Menden. Vor 25 Jahren gründete sich der Mendener Hospizkreis, um das Sterben zu enttabuisieren. Die Mitglieder stehen Menschen am Lebensende zur Seite.
Der Mendener Hospizkreis besteht Ende November seit 25 Jahren. Die Mitglieder stehen Menschen auf Wunsch bis zum Tod zur Seite. „Die Betroffenen spüren, dass die letzte Wegstrecke angefangen hat. Es gibt die große Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Denn oftmals ist der Tod bis zum Ende ein Tabu“, erklärt Ingrid Camatta, Gründungsmitglied und Mitglied des geschäftsführenden Vorstands. +++ Hospizkreis Menden: „Nur wer loslässt, kann auch gehen“ +++
Ingrid Camatta und die beiden Mitglieder des erweiterten Vorstands Ilona Düppe und Uta Lahme berichten anlässlich des Jubiläums aus der Geschichte des inzwischen ein Vierteljahrhundert bestehenden Vereins. „In unserem Verein sind zwar die Frauen deutlich stärker vertreten, doch haben wir mit Engelbert Schulte und Wilderich von Boeselager zwei sehr engagierte Männer im Vorstand beziehungsweise Beirat“, erläuterte Uta Lahme. Angefangen habe alles Mitte der 90er Jahre, als Pastor Theune und Josef Eisenbarth von der St.-Marien-Gemeinde, Dr. Miriam Brockmann, damals Ärztin in Lendringsen, und Wilderich von Boeselager die Idee des Hospizes aufgriffen. +++ Hospizkreis organisiert Trauerfeier für Anonym-Bestattungen +++
Vor etwa 35 Jahren kam die Hospizbewegung von England über die USA nach Deutschland. Es entwickelte sich die Hospizkultur, die bis heute weitgehend von Ehrenamtlerinnen und -amtlern getragen wird. „Wir sind Frauen und Männer aus allen gesellschaftlichen Bereichen“, betont Ingrid Camatta. Die Gründungsmitglieder hatten sich angesichts der sich ändernden gesellschaftlichen Bedingungen Gedanken um das Lebensende gemacht. „Wir wollten das Sterben enttabuisieren, es zurück ins Leben holen, das Lebensende behüten und begleiten und Tod und Trauer wieder in das Alltagsleben einbinden“, erklärt Ingrid Camatta die Beweggründe der Mitglieder des Hospizvereins.
Ausbildung Sterbebegleitung
Nachdem der Hospizgedanke und die Idee der Gründung eines Vereins in den Medien veröffentlicht worden war, wuchs der Kreis, sodass 1996 der Hospizkreis Menden e.V. gegründet werden konnte. „Wir sind stolz und froh darüber, vollkommen selbstständig und unabhängig von anderen Institutionen zu sein. Wir arbeiten ambulant ohne stationäre Einrichtung“, verdeutlicht Uta Lahme. „1997 organisierte Wilderich von Boeselager bei den Maltesern den ersten Ausbildungskurs zum Thema Sterbebegleitung“, erinnert sich Ingrid Camatta. Es sei ganz wichtig, sich selbst kennen zu lernen und das Gefühl dafür zu entwickeln, dass der Tod zum Leben gehört. Einige der damaligen Teilnehmer seien noch heute aktiv.
Corona: Kein Trauertreff, Konzert abgesagt
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Corona Pandemie findet der geplante Trauertreff des Hospizkreises Menden im November und Dezember nicht statt, teilt der Hospizkreis mit.
Es besteht aber jederzeit die Möglichkeit, über das immer besetzte Hospiztelefon unter der Nummer 02373/1754953 oder per E-Mail an hospizkreis-menden@t-online.de Rat und Unterstützung zu erhalten.
Im Falle eines akuten Trauergesprächs wird eine ausgebildete Trauerbegleiterin ebenfalls weiterhelfen.
Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums wollte der Hospizkreis Menden für seine Mitglieder, Freunde und Förderer am kommenden Freitag, 26. November, im TAZ ein Konzert mit der Künstlerin Annett Kuhr veranstalten. Aufgrund der momentanen Corona-Situation und zum Schutz aller muss der Hospizkreis diesen Abend kurzfristig absagen. Der Hospizkreis bittet um Verständnis.
„Jede Situation ist anders“, sagt Ilona Düppe aus ihrer Erfahrung heraus. „Wir gehen nur auf Anforderung in Familien, Pflegeheime und Krankenhäuser und sind im Wechsel am Diensttelefon, sodass wir wirklich kurzfristig Beistand leisten können“, betont Uta Lahme. Wenn angerufen werde, seien die Menschen oft in größten Nöten und sehr erleichtert, dass ihnen jemand zur Seite steht.
Doch auch nach dem Tod sei das Engagement des Hospizkreises noch nicht beendet. Wenn ein Mensch, den der Hospizkreis begleitet hat, verstorben sei, schreibe man einen Kondolenzbrief und gehe, falls die Angehörigen dies wünschten, mit zur Beerdigung. „Dann hat unsere Arbeit einen Abschluss gefunden“, so Uta Lahme.
Offener Treff
Es gibt immer Menschen, die aus den verschiedensten Gründen durch das Ordnungsamt bestattet werden müssen. Diese bekommen eine anonyme Urnenbestattung auf dem Waldfriedhof am Limberg. Schwester Virgina, Wilderich von Boeselager und Altbürgermeister Rudolf Düppe machten sich Anfang des Jahrtausends dafür stark, für diese Menschen eine würdige Trauerfeier auszurichten. „Wir geben den Verstorbenen noch einmal einen Namen“, macht Uta Lahme deutlich. Der Tod wird auch über eine Traueranzeige in der Zeitung bekannt gegeben. Viele Menschen erfahren erst über diese Anzeige, dass ein ihnen verbundener Mensch verstorben ist. So können frühere Lebenspartner, Familienangehörige, Nachbarn oder Arbeitskollegen an der Trauerfeier teilnehmen.
Den offenen Treff zur Trauerbegleitung leitet federführend Marion Kleine. Dort können Trauernde sich immer am letzten Samstag des Monats im St.-Vincenz-Altenheim treffen (siehe Infobox). Wer nicht in die Gruppe möchte, kann auch telefonisch ein Einzelgespräch vereinbaren. In den Monaten von Mai bis September hat der Hospizkreis einen Stand auf dem Mendener Wochenmarkt. „Viele wollen nur Informationen. Die gibt es hier ohne Schwellenangst“, sagt Ilona Düppe. In der Pandemie gilt der Hospizkreis als systemrelevant. Das bedeutet, dass Sterbebegleitungen im privaten Umfeld und auch in Pflegeheimen möglich waren und sind.