Fröndenberg. Willi Schnieder aus Fröndenberg befasst sich in „Spuren des Lebens“ mit seinen Urgroßeltern. Von der Resonanz ist er schon jetzt überwältigt.
Ein bisschen tatsächliche Familiengeschichte, ganz viel Fantasie: Willi Schnieder aus Fröndenberg hat ein Buch geschrieben welches mit seinen Urgroßeltern beginnt und sich die Frage stellt, wie deren Leben wohl gelaufen ist. Zeitgeschichte und Humor haben in dem Werk auch ihren Platz. Erscheinen wird es im Herbst, von der Resonanz ist Schnieder jetzt schon überwältigt.
Es beginnt mit Ernst und Gertrud. Die beiden lernen sich Ende des 19. Jahrhunderts kennen, nicht weit von Fröndenberg entfernt, gründen eine Familie. Und 1880 beginnt auch die Geschichte, die Willi Schnieder in „Spuren des Lebens" erzählt, ausgehend von den beiden. Denn Ernst und Gertrud sind seine Urgroßeltern. Die richtigen Vornamen hat er so belassen, die Orte der Handlung auch hier in der Umgebung. Ausnahme: Fröndenberg, Schnieders Heimatstadt seit jeher und auch in dem Roman immer wieder Handlungsort, wird zu Freisenhagen. Über Ernst und Gertrud sagt er: „Ich habe nicht herausfinden können, wie die beiden gelebt haben und wie sie gestorben sind. Also musste ich mir das eben ausdenken."
Als Gasthörer für Geschichtsstudium eingeschrieben
Diese Überlegungen standen am Anfang. Denn nicht nur an Heimat-, auch an Familiengeschichte ist Willi Schnieder sehr interessiert. Seit dem Eintritt in die Rente hat der ehemalige Finanzbuchhalter und EDV-Leiter umso mehr Zeit dafür, schrieb sich als Gasthörer für ein Geschichtsstudium an der Uni Bochum ein. Und ist darüber hinaus im Fröndenberger Heimatverein aktiv. Über seine Familienhistorie konnte Schnieder also nicht alles herausfinden so wie gewünscht, trotz vieler Quellen. „Und mittlerweile bin ich ja der alte Sack in der Familie", lacht der 71-Jährige. „Deshalb kann ich auch niemand anders mehr fragen.“
+++ Lesen Sie auch: Internationale Rennrad-Elite im Fröndenberger Museum +++
Also füllte er die Lücken mit viel Fantasie und die Geschichte beginnt dann ungefähr so: Familienvater Ernst gibt sich immer mehr dem Hochprozentigen hin, treibt seine Familie auch anderweitig zusehends in den Wahnsinn. Er kommt schließlich in eine Anstalt, was aber alles nur Teil seines Planes ist, von der Familie wegzukommen und unterzutauchen. Rasant geht es weiter: Er geht zur Kaiserlichen Marine, kommt der Schwester von Kaiser Wilhelm II. nahe und es entwickelt sich eine Liebschaft, die eigentlich keine Zukunft haben kann. Später dann treffen sich die Nachkommen von Ernst und Gertrud, die zuvor noch nichts voneinander gewusst hatten. Der Weg führt auch nach Langeoog, wo Ernst ein neues Leben beginnt. Dass es auf der ostfriesischen Insel einen Schniederdamm gibt, das machte Willi Schnieder im Rahmen eines Urlaubs neugierig und gab weitere Anstöße. Für Recherchezwecke kam er dann 2019 noch mal auf die Insel, bekam viele Hinweise vom dortigen Fremdenführer.
Willi Schnieder recherchiert über Zustände in Kinderheimen in 50er- und 60er-Jahren
Ein anderer Handlungsstrang geht um ein Familienmitglied, welches als Kind im Heim landete, weshalb Willi Schnieder auch über die Zustände in diesen Einrichtungen in den 1950er- und -60er-Jahren recherchierte. „Unfassbar", kann er zu seinen Erkenntnissen nur sagen. Weiter geht es in dem Buch aber auch um hoffnungsvolle Aspekte, wie ein Familienmitglied etwa einer jüdischen Familie zur Flucht nach Palästina verhalf. Eine spannende Mischung aus Zeit- und Familiengeschichte also und damit auch für all die ein Lesevergnügen, die die Familie nicht persönlich kennen.
Erster Roman des Hobbyautors
„Spuren des Lebens – Geschichte einer Familie“, heißt das Buch und soll im September erscheinen. Nach einem ersten Buch über den Lebensweg seines Vaters und einem Bild- und Geschichtsband über Fröndenberg ist das nun der erste Roman des Hobbyautors Willi Schnieder.
Am 29. September wird er abends zu einer Lesung aus dem Buch in das Vereinsheim des Fröndenberger Schützenbundes (Harthaer Platz) einladen.
Die Erzählung endet 1950, in Schnieders Geburtsjahr. Das sei aber purer Zufall, betont er. Genauso wie die Tatsache, dass er 2020 mit dem Schreiben begann und coronabedingt dann durchaus etwas mehr Zeit hatte als geplant. Der Balkon sei dafür sein Lieblingsplatz gewesen. „Und meine Frau hat mich dann auch mal drei Stunden in Ruhe gelassen, wenn es gut lief", grinst er. Eigentlich habe er das Buch zunächst nur für sich geschrieben, am Ende immerhin über 500 Seiten dick im DIN-A5-Format. Dann aber doch an Verlage geschickt. Von zweien kamen positive Rückmeldungen, bei einem ist es nun in Druck, soll im September deutschlandweit erscheinen, auch als E-Book. „Ich hätte nie gedacht, dass es solche Ausmaße annimmt", sagt Willi Schnieder.
Roman soll auch auf den Buchmessen in Berlin und Frankfurt vorgestellt werden
Der Roman soll auch auf den Buchmessen in Berlin und Frankfurt vorgestellt werden, vielleicht auch mit dem Hobbyautor persönlich. Auf dem Cover wird ein Satz stehen, der für Willi Schnieder und sein Engagement persönlich bedeutsam ist: „Spuren haben den Sinn, uns immer zu zeigen, ob und wo es weitergeht." Und wer weiß, wohin sich die Familiengeschichte der Schnieders noch entwickelt. Immerhin hat es eines der drei Kinder nach Norwegen nördlich des Polarkreises verschlagen.