Neimen. Kniehoch stehen Wasser und Schlamm bei der Lübbering Umwelttechnik GmbH. Die Aufräumarbeiten werden noch Wochen dauern.

„Es war unfassbar“, sagt Jörg Müller. Als das Jahrhundert-Unwetter am vergangenen Sonntag über Fröndenberg zieht, erfährt er, dass auch sein Betrieb betroffen ist. Mitten in Neimen steht das Erdgeschoss der Lübbering Umwelttechnik GmbH kniehoch unter Wasser. Nun ist das große Aufräumen angesagt.

Jörg Müller zeigt, wo Schlamm und Wasser ihre Spuren hinterlassen haben. Die Aufräumarbeiten werden noch Wochen dauern, der Schaden liegt im sechsstelligen Bereich.
Jörg Müller zeigt, wo Schlamm und Wasser ihre Spuren hinterlassen haben. Die Aufräumarbeiten werden noch Wochen dauern, der Schaden liegt im sechsstelligen Bereich. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

„Das war ein gespenstisches Szenario. Es war pechschwarz“, berichtet der Geschäftsführer. Die dunkle Wand über Westick kündigt dabei bereits auf dem Weg an, was später folgen sollte: ein Jahrhundert-Unwetter. „Auf dem Weg habe ich den Ernst der Lage erst erkannt. Mir hat’s die Sprache verschlagen“, erinnert sich Müller. Zu diesem Zeitpunkt ist von der Straße, dem Bahnübergang oder dem Hof auf dem Betriebsgelände schon lange nichts mehr zu sehen. Eine braune Suppe steht kniehoch dort, wo sonst Lkw Lieferungen abladen. An ein Durchkommen zum Betrieb ist nicht zu denken.

Müller ruft bei der Feuerwehr an, bei der binnen weniger Stunden hunderte Notrufe eintrudeln. Die Wehrleute wollen Jörg Müller aber nicht alleine auf das Gelände lassen. Zu groß ist die Gefahr der Schlammmassen. „Es war wie eine kleine Flutwelle“, sagt Müller. Wasser und Schlamm drücken in die Halle und ins Erdgeschoss. Die Spuren sind auch zwei Tage nach dem Unwetter noch zu erkennen. Türen lassen sich nicht mehr schließen; die Feuchtigkeit hat die Rahmen aufgedunsen. Bautrockner röhren dort, wo sonst Vertriebsmitarbeiter Lieferungen für Großkunden vorbereiten. Computer, Akten, gelagerte Materialien – der Großteil ist jetzt sprichwörtlich für die Tonne, fürchtet Müller.

Die Aufräumarbeiten, schätzt der Geschäftsführer, werden „einige Wochen, wenn nicht sogar Monate“ dauern. Derzeit verlagert der Chef Büros aus dem Erdgeschoss in höher gelegene Etagen. Der Firmenserver im Obergeschoss sei glücklicherweise nicht betroffen, sodass der Betrieb zumindest eingeschränkt weiterarbeiten kann. „Sonst wäre das Ganze schon existenzbedrohend“, erklärt Müller. Großkunden aus ganz Deutschland hätten bereits ihre Hilfe angeboten, auch umliegende Westicker Firmen hätten sich untereinander bereits abgestimmt für Hilfsmaßnahmen. „Man hilft sich gegenseitig. Trotz der eigenen Not“, zeigt sich Müller beeindruckt. Auch die eigenen Mitarbeiter packten bis spät in die Nacht mit an, um zu retten, was noch zu retten ist.

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Trotz einer Vielzahl von Einsätzen ist Jörg Müller voll des Lobes für die Fröndenberger Feuerwehr. Eine Großspende, die sonst immer im Rahmen von Menden à la carte vorgesehen ist, will Müller kurzerhand auf die Ehrenamtler der Ruhrstadt umbuchen. Was die Wehr geleistet habe – noch dazu viele von ihnen in ihrer Freizeit –, könne nicht hoch genug geschätzt werden. Gerade weil ähnliches in Zeiten des Klimawandels zu befürchten ist. „Ich glaube, wir müssen uns grundsätzlich darauf einstellen, dass sich solche Wetterlagen häufen werden.“ Das betreffe Unternehmen, Stadt und Einwohner gleichermaßen.

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Wie groß der Schaden ist, darüber könne Jörg Müller derzeit nur spekulieren. Ein erster Gutachter geht derzeit von einem sechsstelligen Betrag aus; weitere Gutachten sollen in den kommenden Tagen folgen. Ein Problem vor dem die Lübbering Umwelttechnik GmbH nun steht, sind die Materialschäden. Ob die gelagerte Ware überhaupt noch verbaut und ausgeliefert werden könne, ist noch offen. Die Schlammreste haften noch an nahezu allem, was sich in Bodennähe befindet.