Menden. Dr. med. Frank Albrecht impft in Menden auch Nicht-Patienten. Aber der Ton der Impfwilligen wird immer rauer und dem Arzt reicht es langsam.

Es ist eine Minute vor Zwölf, die Belastungsgrenze ist so gut wie erreicht. Der Gynäkologe Dr. med. Frank Albrecht und sein Team arbeiten am Limit, um ihre Patientinnen auf der einen und Impfwillige auf der anderen Seite zu versorgen. „Der Alltag schwenkt zum Impfen hinüber. Die Leute glauben, das sei hier ein Impfzentrum“, sagt der Medizinier. Der Ton sei unerträglich und frech.

Dr. Frank Albrecht richtet deshalb einen Appell an die Menschen: „Wir sind weder Impfzentrum noch Impfbus. Das ist manchen Zeitgenossen nur schwer begreiflich zu machen. Die reagieren mit Unverständnis bis hin zu bodenlosen Frechheiten, wenn sie nicht sofort und augenblicklich zeitnahe Termine erhalten. Die Telefone stehen nicht still, mein Personal arbeitet am Limit. Und dann diese Unverschämtheiten! Wenn sich das so fortsetzt, werde ich, wie die meisten Mendener Ärzte auch, das Impfen einstellen oder nur auf praxiseigene Patienten und Angehörige beschränken. Alles hat seine Grenzen!“

Impfungen in der Mittagspause und nach Feierabend

Dabei führt Albrecht die Impfungen nur on top aus, sprich in seiner Mittagspause oder nach der eigentlichen Sprechstunde. Konkret bedeutet das: Arbeiten von 8 bis mindestens 17 oder 18 Uhr, ohne Pause. Und manchmal, so Albrecht, impft er nach seiner Sprechstunde noch weiter, um das Pensum zu schaffen. „Im Oktober und November haben wir mehr als 1000 Leute geimpft. Wir drehen am Rad. Es werden furchtbare Sachen am Telefon gesagt. Und das obwohl wir nur helfen wollen.“ Seine Kernkompetenz ist und bleibe aber die Frauenheilkunde.

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Das Problem: Frank Albrecht ist einer von zwei Ärzten in Menden, die auch praxisfremde Menschen gegen das Coronavirus impfen. Und solange der Märkische Kreis seine Impfzentren nicht wieder öffnet und private Impfzentren in Menden noch nicht stehen, laufen bei Frank Albrecht und seinem Kollegen Dr. Naujoks die Telefone heiß. Der Mediziner wünscht sich, dass die Impfzentren (wieder) öffnen und auch, dass seine Kolleginnen und Kollegen den Mut aufbringen, auch praxisfremde Personen zu impfen. Er wünscht sich mehr Anstand von den Impfwilligen und dass sie rücksichtsvoller gegenüber ihm, seinem Personal und seinen eigentlichen Patienten sind. Einige, erzählt er, würden sich nach der Spritze wenigstens für ihr schlechtes Benehmen entschuldigen. Doch das sei nicht die Regel.

Termine bis in den Februar 2022 vergeben

Der Mediziner sagt: „Manchmal fehlt nur noch das Tüpfelchen auf dem I. Es sei in seinen Augen „unbedingt sinnvoll, das Impfzentrum wieder zu öffnen“. „Der Impfbus kann das nicht alleine schaffen.“ Ihn ärgert das Verhalten der Menschen. Aber er weiß auch, dass es bei vielen die Torschlusspanik sei, die diese Reaktionen auslöse.

Albrecht selbst möchte bis Jahresende schauen, wie sich die Situation entwickelt. Sollte der Ton so bleiben und seine vier Mitarbeiter weiterhin mit Frechheiten überhäuft werden, so will er das Impfen „Fremder“ einstellen. Eigentlich, so Albrecht, hat er schon bis in den Februar Impftermine vergeben. Und noch dazu macht er den Job sehr gerne und will dranbleiben. „Das ist etwas Gutes und es ist sinnvoll“, sagt er und hofft auf die Vernunft der Impfwilligen.

Dr. med. Frank Albrecht wird am kommenden Samstag ab 9 Uhr einen Impftag in seiner Praxis im Krankenhausweg veranstalten, um den Impfwilligen gerecht zu werden. „Ich erwarte 300 bis 400 Menschen“, sagt er. Geimpft werde „bis der Kühlschrank leer ist“.