Menden/Köln. . Als Jugendlicher wurde der Mendener Joahnnes Wirtz für sein Schwulsein gemobbt. Jetzt möchte der 27-Jährige Mr. Gay Germany werden.
- Als Jugendlicher wurde Johannes Wirtz gemobbt, als Mitschüler erfuhren, dass er schwul ist
- Jetzt will der gebürtige Mendener Mr. Gay Germany werden
- Vorentscheid findet am 1. Oktober in Köln statt
Die Erfahrungen, die er als Jugendlicher gemacht hat, sind Johannes Wirtz nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Als er als homosexuell geoutet wurde, begann ein jahrelanger Spießrutenlauf. Anderen, so sein Herzenswunsch, soll es nicht genauso ergehen. Deshalb will der 27-Jährige nun "Mr. Gay Germany" werden.
Als er in die 7. Klasse einer Hauptschule ging, verliebte sich Johannes Wirtz in einen Mitschüler. Das vertraute er einer vermeintlich guten Freundin an. „Das hat sich an der Schule rumgesprochen wie ein Lauffeuer“, erinnert er sich. „Jeder wusste Bescheid. Manchen war das egal, manche fanden es o.k. Und andere haben das zum Anlass genommen, mich zu mobben.“ Gleichgültig, was Johannes Wirtz tat, „es war, als ob ich eine Zielscheibe tragen würde“.
Schulleiter riet zu einer Therapie
Der Schulleiter habe seiner Mutter geraten, ihr Sohn möge aufgrund seiner sexuellen Orientierung doch eine Therapie machen. Johannes Wirtz wechselte die Schule, besuchte nach seinem Hauptschul-Abschluss das Hönne-Berufskolleg, wo er den Realschul-Abschluss nachmachte. Zwischendurch besuchte der Mendener längere Zeit keine Schule: „Ich bin oft nicht zur Schule gegangen, um den ganzen Kommentaren aus dem Weg zu gehen.“
Irgendwann ließen ihn die anderen Schüler weitestgehend in Ruhe, „dann war das nicht mehr so wichtig für die“, blickt Johannes Wirtz zurück. „Und zum Glück hatte ich auch einige Freunde, die mich verteidigt haben.“ Auch seine Mutter habe sich immer für ihn eingesetzt „und für mich gekämpft“.
Nach der Schule verließ Johannes Wirtz Menden und ging nach Köln. Dort absolvierte er eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel, arbeitete anschließend in verschiedenen Modehäusern. Derzeit macht der Wahl-Kölner eine Fortbildung, um sich in der Modebranche weitere Karrierechancen zu erarbeiten.
Keine Berührungsängste
In Köln war sein Schwulsein nie ein Problem, erklärt Johannes Wirtz: „Hier ist alles sehr viel offener und lockerer. Da gab es nie Berührungsängste.“ Er gehe nicht damit hausieren, dass er homosexuell ist, mache aber eben auch kein Geheimnis daraus. Und genau aus diesem Grund war für ihn die Entscheidung, sich für den Titel als Mr. Gay Germany zu bewerben, eine leichte: „Jeder kommt so auf die Welt, wie er ist. Das sucht sich doch niemand aus.“
Mitte April schickte er seine Bewerbung ab, da ihm das Thema Coming-out sehr wichtig sei. Im Lauf der Jahre habe er auch schwule Männer kennen gelernt, „die lange verheiratet sind und Angst vor den Reaktionen ihres Umfelds haben, wenn sie sich outen würden“, berichtet Johannes Wirtz. Sein Herzenswunsch wäre, dass weder Schwule noch Lesben oder Transsexuelle Angst haben müssen, zu ihrer sexuellen Orientierung stehen: „Da sollte niemand Angst haben müssen, wie Familie, Freunde oder Kollegen reagieren. Es gibt doch überhaupt keinen Grund, Berührungsängste zu haben oder jemanden auszuschließen.“
Dass er schwul ist, steht für Johannes Wirtz seit dem 7. Schuljahr fest. Er finde zwar viele Frauen schön, „dann denke ich mir, die hat aber eine tolle Figur und sieht gut aus. Ich gucke mir Frauen gerne an, aber sexuell reizen sie mich nicht.“ Zurzeit ist der gebürtige Mendener – nach einer siebenjährigen Beziehung – Single.
Trotz seiner negativen Erfahrungen kommt Johannes Wirtz gerne nach Menden zu Besuch: „Ich hatte in Menden eine tolle Kindheit und verbinde damit auch viele schöne Erlebnisse.“ Als er kürzlich einmal in der Hönnestadt zu Besuch war, traf er in einer Kneipe auf jemanden, der ihn zu Schulzeiten regelmäßig mobbte. Heute, als Erwachsener, entschuldigte dieser sich für sein Verhalten. „Und ich bin da nicht nachtragend.“
Hintergrund zur "Mr. Gay Germany"-Wahl:
- Der Vorentscheid zur Wahl des Mr. Gay Germany mit 25 Kandidaten findet am 1. Oktober in Köln statt, erklärt Johannes Wirtz.
- Bei der Wahl stehe nicht die Optik im Vordergrund, sondern das, was der Kandidat inhaltlich rüberbringen möchte. „Das Gesamtpaket muss stimmen“, sagt Johannes Wirtz.
- Einige Wochen später findet dann das Finale statt. Der Gewinner darf als Kandidat für den Titel Mr. Gay World antreten.
- Johannes Wirtz ist auch auf Facebook und Instagram sehr aktiv. So hat er auf Instagram mehr als 14.000 Abonnenten. Dort postet er auch regelmäßig Fotos seines Körpers, den er nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahr mit rund 20 Kilo Muskelmasse verstärkt hat.
- Johannes Wirtz steht auch gerne als Ansprechpartner zur Verfügung für Menschen, die Angst vor einem Coming-out haben oder generell mit ihm Kontakt aufnehmen möchten.
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