Menden. Zwei der vier Behinderten-Transporter sind ersetzt. Doch der Mendener Verein VKM ist im „Haus Dominik“ noch weit entfernt von jeder Normalität.
Mal gibt es gute Nachrichten, dann aber auch immer wieder neue Hiobsbotschaften: Für Marie-Ellen Krause, Vorsitzende des Mendener Vereins für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (VKM), ist dieses Wechselbad der Gefühle angesichts der Flutschäden im „Haus Dominik“ zum Dauerzustand geworden. Die Einrichtung am Hönnenwerth war vom Juli-Hochwasser überschwemmt worden. Jetzt gab wieder Positives zu vermelden: Mit Hilfe der „Aktion Mensch“ und des Autohauses Rosier in Menden konnten zwei neue Transporter beschafft werden. Zugleich erweisen sich die Gebäudeschäden als schlimmer als erwartet.
Neue Fahrzeuge „wichtige Erleichterung für die Bewohner und das Betreuungsteam“
Die gute Nachricht zuerst: Das Hochwasser hatte dem „Haus Dominik“ alle vier Spezialfahrzeuge genommen, die für Arzt- und Therapiefahrten für die 20 Bewohnerinnen und Bewohner dringend benötigt werden – und jetzt sind zwei neue da: „Das ist eine ganz wichtige Erleichterung für die Bewohner und das Betreuungsteam“, sagt Krause. Wie berichtet, hatte der VKM die vier Fahrzeuge wegen Totalschäden auf den Schrott bringen müssen. Am Montag wurden die neuen Transporter dem Team übergeben. Möglich machte das die finanzielle Förderung der „Aktion Mensch“ – und die Unterstützung des Autohauses Rosier bei der schnellen Beschaffung der zum behindertengerechten Ausbau geeigneten Fahrzeuge.
Instandsetzung des Gebäudes wird noch aufwändig und langwierig
Bei der Gebäude-Instandsetzung der Villa Dominik nach der Flut ist hingegen noch viel zu tun, was nach außen nicht sichtbar ist und noch viele Monate dauern wird. Krause: „Der gesamte untere Bereich ist für die Bewohnerinnen und Bewohner auf noch unabsehbare Zeit nicht nutzbar.“ Die Schadenssumme wird jetzt von Gutachtern ermittelt, und sie werde die zunächst angenommene Summe von 300.000 Euro auf jeden Fall deutlich übersteigen. „Wir liegen ohne die Fahrzeuge und ohne die bauliche Instandsetzung jetzt bei 350.000.“
VKM: Großer Dank an Autohaus-Beschäftigte von Rosier
Die Aktion Mensch hat im Rahmen der Fluthilfe ein besonderes Programm aufgelegt, um betroffenen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen schnell wieder zu Mobilität zu verhelfen. Ausnahmsweise gab es daher auch für den VKM Zuschüsse gleich für zwei Fahrzeuge eines Wohnangebots. So erhält der Mendener Verein von der Aktion Mensch eine anteilige, laut Marie Ellen Krause großzügige finanzielle Unterstützung für einen Mercedes Sprinter und einen VW Caddy.In dem Sprinter können bis zu sechs Menschen mit Rollstühlen mit den sogenannten Kraftknoten – auf einem speziellen Boden sicher befestigt – transportiert werden. Eine automatische Rampe und eine Trittstufe zum Einstieg wurden bei AMF, einem Spezialausbauer für Fahrzeuge für Menschen mit Handicap in Apen in Norddeutschland., eingebaut.Im VW Caddy Maxi haben fünf Personen auf üblichen Sitzen Platz, aber auch eine Person im Rollstuhl, die ebenfalls über eine Rampe ins Auto gefahren und dort sicher mit der speziellen Befestigung an allen Aktionen teilnehmen kann.Dass die Beschaffung der Fahrzeuge innerhalb von gut zwei Monaten zu Gunsten der Bewohnerinnen und Bewohner der Villa Dominik verwirklicht werden konnte, ist „absolut ungewöhnlich“, erklärt Marie-Ellen Krause. Die Lieferzeiten für geeignete Fahrzeuge betragen üblicherweise mehr als ein halbes und sogar bis zu einem Jahr.Möglich wurde dies laut Krause nur durch den besonderen Einsatz einiger Beschäftigter des Autohauses. Sie hatten direkt nach der Flut deutschlandweit nach geeigneten Fahrzeugen für den behindertengerechten Ausbau gesucht. Dann organisierten die den Transport nach Menden und auch zum Ausstatter nach Norddeutschland – und erledigten die Fahrten selbst.
Nachdem das schmutzige Wasser aus der Hönne-Flutwelle abgepumpt war, mussten große Mengen Schlamm entfernt werden. Jetzt, da die Handwerker an der Arbeit sind, wird der ganze Umfang der Schäden an Gebäude, Technik und Inventar deutlich. Die Schäden an Mauern und Fußböden sind wesentlich größer als angenommen. Putz von Wänden muss komplett entfernt und erneuert werden, ebenso die Böden samt Isolation. Das Wasser ist in Rigipswände und Wandverkleidungen gezogen und hat sie zerstört. „Das ist komplett neu aufzubauen“, erklärt der neue Kaufmännische Leiter des VKM, César Cartagena.
Der Aufzug könne hoffentlich im November repariert werden. Da bei feuchtem Wetter der Einsatz der zur Verfügung gestellten Treppenraupe (WP berichtete) sehr schwierig ist, mussten einige Bewohnerinnen ihre Zimmer mit mobileren Bewohnern in der unteren Etage tauschen, in einem Fall ist eine junge Frau vorübergehend ins Wohnhaus Sollingstraße gezogen. Immerhin: Die wichtigsten Teile der Sicherheitstechnik und Stromversorgung sind eingebaut, ebenso ein Blockheizkraftwerk – gerade noch rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit.
Zudem sind Vorkehrungen zum Schutz vor erneuter Überflutung mit noch einmal so dramatischen Schäden zu treffen. „Eigene Maßnahmen bringen aber nur in Abstimmung mit der Stadt etwas“, sagt Krause. Hier hoffe der VKM jetzt auf einen baldigen Vor-Ort-Termin mit den zuständigen Stellen aus Rathaus. Es gehe um den Lauf der Hönne, die Erhöhung der Mauer als Einfriedung, Spundwände vor den Eingängen – und vieles mehr.