Menden. Serhad Sahin will in drei oder vier Tagen von Menden bis ans Ijsselmeer laufen. Der 24-Jährige ist noch nie weit gewandert. Er zeigt sein Gepäck.

Auf Wiedersehen Bösperde! Serhad Sahin hat den Rucksack geschultert. An der Schlaufe baumelt das Wurfzelt. In der Hand hält er die Regenjacke. Der 24-Jährige hat eine bequeme Jogginghose angezogen und die Sneaker poliert. In drei, vielleicht vier Tagen will der Mendener Dual-Student die Nordsee in den Niederlanden erreichen – zu Fuß. Er ist bereits unterwegs.

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Das Ziel heißt Urk und ist ein kleiner Ort am Ijsselmeer. Serhad Sahin hat ihn sich auf der Karte herausgesucht. Urk ist so ziemlich der nächste Ort am Wasser, wenn man mit dem Finger von Menden aus Richtung Nordwesten fährt, gut 230 Kilometer entfernt. Er sei noch nie dort am Meer gewesen und auch noch nie so lange gelaufen, sagt der Dual-Student. Nachdem jüngst ein anderer Wanderfreund aus der Region scheiterte, wolle er es nun besser machen. „Ich bin der Erste, der das schafft.“

Diese Schuhe und diese Füße sollen an vier Tagen gut 230 Kilometer laufen.
Diese Schuhe und diese Füße sollen an vier Tagen gut 230 Kilometer laufen. © Westfalenpost | Arne Poll

Von Menden nach Urk: 50 bis 60 Kilometer Wanderung am Tag geplant

50 bis 60 Kilometer Wanderstrecke täglich peilt er an. „Er schafft das“, sagen die Freunde, die am Bahnhof in Bösperde stehen und zum Winken gekommen sind. Er wolle das „für mich selbst“ machen, erklärt der 24-Jährige, der Kriminalpsychologie studiert hat. „Ich bin sonst nur ein paar Kilometer mit Kollegen spazieren gegangen.“

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Sahin folgt dem Routenplaner auf dem Smartphone. Damit das Handy nicht irgendwann den Geist aufgibt, hat er zwei Powerbanks mit Stromreserven eingepackt. 14 Kilo Gepäck könnten irgendwann mal auf den Schultern drücken. Er fürchte das aber nicht. „Ich bekomme unterwegs immer wieder Besuch und Begleiter. Mein Chiropraktiker kommt vorbei und renkt mich wieder ein.“

Essen vom Gaskocher, die Nacht im Wurfzelt und Schlafsack

Serhad Sahin will die Nacht im kleinen Wurfzelt und im Schlafsack verbringen, sich immer spontan einen Schlafplatz suchen. Angst habe er nicht. „Das passt schon.“ Essen wolle er sich auf einem kleinen Gaskocher zubereiten. Bei seinem Vater aus dem Keller habe er ein Gitter zum Grillen mitgenommen. „Ich habe auch eine Säge eingepackt.“ Wer kann schon wissen, was den westfälischen Wanderfreund in der Fremde so alles erwartet.

Die Freunde winken Serhad Sahin zum Abschied am Bahnhof Bösperde.Sie glauben, dass er ans Ziel kommt, sagen sie.
Die Freunde winken Serhad Sahin zum Abschied am Bahnhof Bösperde.Sie glauben, dass er ans Ziel kommt, sagen sie. © Westfalenpost | Arne Poll

Die erste Nacht unter freiem Himmel hat Serhad Sahin jedenfalls schon mal überlebt. Auf seinem Instagram-Account meldet er sich am Montagmorgen aus Werne. Der Kompass zeigt auf 309 Grad Nordwest. „Ich werde die ganze Zeit meine Community darüber abstimmen lassen, was ich mache“, sagt Sahin. Da können die Freunde entscheiden, wie weit er laufe oder was abends auf dem Campingkocher über das Feuer kommt.

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Freunde feuern den Mendener Wanderer bei Instagram live an

Erst einmal träumt Serhad Sahin unterwegs vom Meer. Auf der Karte jedenfalls sieht alles so nah aus. „Da kann man Richtung London schauen“, sagt Sahin. Bei Instagram kommen schon die ersten Reaktionen. „Ich küsse Dein Herz“, schreibt einer. „Du bis verrückt“, sagt ein anderer. „Allah möge dir beistehen.“

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Zurück könnte es vielleicht schneller gehen. Die Tour wolle er wahrscheinlich mit dem Auto oder mit der Bahn antreten. „Wenn ich merke, ich hab noch die Kraft, dann laufe ich auch zurück.“

Das Gepäck: Rucksack, Regenjacke und ein Wurfzelt.
Das Gepäck: Rucksack, Regenjacke und ein Wurfzelt. © Westfalenpost | Arne Poll