einer „weitestgehenden Übereinstimmung der Haltungen.“ Auch Mendens Bürgermeister Roland Schröder (parteilos) betonte die Bedeutung des Kalkwerks auch in der Ausbildung von jungen Arbeitskräften. „Das Kalkwerk ist tief in der Landschaft und in der Gesellschaft verwurzelt.“ Der Betrieb erwirtschaftet jährlich 60 Millionen Umsatz.
Welche regionale Bedeutung das Kalkwerk mit seinem eigenen Stadtteil Oberrödinghausen hat, referierte der Landtagsabgeordnete Matthias Eggers (CDU) in seiner (ersten!) Festrede. Eggers erinnerte daran, dass selbst die Wohnungsgenossenschaft Gewoge ihre Wurzeln in der Arbeitersiedlung der damals Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke hat.
Lhoist feiert das Jubiläum noch bis Samstagabend mit einem großen Bürgerfest. Besucher können beim Tag der offenen Tür unter anderem Bustouren in den Steinbruch machen. Es gibt ein großes Bühnenprogramm, unter anderem mit dem Spielmannszug TK Eisborn, TuS Lendringsen, und Fanfaren-Corps Kolping Lendringsen.