Menden. Menden könnte nun doch eine blaue Tonne für Altpapier bekommen. Viele Gegenargumente scheinen widerlegt. Was jetzt noch zur Einführung fehlt.

Die Stadt Menden könnte nach jahrelangem Zögern nun doch die blaue Tonne fürs Altpapier einführen. Nach teils emotional geführten Diskussionen und Sorgen um die Vereinssammlungen hat die Stadtverwaltung nun einen Argumente-Katalog zusammengetragen. Die Kritikpunkte werden darin weitestgehend entkräftet. Die Stadtverwaltung versucht vor allem Vereinen die Sorgen zu nehmen.

Sollte sich eine politische Mehrheit dafür finden, soll die blaue Tonne zusätzlich zu den bestehenden Angeboten als freiwilliges Angebot eingeführt werden. Das heißt: Jeder, der Interesse hat, kann sich kostenlos eine Mülltonne für die Altpapier-Entsorgung bestellen. Die Tonne soll alle vier Wochen geleert werden. Die Papiercontainer sollen bestehen bleiben.

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Vereine in anderen Städten litten nicht unter der Einführung – im Gegenteil

Was neu ist: Die Erfahrungen aus den anderen Städten habe gezeigt, dass trotz der Einführung der blauen Tonnen das Volumen bei den Vereinssammlungen nicht gesunken ist. „Die Gemeinden mit blauen Tonnen sammeln in den letzten Jahren vergleichsweise mehr Altpapier und in Balve wurde trotz der blauen Tonne zuletzt sogar mehr Altpapier pro Kopf durch Vereinssammlung eingesammelt als vorher“, erklärt Dezernent Frank Wagenbach in einer Stellungnahme für die Politik.

Die Politik hatte zuletzt trotz des zu erwartenden deutlichen Komfortgewinns für eine breite Masse der Einwohner aus Sorge vor wegbrechenden Einnahmen bei den Vereinssammlungen keine blaue Tonne für Menden einführen wollen. Mehrere Vereine sammeln Papier ein. Dieses bringen die Helfer dann zum Entsorger und kassieren dafür außer dem Papierpreis noch eine zusätzliche variable Vergütung.

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Deutlicher Rückgang bei Vereinssammlungen – auch ohne die blaue Tonne

In Menden sammeln auch die Vereine Altpapier, aber offensichtlich viel weniger als gemeinhin angenommen: Hier die Pater-Beda-Sammlung an der Sammelstelle auf Battenfeldswiese (Archivfoto).
In Menden sammeln auch die Vereine Altpapier, aber offensichtlich viel weniger als gemeinhin angenommen: Hier die Pater-Beda-Sammlung an der Sammelstelle auf Battenfeldswiese (Archivfoto). © WP | Arne Poll

Die Stadtverwaltung und der zuständige Zweckverband für Abfallentsorgung (ZfA) verweisen darauf, dass die Menge des durch Vereine gesammelten Altpapiers seit 2009 stark gesunken ist. Waren es im Zeitraum von 2006 bis 2008 noch 32,5 Kilo pro Einwohner, waren es von 2017 bis 2019 nur noch 13 Kilo je Einwohner. In anderen Städten wie Balve oder Werdohl sei die Menge trotz einer nach 2009 eingeführten blauen Tonne stabil geblieben. Menden habe auch ohne blaue Tonne die frühere Spitzenposition bei den Vereinssammlungen klar verloren.

Offensichtlich sorgt die fehlende blaue Tonne in Menden sogar dafür, dass Altpapier nicht korrekt oder gar nicht entsorgt wird. In Balve führte jeder Einwohner im Jahr 2018 sogar 60 Prozent mehr Altpapier dem Entsorgungssystem zu – 34 Kilo pro Einwohner. „Die Einführung einer blauen Tonne könnte diesem Trend entgegenwirken und als zusätzliche Möglichkeit die Bürgerinnen und Bürger zu einer Zunahme der Sammelmenge an Altpapier bewegen“, sagt Wagenbach. Wo das fehlende Papier in Menden aktuell landet, ist unklar. Einzelne Kontrollen hatten in der Vergangenheit gezeigt, dass Papier oft falsch (und für den Nutzer unnötig teuer) über den Restmüll entsorgt wurde.

Einzige Einschränkung: Die tatsächlich in Menden gesammelten Papiermengen könnten etwas höher sein, falls Vereine das gesammelte Papier auf dem freien Markt an Ankäufer verkauft haben. Dann wäre die Menge nicht erfasst worden.

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Entscheidung über Einführung der blauen Tonne: So ist der Zeitplan

Der ZfA argumentiert mit mehreren Vorteilen. So entfalle die aufwändige Zwischenlagerung im Wohnraum. Menschen mit eingeschränkter Mobilität benötigten keine Hilfe mehr. Es gebe auch weniger Verschmutzung an den Containerstandplätzen. Zuletzt hatten die Entsorger auch immer wieder mit durchnässten Altpapiermengen zu kämpfen.

Die Linken hatten die Debatte über die Einführung der blauen Tonne Anfang des vergangenen Jahres erneut angestoßen. Der für die Müllentsorgung zuständige Zweckverband hatte sich gegenüber der Redaktion erstaunt gezeigt, dass Menden die Tonne ablehne. Nach einer breiten politischen Debatte erarbeiteten die Grünen einen Fragenkatalog. Die Entscheidung über die Tonne soll jetzt am 19. Januar in einer Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klima fallen.