Menden. Konstantin Müller ist gut gelaunt. Der Schausteller steht wieder auf der Mendener Pfingstkirmes. Seinen neuen Job als Kranfahrer behält er aber.

Endlich wieder Pfingstkirmes. Aus Konstantin Müllers Stimme hört man die Vorfreude förmlich heraus. „Wir sind happy, dass wir endlich wieder Kirmes machen dürfen“, sagt der Sprecher des Schaustellervereins Iserlohn-Schwerte. Sein Wohnwagen steht. Auch der Crêpes-Stand ist aufgebaut. Es ist fast wieder so wie vor den drei Jahren Corona-Pause.

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Müller musste selbst noch um seinen Standplatz bangen. Der Schausteller mit Iserlohner Wurzeln war im Bewerbungsverfahren zunächst durchgerasselt. Ihm fehlten die Punkte im komplizierten Bewerbungssystem. Als Nachrücker kam er dann doch noch zum Zuge. Im kommenden Jahr sollen altbewährte Schausteller nicht mehr so bangen müssen, weil auch Tradition im Bewertungskatalog mehr eine Rolle spielen soll.

Wohnwagen und Crêpes-Stand: Das Schaustellerleben ist zurück

Jetzt ist aber erst einmal Kirmes. Müller lebt wieder vorübergehend im Wohnwagen. Wenn alles gut geht, kommen am Wochenende auch die Kinder. Auch Konstantin Müllers 72-jährige Mutter ist wieder mit ihrem Wohnwagen da. Sie verkauft gebrannte Mandeln und anderen Süßkram – Familientradition.

Für die Müllers geht – zumindest vorübergehend – eine schwierige Zeit zu Ende. Vor zwei Jahren arbeitete Müller, der in Menden zur Schule ging, noch aushilfsweise an der Fleischtheke im Supermarkt, um sich finanziell irgendwie über Wasser zu halten. Viele Schausteller kamen wegen des Lockdowns in finanzielle Schieflage. Bei Großfahrgeschäften konnten Kredite nicht mehr bedient werden. Selbst die Banken konnten mit den Fahrgeschäften als Sicherheit nichts mehr anfangen. Der Markt für das Vergnügungsgeschäft war weltweit für zwei Jahre lang geradezu komplett zusammengebrochen.

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Konstantin Müller fand einen neuen Job als Kranfahrer. Er steuert 50-Tonnen- und 100-Tonnen-Kräne. „Ich behalte das auch erst einmal bei“, sagt Müller. Das Kirmes-Geschäft sei zunächst nur ein Nebenerwerb. Er fürchte, dass es im Herbst noch einmal einen Lockdown geben könnte, dass noch einmal Corona alle treffen könnte und erneut das wichtige Weihnachtsmarktgeschäft verhageln könnte.

Zunächst nur im Nebengewerbe als Schausteller tätig

„Vielleicht bin ich da etwas zu pessimistisch“, sagt Müller. Aber ihm sei nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit die Sicherheit schon wichtig. Die beiden Jobs ließen sich aktuell gut vereinbaren. „Mein Chef ist selbst Schausteller. Der kennt das Geschäft.“ Für Kirmes-Engagements nehme er sich jetzt frei oder baue Überstunden ab.

Die Schausteller traf auch die Personalnot in diesem Jahr so wie viele andere Branchen. Müller, der selbst keine Angestellten hat, sieht, dass kaum jemand Lust habe, sich auf das Kirmesleben dauerhaft einzulassen: „Wer will heute noch mitreisen?“ Ausländisches Personal habe oft Sprachprobleme, müsse intensiv angelernt werden. „Letztlich ist das aber in allen Branchen so.“

Der Trubel auf dem Rummel soll alles vergessen machen. Wenn am Samstag um 14 Uhr die Kirmes eröffnet wird, wird Konstantin Müller bei den Offiziellen vor dem Rathaus stehen. Es ist ein bisschen so wie im Karneval, wenn die Jecken die Regentschaft über die Stadt übernehmen. Bis zum Dienstag regiert die Pfingstkirmes in Menden. Wenn man in Menden herumfragt, hat es selten jemand den Schaustellern so sehr gegönnt wie dieses Mal.