Menden. Panne bei der großen Studie zur Corona-Impfung: Beteiligte im Märkischen Kreis wurden nicht informiert. Sie sehen das Vorhaben auch kritisch.
Die Macher einer großangelegten Studie zur Corona-Impfung bei Jugendlichen haben offensichtlich vergessen, vorher die Zustimmung aller Beteiligten einzuholen. Während in Siegen vorzeitig geimpft werden soll, sollte der Märkische Kreis als Vergleichsregion für Nicht-Geimpfte dieser Altersgruppe dienen. Beim zuständigen Gesundheitsamt in Lüdenscheid erfuhr man aber aus der Zeitung von der Studie. Man könne die Studie so auch nicht uneingeschränkt unterstützen, heißt es auf Nachfrage der WP.
Märkischer Kreis betreibt aktuell Ursachenforschung
„Der Märkische Kreis hat mit Verwunderung die Berichterstattung zur Kenntnis genommen, dass der Kreis als Vergleichsregion zu Siegen-Wittgenstein für eine Studie für Impfungen dient“, sagt Kreissprecher Alexander Bange. „Wir betreiben aktuell Ursachenforschung, warum wir in diesen Prozess nicht eingebunden worden sind.“ +++ Auch interessant: Der Märkische Kreis lädt zur Impfaktion ohne Termin ein +++
Die Macher der Studie hatten am Freitag mit ihrer Ankündigung bundesweit Aufmerksamkeit erzielt. Sie wollen im Landkreis Siegen-Wittgenstein nahezu alle Kinder und Jugendlichen im Alter ab 12 Jahren impfen, um Daten zur Impfung in dieser Altersgruppe zu gewinnen. (Voraussetzung ist, dass die Betroffenen das selbst wollen.) Das Forschungsprojekt macht eine Ausnahme, weil es für diese Altersgruppe aktuell noch keine Impfempfehlung der ständigen Impfkommission gibt. Der Märkische Kreis sollte Vergleichsregion sein, hieß es von den Machern der Studie. Beteiligt sind unter anderem die Uni Siegen, die Ruhr-Uni Bochum und die Universität des Saarlandes.
Gesundheitsamt will auf keinen Fall mögliche Impfungen künstlich verzögern
Der Märkische Kreis stellt auf Nachfrage klar, dass man im Kreisgebiet nicht künstlich die Impfungen von Kindern und Jugendlichen verzögern werde, um Teil der Studie zu sein. „Wir halten uns streng an die Empfehlungen der Stiko. Sollten sich die Stiko-Empfehlungen und die Erlasse aus dem NRW-Gesundheitsministerium ändern, werden auch die Impfstellen im Märkischen Kreis Kinder ab 12 Jahren impfen“, sagt Alexander Bange. Damit würden den Verantwortlichen der Studie mutmaßlich die Vergleichsdaten fehlen. „Eltern brauchen also keine Sorge zu haben, dass wir – die Stiko-Empfehlung vorausgesetzt – Kinder nicht impfen werden, um Daten für diese Studie zu liefern, über die wir bislang offiziell keine Informationen haben.“ +++ Hintergrund: Mendener stirbt an Corona – Familie will wachrütteln +++
Woran scheiterte es im Informationsfluss? „Für mich ist das auch neu. Ich bin auch davon ausgegangen, dass der Märkische Kreis informiert worden ist“, sagt Sprecher Andre Zeppenfeld von der Uni Siegen auf Nachfrage. Die beteiligten Mediziner von den Universitäten waren zunächst nicht zu erreichen.
Rolle der Vergleichsregion aktuell noch offen
Offen ist, wie die Rolle der Vergleichsregion überhaupt aussehen soll. Etliche Daten zur Impfung sind zwar offen verfügbar. Aus Sicht des Märkischen Kreises macht die Rolle als Vergleichsregion aber auch nur Sinn, solange die Impfempfehlung nicht für Über-Zwölfjährige gilt.