Menden/Urk. Serhad Sahin aus Menden hat in nur vier Tagen das Meer in den Niederlanden erreicht. Was der 24-Jährige erlebte und wie die Füße jetzt aussehen.

Und plötzlich taucht da das Wasser auf: Serhad Sahin aus Menden hat es offensichtlich tatsächlich geschafft. Der 24-Jährige hat in nur vier Tagen zu Fuß das Ijsselmeer in den Niederlanden erreicht. Die Wanderung war dann aber aufregender als erwartet und die Füße werden noch lange Spuren zeigen.

+++ Hintergrund: So startete Serhad Sahin aus Menden seine Tour an die Nordsee +++

So wanderte Serhad Sahin am Sonntag am Bahnhof in Bösperde los.
So wanderte Serhad Sahin am Sonntag am Bahnhof in Bösperde los. © Westfalenpost | Arne Poll

„Das war ein Moment voller Emotionen, Schmerz und Schweiß“, sagt der Dual-Student am Donnerstagmittag. Kurz vor dem Finale hatte er seinen Standort live an einen Freund übermittelt, damit ihn dieser dann mit dem Auto abholen konnte. Dann tauchte der kleine Ort Urk auf: Wind und Wellen. „Diesen Moment musste ich einfach alleine für mich genießen.“

50 bis 60 Kilometer am Tag – nur fünf Stunden mehr Zeit als ursprünglich geplant

Tatsächlich hat Serhad Sahin die 230 Kilometer fast so geschafft wie er es geplant hatte. Er war am Sonntag um 15 Uhr in Bösperde losgelaufen und kam wie geplant am Mittwoch an. „Ich habe fünf Stunden länger gebraucht als geplant.“ Das waren 50 bis 60 Kilometer und mehr am Tag. Der Mendener war ohne große Vorbereitung aufgebrochen. Anders als ein Lüdenscheider Tiktoker, der in Badeschuhen schon in Wuppertal aufgab, kam Sahin allerdings auch wirklich ins Ziel.

Serhad Sahin musste zwischendurch seine Füße verarzten.
Serhad Sahin musste zwischendurch seine Füße verarzten. © Privat | Serhad Sahin

Nicht alles sei so gelaufen wie er es sich gedacht hatte. „In Holland war es sehr schwer mit dem Campen. Dort waren überall Zäune an den Wälder und Feldern.“ Einmal, da sei er bis vier Uhr nachts durchwandert, weil sich kein Platz fand. „Da hatte ich dann auch eine polizeiliche Begegnung.“ Die Polizisten seien aber sehr nett gewesen und hätten ihn nach auf eine bessere Strecke aufmerksam gemacht. „Die Strecke, die ich laufen wollte, war bekannt für Raubüberfälle.“

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Theo kennengelernt – 73-Jähriger ist zum Freund geworden

Serhad Sahin schwärmt und schwärmt. Nachdem er zuhause die erste Nacht wieder durchgeschlafen hat, sprudeln die Erzählungen aus ihm geradezu heraus. „Ich kann es nur jedem empfehlen: Macht es! Macht es!“ Eine der schönsten Erfahrungen seien die Begegnungen unterwegs gewesen: „Ich habe Theo kennengelernt. Der ist 73 Jahre alt und jeden Tag mit dem Rad unterwegs und hat mir einen Wanderstock gebastelt. Wir sind Freunde geworden. Ich fahre ihn diese Tage besuchen.“

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Er habe bei seiner Wanderung auch gelernt, dass man sich mal zurücknehmen müsse, bescheidener denken müsse: „Wir haben fließendes Wasser. Wir drehen den Wasserhahn auf und das kommt raus. Das muss man schätzen können.“

Die Euphorie ist so groß, dass Serhad Sahin schon von der nächsten Tour träumt. „Das ist der Start von etwas ganz Großem“, sagt er. „Ich bin zu dem Entschluss gekommen, eine kleine Gruppe zu gründen.“ Freunde wollten mitlaufen und auch Fremde hätten zu ihm Kontakt aufgenommen und wollten sich anschließen.

Die Schuhe haben es bis ans Ijsselmeer geschafft und werden nun vergoldet.
Die Schuhe haben es bis ans Ijsselmeer geschafft und werden nun vergoldet. © Privat | Serhad Sahin

Wanderstock und Schuhe werden golden lackiert

Bleibt nur noch die Sache mit den Schuhen. Ja, ihm sei gesagt worden, dass wohl Sneaker nicht die beste Wahl für lange Wanderungen seien. Die Füße des 24-Jährigen sind überzogen mit Blasen, die er zwischendurch verbinden musste. „Ein kleines Stück am rechten Zeh ist sogar abgefallen“, sagt Sahin und liefert prompt den Videobeweis, den wir an dieser Stelle aber lieber schuldig bleiben.

Die Schuhe und der Wanderstock werden ohnehin nicht mehr gebraucht. „Der Stock und die Schuhe werden in den nächsten Tagen golden lackiert“, erklärt Serhad Sahin. „Dann kommt der WP-Artikel dazu. Und das bleibt eine Erinnerung für immer.“