Menden. Die Villa Dominik in Menden kämpft auch ein dreiviertel Jahr nach der Flutkatastrophe gegen die Schäden. Das Ausmaß war lange nicht erkennbar.

Die meisten Autofahrer, die über den Hönnenwerth fahren, ahnen wohl nicht, wie sehr die Folgen der Flutkatastrophe vom Juli vergangenen Jahres in der Villa Dominik in Menden noch immer sichtbar sind. Ein Besuch vor Ort.

Vor dem Fenster schwammen Enten

Hochwasser-Schutzmaßnahmen geplant

Die vier Autos des VKM hatten nach der Flutkatastrophe einen Totalschaden, berichtet Marie-Ellen Krause. Die Fahrzeuge hätten über Stunden tief im Wasser gestanden.

Der VKM wird mit insgesamt 820.000 Euro vom Land NRW im Rahmen der Fluthilfe-Förderung unterstützt (WP berichtete). 20 Prozent der Gesamtkosten muss der Verein beisteuern.

An einem kleinen Teil der Schäden beteiligt sich die Elektronik-Versicherung, erklärt Marie-Ellen Krause. Die genaue Summe stehe noch nicht fest. Eine Elementarschutzversicherung für die Villa Dominik habe der VKM nicht abschließen können: „Wir liegen im Hönnegrad 4, da gibt es leider keine Elementarschutzversicherung.“

Bei der Wiederherstellung der Villa Dominik plant der VKM auch verschiedene Hochwasserschutz-Maßnahmen, berichtet César Cartagena. Dazu gehören beispielsweise Hochwasserschutz-Türen, die kein Wasser durchlassen sollen, sowie spezielle Fensterteile, die bei Bedarf eingesetzt werden können.

Der Parkplatz vor der Einrichtung des Vereins für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (VKM) liegt ein Stückchen tiefer als die Straße. Auch das trug im Sommer 2021 mit dazu bei, dass Erdgeschoss und Keller der 2009 eröffneten Villa Dominik geflutet wurden. Doch selbst wenn Parkplatz und und das denkmalgeschützte Gebäude einen halben Meter höher liegen würden, hätte das die immensen Wassermassen nicht gebremst.

Hier zeigt Marie-Ellen Krause die Wand im einstigen Büro. Sie hofft, dass das Büro in einigen Monaten wieder benutzt werden kann.
Hier zeigt Marie-Ellen Krause die Wand im einstigen Büro. Sie hofft, dass das Büro in einigen Monaten wieder benutzt werden kann. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Der Keller, in dem bis zum Hochwasser eine Kegelbahn sowie ein großer Freizeitraum untergebracht war, stand vollständig unter Wasser. Auch der Eingang sowie der Küchenbereich samt kleiner Bar – hier fanden sonst Treffen und auch Veranstaltungen des FUD (Familienunterstützender Dienst) statt – wurden so stark geflutet, dass hier der Putz entfernt werden musste.

Im Büro stand das Wasser „nur“ 1,80 Meter hoch

„Glück“ hatte das Büro: Hier stand das Wasser „nur“ 1,80 Meter hoch, so dass immerhin die Deckenverkleidung nicht erneuert werden muss. Möbel, Computer, Telefone, Wände indes waren hinüber. Vor dem Fenster schwammen damals die Enten, die sich sonst auf der Hönne tummeln, über den Hof.

Fliesen wurden entfernt, ein Loch in den Boden gebohrt, hierüber wurde die Bautrocknung durchgeführt. Mittlerweile wurden die Löcher wieder verschlossen und die Fliesen können wieder angebracht werden. Dieses Verfahren war aber nicht in allen Bereichen möglich.
Fliesen wurden entfernt, ein Loch in den Boden gebohrt, hierüber wurde die Bautrocknung durchgeführt. Mittlerweile wurden die Löcher wieder verschlossen und die Fliesen können wieder angebracht werden. Dieses Verfahren war aber nicht in allen Bereichen möglich. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Ursprünglich hatten Marie-Ellen Krause, Vorstandsvorsitzende des VKM, und ihr Team angenommen, dass sich der Schaden auf etwa 350.000 Euro belaufen würde. Vor allem die Sicherheitstechnik im Haus – darunter die Notbeleuchtung – war durch das Wasser zerstört worden. Ende vergangenen Jahres stellte sich allerdings heraus, dass auch Fliesen vom Boden und von den Wänden genommen werden mussten, da sich dahinter mit Fäkalien und Öl belastetes Wasser angesammelt hatte. Spätestens als die ersten Ergebnisse der Schadstoffprüfung vorlagen, war klar, dass der Schaden weitaus größer ist als zunächst angenommen. „Wir hatten erst gedacht, dass wir neu streichen und tapezieren und bis Ostern alles fertig ist“, erinnert sich Marie-Ellen Krause. „Dann war aber klar, dass die Schäden viel größer sind.“

Und so mussten Erdgeschoss und Keller der Villa Dominik in einen Rohbau zurückverwandelt werden. „Das Mauerwerk war voll mit Wasser“, erzählt César Cartagena. Der Diplom-Ökonom ist seit Ende des vergangenen Jahres hauptamtlich im Vorstand des VKM. „Das Mauerwerk musste abgeklopft und der Putz entfernt werden.“ Dann wird neu verputzt, bevor tapeziert werden kann.

Wasser hat mit immenser Kraft viel zerstört

Wer die Einrichtung betritt und sich an die Zeit vor der Flutkatastrophe erinnert, erkennt hier abgesehen vom Grundriss wenig wieder. Das Wasser hat mit immenser Kraft viel zerstört. Auch alle Brandschutztüren sind unter dem Wasserdruck quasi weggeknickt.

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Ob der Keller später mal wieder so aussehen wird wie früher, ist noch unklar. Hier sind die Schäden derart groß, dass die Räume bis heute nicht richtig trocken werden. In der Luft liegt Feuchtigkeit, die der Besucher sofort riecht. Das Wasser stand hier bis unter die Decke. Ein kleiner, schmaler Bagger hat den Estrich entfernt.

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Auch im Keller waren viele Schäden nicht auf Anhieb erkennbar. So lagerten sich Schlammmassen zwischen den Balken unter der Kegelbahn ab, die daraufhin komplett entfernt werden musste. „Wasser findet immer seinen Weg“, stellt César Cartagena fest. „Vielleicht machen wir aus dem Keller einen Lagerplatz“, sagt Marie-Ellen Krause. „Das steht aber noch nicht fest.“

Bewohner sind fast alle in ihrem Zuhause geblieben

Die Bewohner der Villa Dominik sind fast alle in ihrem Zuhause geblieben. In der ersten Nacht nach der Flut, als es keinen Strom gab, entzündeten die Mitarbeitenden Kerzen. Die Wäsche muss bis heute zum VKM-Wohnhaus an der Sollingstraße gebracht werden, da die Arbeiten in dem Bereich in der Villa Dominik noch andauern.

Die Bewohner haben ihre Zimmer in den oberen Etagen, die von dem Hochwasser nicht beeinträchtigt wurden. „Ich glaube, für die Bewohner wäre es das Schlimmste gewesen, wenn sie raus gemusst hätten aus ihrem Zuhause“, sagt Marie-Ellen Krause.

Abschluss der Arbeiten voraussichtlich Ende des Jahres

Voraussichtlich Ende des Jahres sollen große Teile wieder so aussehen wie vor dem 14. Juli 2020. Ob der Zeitplan tatsächlich zu halten ist, hängt davon ab, ob Handwerker-Termine zu bekommen sind und ob es Lieferengpässe beim Material gibt.