Menden. Sie hätte im Lockdown gefragter sein müssen denn je – doch Corona hat die Nachfrage nach der lebensrettenden Notfalldose glatt abgeschnitten.
Nach einer ungeplanten und obendrein sinnlosen Corona-Unterbrechung soll ein echter Lebensretter wieder an den Start gehen: die Mendener Notfalldose. Seit dem Startjahr 2017 legte die lebensrettende Info-Dose in Menden eine echte Erfolgsstory hin. Bis zum Frühjahr 2020, dem Einsetzen der Pandemie, hatte das DRK allein in Menden insgesamt 3850 Datendosen an den Mann und die Frau bringen können. Vom heimischen Rotaryclub gestiftet, sind die Dosen für die Bürgerinnen und Bürger kostenlos. Ausgegeben wurden sie über Apotheken, Arztpraxen, die Grünen Damen im St. -Vincenz-Krankenhaus und weitere Anlaufstellen wie die Feuerwehr – und das Ganze soll jetzt wieder Fahrt aufnehmen.
Pandemiebedingter Abbruch der Nachfrage für DRK-Chef nicht nachvollziehbar
Denn Bernd Schmidt, Vorsitzender des Mendener DRK-Ortsvereins, kann den pandemiebedingten Abbruch der Nachfrage bis heute nicht wirklich verstehen: „Das war von einem Tag auf den anderen wie abgeschnitten.“ Dabei gelte doch, dass gerade im Lockdown der Rückzug in die eigenen vier Wände für einen eher noch größeren Bedarf an Notfalldosen hätte sorgen müssen. „Ob die Leute nun ganz andere Dinge im Kopf hatten oder welchen Grund es ansonsten gab – ich kann es nicht sagen“, erklärte Schmidt am Mittwoch gegenüber der WP.
Medikamente, Allergien, Schrittmacher? Überlebenswichtige Info-Box
Um dieses Unverständnis zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, wofür die Notfalldosen da sind. Es zählt zum Alltag von Rettungskräften, dass besorgte Nachbarn allein lebende Mitbewohner melden, die sie eine Zeit lang nicht gesehen haben. „Person hinter Tür“, heißen diese Einsätze. Dann werden die Menschen aufgesucht, es wird geklingelt, im Zweifel die Tür aufgebrochen. Ist tatsächlich jemand in der Wohnung, der bewusstlos oder verwirrt ist und sich nicht mehr artikulieren kann, stehen die Retter regelmäßig vor einem Riesenproblem: Welche Notfallbehandlung ist hier überhaupt möglich? Welche womöglich schweren Vorerkrankungen hat dieser Mensch, welche Medikamente nimmt er regelmäßig ein, gibt es eine Patientenverfügung zur Art der Behandlung – und wo liegen diese Sachen? Hat der Patient etwa einen Schrittmacher, ist er zuckerkrank oder Bluter? Welche Impfungen liegen vor, und auf welche Medikation sind allergische Reaktionen zu befürchten?
Auch Fragen nach Angehörigen oder Haustieren werden beantwortet
Daneben stellen sich weitere lebenspraktische Fragen: Wer ist als Angehöriger zu verständigen, wenn es jetzt fürs Frauchen jetzt ins Krankenhaus geht? Wer wird von dieser Person womöglich gepflegt, wer wird jetzt nicht von der Schule abgeholt? Wer nimmt den Hund oder die Katze auf?
Die Kühlschranktür als Standard-Aufbewahrungsort
Das alles und noch viel mehr enthält die grün-weiße Notfalldose. Im Lockdown hätte sie folglich gefragter sein müssen denn je. Damit die Info-Box rasch gefunden wird, sollte sie immer in der Kühlschranktür stehen. Nicht, weil sie gekühlt werden müsste, sie enthält nur die ausgefüllten Infoblätter. „Es ist aber der einfachste Weg, weil in fast jeder Wohnung ein Kühlschrank steht“, sagt der Mendener Apotheker Horst-Lothar Müller. Seine Heide-Apotheke erhält an diesem Mittwochmorgen von Bernd Schmidt 15 nagelneue Dosen, die erste Nachlieferung seit langem. „Die sind morgen weg“, schätzt Müller.
Für Bernd Schmidt ist das überhaupt kein Problem: „Wir haben noch 1000 da.“