Menden. Auch in den Keller des Stadtarchivs Menden drang bei den Überflutungen Wasser ein. Wie der Stadtarchivar historische Zeitungen jetzt retten will.

Starkregen und Überflutungen haben am Mittwoch auch das Mendener Stadtarchiv unter Wasser gesetzt. Bis zu 45 Zentimeters hoch stand es in den Kellerräumen des Gebäudes am Westwall in Menden. Viele der alten Dokumente konnte Stadtarchivar Stephan Reisloh retten. Aber nicht alle. Historische Zeitungen lagern jetzt zunächst in der Gefriertrocknung. Reisloh ist dennoch optimistisch.

Eigentlich hatte der Stadtarchivar an jenem Mittwoch schon den Feierabend im Blick. „Ich wollte mal früher gehen“, erzählt Stephan Reisloh. Dann aber zeigten sich gegen 17.20 Uhr die ersten Vorboten der kommenden Überschwemmung: Im Vorraum des Kellers drückte sich Wasser durch. Reisloh informierte den Hausmeister und begann damit, die Archivkartons aus den ersten Regalen von unten nach oben zu räumen. „In zwei Stunden stieg das Wasser schon auf 20 bis 30 Zentimeter“, beschreibt Stephan Reisloh den Wettlauf gegen die Zeit. Beim letzten Kellerraum musste er sich geschlagen geben. Das Wasser stand zu diesem Zeitpunkt etwa 45 Zentimeter hoch, die Tür ließ sich nicht öffnen: „Den Raum mit den ältesten Zeitungen hat es leider erwischt.“ +++ Nach der Flut: Zwölf Gebäude der Stadt Menden beschädigt +++

Großer Dank gilt dem Hausmeister und der Feuerwehr

Reislohs großer Dank gilt der Feuerwehr, die um 19.45 Uhr eintraf, sich sofort einen Überblick verschafft und mit dem Abpumpen des Wassers begonnen habe. „Die Feuerwehr hat gepumpt, was das Zeug hält“, berichtet er. Zeitungen – unter anderem auch die Bände der WP – verschiedene Nachlässe und städtische Unterlagen konnten derweil noch nach oben auf die Rollregale geräumt werden. Um 3 Uhr in der Nacht war für Stephan Reisloh die Archiv-Rettung dann zunächst beendet. „Der Hausmeister hat nachts noch einmal kontrolliert. Wenn Lutz Wessel nicht gewesen wäre, weiß ich nicht, was geworden wäre“, dankt der Stadtarchivar für die großartige Unterstützung.

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Der Keller des Stadtarchivs Menden steht am 14. Juli unter Wasser.
Der Keller des Stadtarchivs Menden steht am 14. Juli unter Wasser. © Stadt Menden | Stephan Reisloh

Dank gelte auch dem Immobilienservice der Stadt, der sehr schnell reagiert habe sowie den städtischen Auszubildenden. Denn am nächsten Tag, dem Donnerstag, ging es nach der Rettung um Schadensbegrenzung. „Nasse Akten und Zeitungen mussten in Plastik verpackt werden, damit sie nicht kleben.“ Vor allem jene Dokumente, die in dem letzten Kellerraum lagerten und nass geworden waren. Denn die Hoffnung, dass die geschlossene Tür das Wasser womöglich abgehalten habe, hatte sich nicht erfüllt.

Dokumente aus Menden lagern in der Gefriertrocknung des LWL-Archivamts in Münster

Gemeinsam mit einem der Auszubildenden machte sich Stephan Reisloh im Anschluss auf den Weg nach Münster, zum LWL-Archivamt. Dort lagern die Mendener Dokumente jetzt in der Gefriertrocknung. „Man ist optimistisch, sie zu retten“, freut sich der Stadtarchivar. Und nicht nur Mendens Archiv ist offensichtlich betroffen. Reisloh: „Vor Ort hat man mir dann gesagt: Sie sind nicht das einzige Archiv, das heute Unterlagen bringt.“ Im Mendener Archiv hofft man nun, dass Mendens älteste Zeitungen, „Westfälischer Telegraf/Mendener Zeitung“ ab 1861 auf diese Weise gerettet werden können.

In den Räumen des Stadtarchivs stehen inzwischen Bautrockner. Am Freitag lag die Luftfeuchtigkeit noch bei über 70 Prozent - maximal 55 Prozent sind für ein Archiv vertretbar. Der Wert muss dringend sinken, „sonst besteht die Gefahr, dass der Schimmel kommt“, befürchtet Stephan Reisloh.

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Reisloh: Kellerräume am Westwall nicht für ein Archiv geeignet

Nach dem Hochwasser und seinen Folgen für das Archiv fühlt sich Stephan Reisloh jedoch erneut in seiner Einschätzung bestätigt: „Die Räume im Keller sind technisch einfach nicht für ein Archiv geeignet. Das Wasser drückte durch die Fugen in das Gebäude.“ Der Stadtarchivar hatte sich bereits mit einem Appell an den Kulturausschuss gewandt. In einem der Lagerräume wurden, bereits vor der Überschwemmung, Daten wie Temperatur und Feuchtigkeit regelmäßig überschritten.

Das Stadtarchiv ist vorläufig nur eingeschränkt erreichbar und bearbeitet erst einmal nur wichtigste Anfragen, da die Aufräumarbeiten andauern.