Menden. #Liebegewinnt ist das Motto unter dem ein Segnungsgottesdienst in der St. Paulus-Kirche stattfindet. Alle Menschen sind willkommen.

Kirche ist staubig, irgendwie altmodisch und festgefahren. Muss nicht. Denn wenn es nach Friederike Schwarz vom Pfarrgemeinderat St. Paulus geht, ist Kirche das genaue Gegenteil. Weltoffen und modern soll sie sein – und vor allem für Jeden. Deshalb hat sie gemeinsam mit einem Team unter dem Motto „Liebe gewinnt“ einen besonderen Gottesdienst vorbereitet. Er richtet sich an die queere Szene und jeden Menschen, der lieber die Liebe in den Mittelpunkt stellt, als starre Konventionen.

Die Aktion

Erstmalig findet in der St. Paulus-Kirche am Dienstag, 10. Mai, ein „Segnungsgottesdienst für alle Liebenden“ statt. Los geht es um 19 Uhr. Friederike Schwarz freut sich bereits jetzt; auch wenn es eine Art Überraschungsbonbon ist. Denn es soll alles andere als ein „normaler“ Gottesdienst werden und der Startschuss für Neues sein – für Austausch, Umdenken und ein echtes Miteinander. Geplant ist ein sehr moderner Gottesdienst mit Aktionsständen und einer Segensstation. „Es wird keinen starren Rahmen geben. Die Leute werden sich durch die Kirche bewegen“, erklärt Schwarz. Gemeinsame Gebete und Musik spielen dabei eine Rolle. Sie will vorab nicht zu viel verraten.

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Im Anschluss an die einstündige Veranstaltung lädt Friederike Schwarz alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu ein, sich bei einem Getränk auszutauschen. „Wir müssen den Menschen die Chance geben, zu sagen, wo sie verletzt wurden, was sie bewegt und was sie sich wünschen.“ Ihr Motto: Nicht nur meckern, sondern anpacken und etwas verändern. Danach sollen weitere Aktionen folgen, die auf den Erfahrungen aufbauen.

Der Hintergrund

„Die Liebe soll im Vordergrund stehen“, sagt die Initiatorin der Aktion. Lange Zeit hätte es in der Kirche keinen Raum für Menschen in unterschiedlichen Lebensformen und sexuellen Orientierungen gegeben. Mehr noch: Am 15. März 2021 sagte die römische Glaubenskongregation einmal mehr Nein zu Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare. „Wir segnen nicht die Sünde“, hieß es damals. Etwas, das die Kirche vor Ort ganz anders sieht. „Das entspricht nicht dem Zeitgeist und ist meiner Meinung nach so auch nicht Gott gewollt“, sagt Schwarz. Gott sei für alle Menschen da, unabhängig davon, was in alten Kirchengesetzen verankert sei.

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Bereits 2021 zeigte sich die heimische Gemeinde solidarisch und präsentierte die bunte Regenbogenflagge. Im Januar 2022 nahm das Thema noch einmal an Fahrt auf, als sich 125 Menschen aus der Katholischen Kirche öffentlich outeten. Unter dem Hashtag „Out in church“ und in Form einer ARD-Dokumentation mit dem Namen „Wie Gott uns schuf“ verschafften sich die Betroffenen Gehör. Sie wollen sich nicht länger verstecken, sondern ein fester Bestandteil des Gemeindelebens sein.

Nun folgt der nächste Schritt – auch in Menden. Das Team hatte Friederike Schwarz schnell zusammen, die Motivation ist gemeindeübergreifend da, der Wille zur Veränderung auch. „Es passiert gerade viel. Es wird mehr uns lauter darüber gesprochen“, sagt sie. Man wolle Teil der Bewegung sein – ohne die queere Szene dabei gezielt ins Scheinwerferlicht zu zerren. „Deshalb ist der Gottesdienst ausdrücklich für alle Liebenden.“ Gemeinsam.