Rekordflut: Zweifel an Jahrhunderthochwasser in Menden
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Menden. Nach dem Unwetter im Juli gibt es Zweifel an der Einschätzung. Die Stadt geht nicht mehr von einem Jahrhunderthochwasser aus. Das hat Gründe.
Die Stadtverwaltung will das Hochwasser vom 14. und 15. Juli auch gut sechs Wochen nach der vermeintlichen Rekordflut noch nicht abschließend bewerten. Trotz des Hönne-Höchststandes könnte die Einschätzung eines Jahrhundert-Hochwassers falsch sein.
3,26 Meter – so hoch stieg der Pegel in der Molle am 14. Juli spät am Abend gegen 23 Uhr. Der bisherige Rekordwasserstand von 2,90 Meter aus dem Jahr 2007 wurde weit überschritten. Aktuell geht die Stadtverwaltung dennoch nur davon aus, dass es sich um ein sogenanntes 20-jähriges oder höchstens ein 50-jähriges Hochwasser handelt. Heißt: Nach diesen Prognosen dürfte es spätestens alle 20 oder 50 Jahre zu solch einem Hochwasser kommen. +++ Dramatische Nacht: Die Ereignisse um das Hochwasser zum Nachlesen +++
Hönne-Pegel nicht das alleinige Maß für Einschätzung
„Wir haben noch offene Fragen nach der Einschätzung, um was für ein Hochwasser es sich gehandelt hat“, sagt Sven Christiansen aus der Bauverwaltung der Stadt. Ein Problem sei, dass alle Berechnungen aus der Zeit vor zahlreichen Renaturierungsmaßnahmen stammen. Der Hönne-Pegel alleine sei nicht das Maß aller Dinge. Weil die Hönne und die Nebenflüsse größere Überflutungsflächen haben, müsse nicht zwangsläufig jeder Zentimeter beim Hönnepegel auch zu größeren Überflutungen in anderen sensiblen Bereichen führen. Die endgültige Einschätzung soll die Bezirksregierung abgeben. Momentan warte die Stadtverwaltung noch darauf. +++ Nach Hochwasser werden Anpacker gebraucht +++
Die Schäden durch das Hochwasser sind auch entlang der Flüsse enorm. Die Stadt kalkuliert zusätzlich zu den Gebäudeschäden mit mehreren hunderttausend Euro, die in die Hand genommen werden müssen oder schon ausgegeben sind. So wurden größere Uferbereiche an der Hönne abgetragen.
Hönne-Hochwasser: Menden und Lendringsen stehen unter Wasser
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Explosionsgefahr: Gasleitungen durch Hochwasser freigespült
Mehrere Gasleitungen wurden freigespült. Dazu gehört ein Rohr, das die Hönne quert. Auch im Bereich der Firma Kludi lag eine kleinere Gasleitung plötzlich im Freien. Wären die Leitungen noch weiter weggedrückt worden, hätte das Hochwasser hier zu einer Katastrophe führen können.
Später in der Nacht kam es in diesem Bereich noch einmal zu einer heiklen Situation. Sven Christiansen vermutet, dass in Hemer aufgestauter Unrat freigespült wurde. Es gab eine kleine Flutwelle mit einem erneuten Wasseranstieg im Bereich der Oese. Der Überlauf der Oeseteiche wurde zerstört und muss neu gebaut werden. Künftig, kündigt die Stadt an, soll das Werk von Kludi mit einer Mauer geschützt werden.
Ausgezahlt habe sich die Renaturierung der Oeseteiche, heißt es. Dort seien 60.000 Kubikmeter Wasser aufgefangen worden. Auch an anderen Stellen wie an der Balver Straße habe sich die Renaturierung der Hönne stark ausgezahlt. „Die Aufweitung der Wehranlage am Battenfeld hat viel gebracht“, sagt Christiansen. +++ Auch interessant: Hausmeister verliert alles und hilft selbst +++
Nur noch wenig Luft unter der Brücke am Bahnhof Menden
Er verdeutlicht aber auch, wie knapp Menden an der ganz großen Katastrophe im wahrsten Sinne des Wortes vorbei schwappte. Denn an der Bahnhofsbrücke ließ das Wasser nur noch ein ganz kleines „Freibord“. Das bedeutet, dass unter der Brücke nur noch wenige Zentimeter Luft zwischen Wasser und Brückenbogen blieben. Wäre das Wasser weiter angestiegen, hätte es sich vor der Brücke angestaut. „Wäre es da noch etwas höher gekommen, dann wäre das Wasser bis in die Innenstadt gelaufen.“ +++ Schlamm am Schmelzwerk könnte giftig sein +++
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