Menden. Keine Jugendkreuztracht, Kreuzträger in Zivil: Manche Mendener befürchten einen Bruch mit der Tradition. Der Kreuzmeister zu den Hintergründen.

Die Pläne für die in diesem Jahr geänderte Durchführung der Kreuztracht haben eine riesige Resonanz hervorgerufen. Nicht alle sind mit den coronabedingten Änderungen einverstanden und befürchten einen Bruch mit der jahrhundertealten Tradition und dass die Kreuztracht nun grundsätzlich geändert würde. Das ist aber nicht der Fall, wie Kreuzmeister Markus Ellert im Gespräch mit der Westfalenpost erläutert.

Tausende Menschen folgen dem Kreuz

Seit mehr als 300 Jahren tragen Mendener das Kreuz auf den Kapellenberg und wieder hinab. Tausende Menschen folgen dem Kreuz in jedem Jahr. Die größten Prozessionen sind die Jugendkreuztracht, die sonst am Gründonnerstagabend stattgefunden hat, und die so genannte Große Kreuztracht am Karfreitagmorgen. In den beiden vergangenen Jahren musste die Tradition wegen der Corona-Pandemie pausieren.

Für die Organisation und den Ablauf der Prozessionen zuständig ist der Kreuzmeister. Diese Aufgabe übernimmt der Mendener Markus Ellert bereits in dritter Generation. Der Kreuzmeister wird von einem eingespielten Helfer-Team unterstützt.

Markus Ellert ist es wichtig zu betonen, dass der Pastoralverbund keineswegs mit einer jahrhundertealten Tradition brechen oder diese grundsätzlich verändern möchte, sondern dass die Änderungen, die in diesem Jahr gelten, ausschließlich der Corona-Pandemie geschuldet seien: „Die Tradition soll weiter beibehalten werden“, versichert Markus Ellert.

+++ Markus Ellert ist Kreuzmeister in dritter Generation +++

Auch in den kommenden Jahren solle es die traditionellen insgesamt 32 Stunden-Prozessionen (von Gründonnerstagabend bis Karsamstagmorgen) geben, erklärt Markus Ellert. Einzige Voraussetzung: „Wenn Corona es zulässt.“ Insofern die Durchführung der traditionellen Kreuztracht unter Corona-Gesichtspunkten möglich sei, werde es diese also auch wieder geben, sagt Markus Ellert.

+++ Kreuzträger in diesem Jahr in Zivil +++

Auch dass bewusst auf alle Formen von Kostümierung verzichtet wird, gefällt nicht jedem. Denn die Kreuzträger tragen in diesem Jahr das Kreuz in ihrer ganz normalen Zivilkleidung auf den Berg. Ebenso kommt die Perücke, die sonst – zusammen mit der Schminke – das Gesicht des Kreuzträgers unkenntlich gemacht hat, aus Hygienegründen nicht zum Einsatz. „Anders wäre es nicht möglich“, erklärt Markus Ellert. In die Perücke werde vom Träger hineingeatmet, diese könne unter Corona-Sicherheitsaspekten unmöglich in kürzester Zeit wieder für den nächsten Kreuzträger vorbereitet werden.

In diesem Jahr wird das Kreuz in vier verschiedenen Zeitfenstern auf den Kapellenberg beziehungsweise wieder herunter getragen.

Der Zeitplan für Karfreitag:

Am Karfreitag um 8 Uhr tragen die Gemeinden aus Menden-Mitte das Kreuz auf den Berg. Das Kreuz wird auf dem Kapellenberg unter dem Baldachin abgestellt und dort gelassen. Die Teilnehmer der Prozession gehen ohne Kreuz zurück zur St.-Vincenz-Kirche.

Die Zeit zwischen 9 und 13 Uhr kann genutzt werden für Kreuzwege in privatem Kreis.

Um 13 Uhr starten die Gemeinden aus dem Mendener Süden an der St.-Vincenz-Kirche. Sie gehen in Form einer Prozession auf den Berg und tragen das Kreuz von dort wieder hinab.

Bei der Karfreitags-Liturgie um 15 Uhr ist das Kreuz in der St.-Vincenz-Kirche. Hier bleibt es bis 17 Uhr.

Um 17 Uhr tragen die Gemeinden aus dem Mendener Westen das Kreuz auf den Berg und stellen es dort ab.

Zwischen 18 und 20 Uhr ist erneut Zeit für private Kreuzwege.

Um 20 Uhr treffen sich die Gemeinden des Mendener Nordens an der St.-Vincenz-Kirche, gehen auf den Kapellenberg und tragen das Kreuz wieder herunter.

Am Karfreitag steht ein Korb mit Steinen neben der St.-Vincenz-Kirche. Die Steine sollen als Erinnerung an die eigenen Stolpersteine im Leben mit auf den Berg genommen werden können. Wer mag, kann seinen Stein oben auf dem Kapellenberg ablegen oder ihn statt dessen auch mit nach Hause nehmen.