Platte Heide. Vitali Imgrund betreibt seit etlichen Jahren den russischen Supermarkt „Kristall“ in Menden. Wie ist die Situation derzeit in seinem Geschäft?

Seit Jahren verkauft Vitali Imgrund in seinem kleinen russischen Supermarkt auf der Platte Heide Lebensmittel – darunter auch viele Spezialitäten aus seinem Geburtsland Russland. Wie ist die Situation in dem Geschäft in Zeiten des Russland-Ukraine-Kriegs?

Mehl und Öl

Nachschubprobleme bemerkt Vitali Imgrund derzeit bei den Waren, die im Moment in den wohl allermeisten Supermärkten vermehrt nachgefragt werden, wie beispielsweise Mehl und Sonnenblumenöl: Im Großhandel „habe ich selbst nur zwölf Flaschen Sonnenblumenöl für mein Geschäft kaufen können“, erzählt er.

Die Regale im Geschäft „Kristall“ sind gut gefüllt, die Aufkleber auf vielen Lebensmitteln sind in russischer Sprache. Die Nachlieferungen seien derzeit kein Problem, sagt Vitali Imgrund, denn: Die meisten Waren kommen gar nicht aus Russland oder der Ukraine, sondern aus anderen Ländern.

150 Sorten Pralinen im Geschäft „Kristall“ an der Schlesienstraße

Vitali Imgrund, der seit 1999 in Deutschland lebt, zeigt auf das gut gefüllte Fleisch- und Wurst-Angebot an einer Wand des Ladenlokals an der Schlesienstraße. „Das kommt alles aus Deutschland“, erklärt der 37-Jährige. Und zwar von einem süddeutschen Unternehmen, das sich mit Fleisch und Feinkostwaren auf russische Produkte spezialisiert hat und die Lebensmittel nach traditioneller russischer Rezeptur herstellt.

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Der russische Supermarkt „Kristall“ auf der Platte Heide.
Der russische Supermarkt „Kristall“ auf der Platte Heide. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Ähnlich sei es bei vielen Produkten: Das Rezept kommt aus Russland, produziert wird in anderen Ländern, berichtet Vitali Imgrund und zeigt auf eine Torte, die in einer Gefriertruhe liegt: „Das Rezept kommt aus Russland, diese Torten werden in Tschechien produziert. Das schmeckt aber genauso, wie viele Russen es kennen.“

Hefegebäck-Ringe sind typisch russisch

Dann nimmt er eine Tüte mit Gebäck in die Hand: „Hefegebäck-Ringe sind typisch russisch, die werden aber in Deutschland hergestellt.“ Lediglich bei einigen der insgesamt 150 (!) Sorten Pralinen, die er in seinem Geschäft anbietet, könnte es Probleme mit dem Nachschub geben, sagt Vitali Imgrund: „Das betrifft etwa 20 Prozent der Pralinensorten.“

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Ohnehin bietet Vitali Imgrund nicht nur russische Spezialitäten an, sondern „zum Beispiel auch polnische, bulgarische und türkische Ware“. Und natürlich auch frisches Obst und Gemüse: „Zu uns kommen auch viele Deutsche, die hier ihre Lebensmittel einkaufen.“

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sei seit Tagen auch bei seinen Kunden Thema, weiß Vitali Imgrund. Er habe nie mit einem Krieg gerechnet und könne das Thema kaum noch ertragen, „ich gucke schon keine Nachrichten mehr, höre nur Radio“. Vitali Imgrund selbst stammt gebürtig aus Russland, „ich komme aus dem Grenzgebiet zwischen der Ukraine und Russland“, seine Tante stamme aus der Ukraine. Der 37-Jährige stellt klar: „Nicht jeder Russe hasst Ukrainer, und nicht jeder Ukrainer hasst Russen.“ Er versteht sich als Anbieter für Lebensmittel für Menschen aller Nationalitäten. Für ihn besonders schön: Flüchtlinge aus der Ukraine, die seit wenigen Tagen in Menden eine neue Heimat gefunden haben, waren bei ihm schon einkaufen mit Lebensmittel-Gutscheinen der Stadt.