Fröndenberg. Unwettereinsatz in Fröndenberg: Einsatzkräfte lassen Wasser und Schlamm in einem Teich nun kontrolliert ablaufen. Warum das nötig ist.

Zwei Tage nach dem verheerenden Unwetter über der Ruhrstadt ist nun auch die vorerst letzte Gefahr gebannt. Kräfte der Fröndenberger Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) haben am späten Dienstagnachmittag einen Teich kontrolliert ablaufen lassen. Dies war nötig, nachdem der aufgeweichte Damm drohte zu brechen.

Big Packs und Baumstämme

Der frühere Angelteich oberhalb des Ortsteils Westick ist durch das Jahrhundert-Unwetter stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Den gesamten Montag über waren die Einsatzkräfte damit beschäftigt, den Damm samt Hang zu sichern. Denn es hatte sich immer wieder Sediment gelöst. „Die Lawine wäre sonst ins Tal gerauscht und hätte Menschenleben gefährdet“, erklärt Feuerwehr-Sprecher Uli Redlin. Gut 2000 Sandsäcke und eine Folie verbauten Helfer im Laufe der Dammsicherung. Doch das war nur ein Provisorium. Die Sorge der Feuerwehr: Bei weiteren Niederschlägen in der Ruhrstadt könnte der Damm nicht mehr halten.

Der provisorische Damm unterhalb des Angelteichs, den Feuerwehr und THW errichteten.
Der provisorische Damm unterhalb des Angelteichs, den Feuerwehr und THW errichteten. © Tobias Schürmann

Am Montagabend gegen 23 Uhr nahm die Wehr dann Kontakt zu einem lokalen Baumarkt auf. Aus dem benachbarten Menden konnten so schließlich mehrere dutzend sogenannter Big Packs, große mit Schotter gefüllte Säcke, geordert werden. „Hilfe auf dem kurzen Dienstweg“, sagt Feuerwehr-Sprecher Uli Redlin und lacht. Baumstämme sollten eine zusätzliche Schutzbarriere bilden, damit die Säcke nicht weggespült werden. Die Sperre hatten die Einsatzkräfte etwa 100 Meter unterhalb des früheren Angelteichs errichtet.

Am Teich konzentrierten THW und Feuerwehr am Dienstag ihre Arbeiten. Etwa 70 Kräfte waren in diesem Zuge im Einsatz. Ein Bypass sollte das Wasser kontrolliert ablaufen lassen. Mit schwerem Gerät musste das THW sich seinen Weg bahnen. Gut eineinhalb Stunden hob ein Bagger Schaufel um Schaufel Schlamm und Matsch aus dem Damm, immer wieder unter den prüfenden Blicken der Einsatzleiter. „Die Situation ist völlig unberechenbar“, erklärt Redlin zwischendurch. Das Problem: Der Schlamm muss so oder so aus dem Teich, da er eine „latente Gefahr“ darstelle. Dazu mussten sich die Experten jedoch erst einen Überblick verschaffen.

Anwohner kehren zurück

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Gespannt verfolgten auch Mitarbeiter des Bauamtes die Arbeiten an dem Damm; einen solchen Einsatz gebe es schließlich nicht häufig. Als sich in der Schaufel des Baggers zusehends mehr nasser Schlamm sammelt, meldet der Einsatzleiter: „Eine Schaufel noch!“ Doch statt eines Dammbruchs plätscherte das Wasser zunächst nur in einem kleinen Rinnsal heraus. „Es läuft alles nach Plan“, erklärt Uli Redlin. Ähnlich wie bei einer Brandwache wolle man die Situation vor Ort auch die Nacht über weiter im Blick behalten. Das gilt vor allem für die Situation am provisorischen Damm, von dem aus das Wasser in die Kanalisation geleitet werden soll, sagt Redlin.

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Das kontrollierte Ablassen des Teiches hat auch für die Anwohner im tiefer gelegenen Ortsteil Westick eine positive Auswirkung: Sie werden nun sukzessive wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren können. Etwa 700 Anwohner evakuierte die Stadt noch tags zuvor und brachte sie in der Gesamtschule unter (siehe Bericht).

Wie es mit dem früheren Angelteich nun weiter geht, ist indes noch offen. In den kommenden Tagen soll der Schlamm zunächst trocknen, ob dieser dann auch ausgehoben wird, ist unklar.