Menden. Bei der Sparkasse Hemer-Menden hat sich die Zahl der Vollzeitstellen fast halbiert. Personalkosten sinken, aber der Vorstand wird immer teurer.

Die Sparkasse Hemer-Menden hat seit der Fusion fast die Hälfte ihrer Vollzeitstellen abgebaut. Die Zahl der Angestellten verringerte sich von 206 im Jahr 2008 (kurz vor der Fusion) auf nur noch 107 im Jahr 2020. Auch die Zahl der Auszubildenden wurde massiv zurückgefahren. Gegenüber dem Start bildet die Sparkasse nur noch etwa ein Drittel an Nachwuchskräften aus. Die Vorstandsgehälter nehmen einen immer größeren Anteil an den Personalkosten ein. Das ergab eine Auswertung der Redaktion im Vergleich der Jahresberichte der vergangenen Jahre. +++ So berichteten wir früher: 12,5 Prozent mehr Geld für Dietmar Tacke +++

Offiziell hatte die Sparkasse immer nur von einem moderaten Personalabbau gesprochen. Wenn Geschäftsstellen geschlossen wurden, hieß es, dass das Personal an anderen Standorten weiter eingesetzt werde. Im Jahresbericht ist von „konsequentem Personalmanagement“ die Rede, um die durch Tariferhöhungen steigenden Personalkosten zu reduzieren. Ein Teil wurde durch gezielte Altersteilzeitvereinbarungen erreicht. So sind die Personalkosten seit 2009 von 16,5 Millionen Euro auf 13,4 Millionen Euro im vergangenen Jahr gesunken – trotz Inflation und Tariferhöhungen.

Wieder eine Erhöhung der Grundbezüge des Vorstands

Gleichzeitig steigen die Grundbezüge des Vorstands weiter stetig an. Die Vorstandsgehälter nehmen dabei auch einen immer größeren Anteil an den gesamten Personalkosten ein. Der Verwaltungsrat genehmigte dem Vorstandsvorsitzenden Dietmar Tacke im vergangenen Jahr erneut 5000 Euro mehr Jahresvergütung. Sein Kollege Jörg Kötter erhielt 4000 Euro mehr. Tacke erhält 329.000 Euro Grundgehalt, Kötter 299.000 Euro.

Die Bonuszahlungen für die Vorstände sind in den vergangenen Jahren allerdings vor allem für Dietmar Tacke zurückgegangen. Ein Grund dafür sind schlechtere Leistungen in der Bilanz. An zusätzlichen Vergütungen erhielt Tacke zuletzt „nur“ noch 65.000 Euro. In den Jahren 2017 und 2016 waren es jeweils 89.000 Euro. Dazu kommen für beide zusammen Pensionsrückstellungen von gut 600.000 Euro. Die hochgerechneten Ansprüche der beiden Vorstände belaufen sich auf 7,1 Millionen Euro.

Letztmalig „Sanierungserfolgszulage“ für Dietmar Tacke

Die Vorstandsetage der Sparkasse Hemer Menden (Märkisches Sauerland), links: Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Dietmar Tacke, in der Mitte Vorstandsmitglied Jörg Kötter.      
Die Vorstandsetage der Sparkasse Hemer Menden (Märkisches Sauerland), links: Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Dietmar Tacke, in der Mitte Vorstandsmitglied Jörg Kötter.       © Unbekannt | Hendrik Schulze Zumhülsen

Die Sparkasse erklärt den Anstieg des Grundgehaltes im Jahresbericht damit, dass auf die die festen Gehaltsansprüche die Tarifentwicklung des öffentlichen Dienstes angewendet werde. Die Leistungszulage dagegen werde jährlich durch den Verwaltungsrat individuell festgelegt. Grundlage ist der wirtschaftliche Erfolg – im Sparkassensprech heißt das „Ergebnisbeitrag zur Erfüllung der Unternehmensziele“.

Dietmar Tacke erhielt letztmalig im vergangenen Jahr eine „Sanierungserfolgszulage“, die nach der Pleite der Mendener Sparkasse und der Fusion der Sparkassen Hemer und Menden ins Leben gerufen wurde. Die Zulage richtete sich unter anderem an der Erhöhung des wirtschaftlichen Eigenkapitals.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der Rechercheverbund Correctiv hatten vor einigen Jahren Tackes Bonuszahlungen kritisiert, weil diese die Empfehlungen des Sparkassenverbandes überschritten. Dieser empfiehlt maximal 15 Prozent Bonuszahlungen. Tacke erhielt über den Umweg der Sanierungserfolgszulage 25 Prozent. Tacke rechtfertigte sich damals mit einem völlig anderen Modell bei der heimischen Sparkasse, das auch für alle anderen Angestellten gelte.

Sparkasse reagiert nicht auf Anfragen

Rückblick auf 2013:Wechsel im Vorstand der Sparkasse Märkisches Sauerland: (v.l.) Thomas Prochmann, Dietmar Tacke (Vorstandsvorsitzender), Jörg Kötter (neues Vorstandsmitglied), Dr. Christian Wingendorf (stv. Vorstandsmitglied) und Michael Esken (Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse).
Rückblick auf 2013:Wechsel im Vorstand der Sparkasse Märkisches Sauerland: (v.l.) Thomas Prochmann, Dietmar Tacke (Vorstandsvorsitzender), Jörg Kötter (neues Vorstandsmitglied), Dr. Christian Wingendorf (stv. Vorstandsmitglied) und Michael Esken (Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse). © Sparkasse | eingereichtes Foto

Welche Zukunft hat die Filiale an der Papenhausenstraße überhaupt noch? Die Sparkasse beschäftigt heute insgesamt kaum mehr Personal als die selbstständige Sparkasse Menden vor ihrem Aus. Es ist von deutlichen Überkapazitäten die Rede. Schon vor Jahren soll intern die Aufgabe des Gebäudes beratschlagt worden sein. Die Sparkasse bestritt stets einen Rückzug beim Service in Menden. +++ Auch interessant: Trotz Rekordgewinns teurere Preise für die Girokonten +++

Auf Nachfrage der Redaktion zu Vorstandsgehältern und weiterem Personalabbau hat die Sparkasse wie schon wiederholt in der Vergangenheit nicht reagiert. Sparkassen haben allerdings wie Behörden eine weitreichende Auskunftspflicht.