Kreis Unna. Mitarbeiter sollen den Tieren literweise Blut abgezapft, sie mit Stromschlägen malträtiert und gar Kinder zur Misshandlung angestiftet haben.

Langsam, aber sicher wird das ganze Ausmaß hinter der geschlossenen Viehsammelstelle im Kreis Unna deutlich: Mitarbeiter des Unternehmens sollen abgemagerte Tiere immer wieder misshandelt haben. Zudem stehen Vorwürfe der illegalen Tierversuche im Raum. Doch das ist längst nicht alles.

Hat das System versagt?

Die Aufnahmen, die die „SOKO Tierschutz“ gesichtet hat, sollen es in sich haben: Arbeiter verprügeln bis auf die Knochen abgemagerte Tiere bis zur Bewusstlosigkeit, ein krankes Kalb wird getreten und an den Ohren durch die Räume gezogen, Mitarbeiter verteilen Stromschläge, Kühe werden mit der Seilwinde bei vollem Bewusstsein umhergeschleift. Recherchen der „SOKO Tierschutz“ zufolge steht auch der Verdacht der illegalen Tierversuche im Raum. Mitarbeiter des Betriebes sollen den Tieren „literweise“ Blut abgezapft haben, heißt es.

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Es ist der zweite Tierschutz-Skandal binnen weniger Monate im Kreis Unna. In sozialen Medien präsentiert das Unternehmen mit eigener Schlachterei und Metzgerei seine Produkte, wirbt auf der Internetseite für die Qualität. Diese garantiere man zudem durch ein eigenes Kontrollsystem.

Das, so Kreis-Sprecher Volker Maier auf WP-Anfrage, habe allerdings keinen Einfluss auf die Kontrollen vonseiten des Veterinäramtes. Weitere Auskünfte dazu, wie und wann der Kreis generell kontrolliert, gebe man derzeit jedoch nicht.

Fehlende staatliche Aufsicht

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Zwischen Mai und Juli dieses Jahres hatte die Tierrechtsorganisation die Zustände in dem Betrieb eigenen Angaben zufolge dokumentiert. Doch damit nicht genug. Demnach sollen Hintermänner aus einem Schlachterei-Prozess aus Bad Iburg – dort wurde ein Betrieb 2018 nach massiven Verstößen stillgelegt – auch im Kreis Unna mitgewirkt haben. Unter den Lieferanten tauche demnach eine Firma aus Westerkappeln auf. „Die grausamsten Täter zogen einfach ein paar Kilometer weiter, und das Veterinäramt weiß mal wieder von nichts – ein Großversagen von Politik und Justiz“, so der Vorsitzende der „SOKO Tierschutz“, Friedrich Mülln. Einen Kontakt mit diesem Lieferanten hat es nach Auskunft des Betriebes allerdings nicht gegeben. Man arbeite unter Hochdruck an der Aufklärung der Vorwürfe, erste personelle Konsequenzen gibt es bereits.

Desinteresse an Tierschutz

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Aber auch hier scheint noch lange nicht Schluss zu sein. Aufnahmen zufolge sollen sich auch Kinder in den Räumlichkeiten aufgehalten und Mitarbeiter sie angestiftet haben, die Tiere ebenfalls zu quälen. Vonseiten des Unternehmens wird dies jedoch entschieden dementiert.

Die Polizei hat sehr schnell und stark reagiert. So eine Reaktion erwarten wir uns auch von dem Landratsamt und der Politik, die bisher bei Tierschutzfällen Desinteresse zeigen“, so Tierschützer Friedrich Mülln weiter.