Menden. Die Fotos vom Steinbruch im Hönnetal locken via Instagram und Wander-Apps wie Komoot junge Wanderfreunde an. Einer warf seine Geldbörse ins Loch.
Instagram und Wander-Apps ziehen immer mehr Foto-Touristen zum See im Steinbruch Hönnetal. Der von Kalkstein-Sedimenten durchsetzte See zwischen Menden-Asbeck und Balve-Eisborn macht unter dem Namen „Blaue Lagune“ auf diversen Portalen auf sich aufmerksam. Einige Wanderfreunde kommen für den Ausblick von weither angereist.
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Es ist der Blick schlechthin. Vor allem bei schönem Wetter spiegelt sich der Blaue Himmel im Wasser des 120 Meter tiefer liegenden Sees. An den Wochentagen lassen sich im Steinbruch die Fahrzeuge wie Spielzeugautos beobachten. „Wir haben damals extra diesen Aussichtspunkt geschaffen“, sagt Werksleiter Stefan Flügge. Das Unternehmen Rheinkalk/Lhoist war sich schon lange vor Instagram und Co. der Anziehungskraft des Ortes bewusst.
Apps wie Komoot und Instagram locken Wanderfreunde an
Die Plattform am nördlichen Ende des Steinbruchs befindet sich bereits auf dem Gelände von Lhoist. Wenn die Schranken dort geöffnet sind, ist der Weg zu den Plattformen auch frei zugänglich. Nur bei besonderen Arbeiten wie Sprengungen oder intensivem Fahrzeugverkehr wird der Bereich gesperrt.
Auf Instagram verbreiten sich die Fotos der Blauen Lagune, die tatsächlich ein wenig an den Südsee-Kitsch-Film erinnern, nun mehr denn je. Eine Rolle spielen da auch die immer mehr genutzten Wander-Apps wie Komoot. Dort können Nutzer Routenvorschläge einsehen. Bei der jüngeren Generation entscheiden dann oft die Fotos über die Route, die tatsächlich gewandert wird. Das bestätigt auch ein junges Paar aus Coesfeld, das die WP jüngst beim „Heimaturlaub“ in der Ecke traf. Selbst niederländische Touristen im Hotel zur Post in Eisborn trafen ihre Reiseentscheidung nach den Fotos aus der Region.
Betreten des Steinbruchs ist lebensgefährlich
Die Anziehungskraft ist Problem zugleich. Denn bei der Blauen Lagune gilt: Gucken, aber nicht anfassen. Das Betreten des Steinbruchs ist streng verboten. „Der Aufenthalt im Steinbruch ist einfach sehr gefährlich“, sagt Stefan Flügge. Die Fahrer der riesigen Muldenkipper können Menschen während der Fahrt kaum wahrnehmen. Außenstehende können kaum erkennen, welche Bereiche befestigt sind. Es gibt Sprengungen. Ein Bad im See könnte mit großer Wahrscheinlichkeit tödlich enden. Das Wasser hat binnen weniger Meter extreme Temperaturunterschiede. Tatsächlich soll es aber immer wieder Menschen geben, die mit Badehose und Bikini am Kraterrand stehen.
Lhoist wirbt dennoch direkt am Aussichtspunkt mit einem Instagram-Logo für die eigene Seite „Kalkwerk_Hoennetal“. Die touristische Anziehungskraft war – so widersprüchlich es klingen mag – Argumentation für die Erweiterung. Das Unternehmen erfasst unter anderem mit Lichtschranken, wie viele Wanderer auf dem Grundstück unterwegs sind. Lhoist argumentiert, dass sich Tourismus, Naturschutz und Steinbruch vereinbaren lassen.
Peinlicher Unfall: Tourist wirft seine Geldbörse in den Steinbruch-Hang
Im Februar dieses Jahres kam es zu einem kuriosen Zwischenfall an der Aussichtsplattform. Ein allzu neugieriger Besucher ließ seine Geldbörse fallen – in den Steinbruch. Ein zufällig als Höhenretter ausgebildeter Angestellter von Lhoist stieg aufwändig gesichert hinab und „rettete“ die Geldbörse aus der Steilwand. Ein Glückstreffer, dass das Portemonnaie überhaupt gefunden wurde.
Viele Fotos- WP-Heimaturlaub in Asbeck und Eisborn
Was Lhoist nicht gerne sieht: Jüngst hatte es wieder größere Verschmutzungen am Aussichtspunkt gegeben. Via Instagram erklärte das Unternehmen: „Vernünftige Leute hinterlassen so keinen Müll, für die anderen ist es verboten.“
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