Menden. Der Stadtrat hat gesprochen: Menden soll keine blauen Tonnen bekommen (WP berichtete). Doch aus der Bürgerschaft kommt prompt Protest: Viele hätten ganz offensichtlich gern die Altpapier-Tonne.
Alexandra Bolender aus Halingen packt die Wut: „Mein Mann und ich haben uns schon gefreut, dass endlich die blaue Tonne kommt. Jetzt sind wir stinkesauer.” Im Stadtrat war zwar durchaus diskutiert worden, dass eine blaue Tonne vorteilhaft für ältere Menschen sein könne. Für Alexandra Bolender, die zwei kleine Kinder hat, passt dieses Argument aber genauso auf junge Familien. Voller Ironie sagt sie: „Das ist toll, wenn man ein Kind an der Hand hat, das andere im Kinderwagen, zudem eine Tasche trägt und dann noch das Altpapier in den Container bringen darf.”
Hintergrund
Menden soll keine blaue Tonne für Altpapier bekommen.
Das hat am Dienstagabend der Stadtrat mit 32 gegen 17 Stimmen beschlossen. Die Haupt-Begründung für die „Nein-Sager”: Die blaue Tonne würde den Vereinen und sonstigen Einrichtungen schaden, die auch Altpapier sammeln.Mit den Erlösen daraus finanzieren sie ihre Arbeit oder andere karitative Zwecke. Und dabei ist Menden absoluter Kreismeister: In keiner anderen Kommune, die im Zweckverband für Abfallentsorgung (ZfA) organisiert ist, kommt so viel Altpapier bei solchen Straßensammlungen zusammen. Aber nicht nur die Sorge um die Vereine war ein Argument, sondern auch die Zahl der Tonnen. Gerade erst habe man diskutiert, dass es zu viele Tonnen in der Innenstadt gebe — eine zusätzliche blaue verschärfe das Problem noch.
Die Sammlungen der Vereine seien keine Alternative: „So oft kommen die ja nicht. Wir wohnen im Neubaugebiet Abendsiepen, haben ein Haus ohne Keller und keinen Platz, um das Altpapier lange zu lagern.” Die blaue Tonne wäre da eine Erleichterung gewesen. „Von mir aus gebe ich den Vereinen dann auch das Papier aus der Tonne, wenn sie vorbeikommen.” Alexandra Bolender kritisiert: „Die Ratsmitglieder hätten die Bürger vorher fragen sollen.”
Auch bei uns im Internet unter www.derwesten.de/menden (siehe unten) wird das Thema heftig diskutiert. Die meisten kritisieren das Nein zur blauen Tonne, andere sehen die Vereine dadurch gestärkt.
Aber würden die Straßensammlungen der Vereine tatsächlich unter der blauen Tonne leiden? Ein Blick weit über Mendens Grenzen hinaus nach Aue-Wingeshausen im Wittgensteiner Land. Seit vielen Jahren sammelt dort der SPD-Ortsverein Altpapier und steckt den Erlös in die dörfliche Infrastruktur. Vor gut einem Jahr wurde auch hier die blaue Tonne eingeführt. Gab es einen Einbruch? Der Ortsvereinsvorsitzende Karl-Heinrich Sonneborn: „Nein, das hat uns keinen Abbruch getan, im Gegenteil. Davor haben wir im Schnitt 25 Tonnen gesammelt, jetzt sind es 30 Tonnen.”
Wie kommt das? „Vielleicht sind die Leute durch die blaue Tonne noch sensibler für das Thema geworden. Genutzt wird sie allerdings nur von ganz wenigen.”